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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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war einfach nicht schlau zu werden, wie er den Arm jetzt – ganz beiläufig – über die Lehne des Schminkspiegelstuhls legte, den er zu dem winzigen Schreibtisch hinübergezogen hatte. Dakota vermochte seine Gefühlslage überhaupt nicht einzuschätzen. Wieso war er so nett zu ihr gewesen, nachdem sie sich die Aufzeichnungen angesehen hatten? Sie wusste, dass sie unschuldig war, aber selbst ihr waren nach dem Betrachten dieses Drecks ein paar verdammte Selbstzweifel gekommen.
    Sein Blick war fest, auf seinen Lippen nicht das geringste Lächeln. Er stand auf, ließ die Videoaufnahme vor dem Haus ihrer Eltern aber weiterlaufen.
    »Ich gehe kurz duschen. Zieh dich inzwischen an, die Schuhe auch.«
    »Wieso?« Sie warf den Kopf zurück. »Gehe ich irgendwohin?«
    »Wir wissen nicht, wer hinter uns her ist. Sollte irgendjemand hier auftauchen, möchte ich bereit sein und sofort die Beine in die Hand nehmen können.« Er ging in Richtung Bad; vier Schritte, mehr waren es nicht, und schon stand er gerade mal einen Fuß von ihr entfernt.
    Als er die Hand ausstreckte, versteifte sich Dakota. Er ließ sie wieder fallen, noch bevor er ihr Gesicht berührte. »Wir werden diesen verdammten gordischen Knoten entwirren. Und zwar gemeinsam.« Mit sanfter Stimme, aber erbittert, fügte er hinzu: »So oder so.«
    Ihr Herz tat einen Sprung. Glaubte er etwa nicht, was die Bandaufzeichnungen ihm so offenkundig sagten? »Rand …«
    An der Tür klopfte es. Er legte ihr zwei Finger auf die Lippen. »Nachher. Das ist der Zimmerservice.«
    »Oder die Bullen, die Killer oder irgendwelche Paparazzi. Oder alle drei zusammen.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem milden Lächeln. »Oder aber Spaghetti mit Fleischklößchen.«
    Er ging zur Tür, ließ den Kellner mit dem Servierwagen herein, gab ihm ein Trinkgeld und begleitete ihn wieder hinaus. Als er dabei an dem Tischchen vorbeikam, schaltete er den Computer aus. »Das hat Zeit, bis wir gegessen haben.«
    Dakota stand mitten im Zimmer, als sich die Badezimmertür hinter ihm schloss. Gott – mach dir bloß keine Hoffnungen, dass dir
wenigstens einmal
jemand glaubt, was du seit Jahren jedem klarzumachen versuchst, der ein Ohr für dich hat.
    Vielleicht wollte er sie nur in trügerischer Sicherheit wiegen, während er Kontakt zu den Behörden aufnahm …
    Hastig zog sie sich an: schwarze Tunnelzughose, schwarzes T-Shirt und flache Schuhe. Gleich vor dem Fenster gab es eine klapprige Feuerleiter. Sie sah aus, als könnte sie ein kräftiger Wind aus ihrer rostigen Verankerung in der prähistorischen Hotelwand reißen.
    Sie wandte sich wieder zum Zimmer herum, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und machte sich daran, es zu einem Zopf über ihrer Schulter zu flechten. Die Vorstellung, sich davonzumachen, erfüllte sie nicht gerade mit Begeisterung, aber wenn nötig, würde sie es tun. Europa war groß. Rand würde sie bestimmt nicht finden. Im Übrigen war sie in einem Punkt im Vorteil: Sie wusste, wo sich der zweite Schurke mit den Phiolen befand. Er nicht. Und, noch besser: Sie glaubte, dass sie
möglicherweise
im Besitz eines Hinweises war. Auf jeden Fall hatte sie etwas, dem sie nachgehen würde. Mit oder ohne Rands Hilfe.
    Die Dusche wurde abgestellt. Sie zog einen zweiten Stuhl zum Tisch heran und nahm die Haube von dem Essen, das Rand bestellt hatte. Dünne Steakscheiben auf einem Rucolabett, mit einer Vinaigrette aus Öl und Balsamicoessig und geriebenem Käse. Exakt das, was sie sich auch selbst bestellt hätte. Sie war überrascht, dass er sich erinnerte, was sie gerne aß. Sie griff zum Glas mit eiskalter Milch – ebenfalls ein Ergebnis seines guten Gedächtnisses – und nippte daran, während sie wartete.
    Als er schließlich – vollständig angezogen – aus dem Bad kam, sah sie, dass er sich rasiert hatte. Das nasse Haar hatte er sich mit den Händen nach hinten gestrichen – seine Art, sich zu kämmen.
Oh Gott, Rand
– allein schon sein Anblick versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich. Sie war nicht im Mindesten hungrig, doch als er ihr gegenüber Platz nahm, legte sie sich eine Serviette auf den Schoß und griff zum Besteck. »Sieht lecker aus. Danke.« Ihr leichtfertiges Herz bestand darauf, die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass zwischen ihnen doch noch nicht alles verloren war. Trotz ihrer Trennung – und der zwei Jahre, die seitdem vergangen waren – hatte Rand sich nicht nur an ihre Vorlieben und Abneigungen erinnert, sondern

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