Atemlos - Toedliches Erbe
ihnen sogar Rechnung getragen. Dabei müsste er sie doch eigentlich hassen.
Er goss sich ein Glas Weißwein ein. »Geh alles mit mir durch – aus deiner Sicht.«
»Beginnend womit?«
»Beginnen wir mit dem Treffen mit meiner Mutter, bevor sie zu ihrer Reise aufgebrochen sind.« Er stopfte den Korken zurück in die Flasche. Schade nur, dass sich diese Situation nicht auch in die Flasche zurückstopfen ließ.
»Du hast doch gesehen, was …«
Das Glas stoppte auf halbem Weg zu seinem Mund. »Dakota? Ich habe
dich
gefragt. Fangen wir damit an, dass ich mir die Aufnahme mehrfach angesehen habe. Mit Ton und ohne. Sie ist ziemlich clever überarbeitet worden.«
Ihre Gabel landete scheppernd auf ihrem Tellerrand. Eine überwältigende Woge der Erleichterung überkam sie. »Oh mein Gott. Ich …«
»Spar dir die Vorreden. Geh besagten Abend mit mir durch, so wie er dir in Erinnerung geblieben ist.« Er kippte das halbe Glas in einem tiefen Zug hinunter.
Sie erzählte ihm von dem ursprünglichen Anruf seiner Mutter, als diese sie zu einem Abend unter Frauen und einem Plausch über die Hochzeit einlud. Wie sonderbar es ihr vorgekommen war, das Gespräch draußen auf der Veranda zu führen – bei dieser Kälte. Was Catherine tatsächlich gesagt hatte, und was sie selbst gesagt hatte, soweit sie sich daran erinnerte.
Rand machte sich daran, sein Steak zu zerschneiden, ohne jedoch davon zu essen. »Was war in dem Briefumschlag?«
»Unser Hochzeitsgeschenk von ihnen. Tickets für Paris samt Reiseroute.«
»Kein Geld.«
Er hatte es nicht als Frage formuliert, aber sie antwortete trotzdem. »Nein.«
»Hätte meine Mutter dich zu bestechen versucht, wie es die Aufzeichnung andeutet, hättest du mir dann davon erzählt?«
»Ja. Na schön, vielleicht. Ich bin nicht sicher. Ich fand unser Gespräch damals ein wenig seltsam, aber nicht so seltsam, um dir davon zu berichten. Sie erzählte mir, sie wolle dich mit der Reise überraschen, und bat mich, dir gegenüber nicht zu erwähnen, dass sie uns die Parisreise zur Hochzeit geschenkt hatten. Tatsache ist, sie hat mich zu sich eingeladen, dann aber nicht mal hereingebeten. Was seltsam war. Andererseits wusste ich, dass sie am nächsten Tag abreisen wollten und vermutlich noch eine Million Dinge zu erledigen hatten. Eigentlich hab ich mir im Nachhinein kaum Gedanken darüber gemacht. Am nächsten Tag sind sie dann zu ihrer Reise aufgebrochen, und ich dachte, ich würde dich zu Weihnachten sehen. Ich hatte vor, dir wegen dieser Reise auf den Zahn zu fühlen …«
»Stattdessen war ich auf dem Weg nach Brunei. Inzwischen hatte meine Mutter mich bereits angerufen, um mir ihre Version eurer Unterhaltung mitzuteilen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich abgesichert hatte für den Fall, dass ihre Version bei mir nicht verfing. Ich hab gewartet und gewartet, dass du mir davon erzählst. Und als von dir nichts kam …«
»Wer im Glashaus sitzt, sollte halt nicht mit Steinen werfen«, fiel sie ihm ins Wort. Und gab sich die größte Mühe, vernünftig zu klingen, auch wenn ihr ganz und gar nicht danach war. Es wäre geradezu widersinnig, jetzt die Nerven zu verlieren, wo er endlich vor ihr saß, bereit, sie anzuhören. Außerdem wäre es einfach verdammt nett von ihm gewesen, wenn er ihr
ausnahmsweise
einmal glauben würde, weil er sie liebte. »Was immer deine Mutter dir erzählt hat, du hättest zu mir kommen und mich nach meiner Sicht der Dinge fragen sollen.«
»Ich war damals viel zu wütend, um vernünftig mit dir zu reden. Und als ich mich endlich wieder eingekriegt hatte, war die Hölle bereits losgebrochen und meine Mutter tot.«
»Als du von Brunei direkt nach
L . A.
zurückgeflogen bist, statt zu mir zu kommen, wusstest du also schon, dass es vorbei war?«
»Ich habe versucht, mir selbst gegenüber zu rechtfertigen, warum es das nicht sein sollte.«
»Na, großartig.« Dakota lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Keine Chance, dem Chaos aus unverarbeiteten Gefühlen zu entkommen, dessen Schwingungen das Zimmer füllten und das zwischen ihnen stand. »Das ist dir ja wohl nicht gelungen – jedenfalls nicht zu meinen Gunsten.«
»Um ehrlich zu sein, als ich in
L . A.
ankam, war ich fest entschlossen, das Risiko einzugehen und zu sagen: Zum Teufel mit den ganzen Beweisen. Ich wollte meine Firma hier aufgeben, alles andere auf Eis legen und nach Seattle kommen. Aber eine Woche darauf war meine Mutter tot und mein Vater verhaftet.«
»Und so hattest du einen
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