Atemlos - Toedliches Erbe
angesichts der jüngsten Ereignisse bedauerlich war – vor allem, falls sie Marmelade zu ihrem Croissant wünschte. Immer vorausgesetzt, sie würde jemals wieder in den Genuss eines vernünftigen Frühstücks kommen.
Als ihr die Tasche von der Schulter zu rutschen drohte, schob sie sie ein Stück höher.
Sie war schwer – vollgestopft mit allem, was sie ursprünglich angehabt hatten, dazu mit all den anderen Dingen, die sie wie eine Schildkröte mit ihrem Haus auf dem Rücken kreuz und quer durch die gesamte Weltgeschichte schleppte. Dabei enthielt sie absolut nichts Überflüssiges, nur das Allernotwendigste. Die neuen Kleider, die sie gekauft hatte, befanden sich – zusammen mit einigen nicht unbedingt lebensnotwendigen Dingen, wie etwa zwei Paar neuen Schuhen – in dem Rollkoffer.
Kaum hatte sich die Aufzugtür geschlossen, sah Rand sie fragend an. Er verzichtete darauf, ihre gescheiterten Hochzeitsreisepläne zu erwähnen, und sie tat es ebenso wenig. Das war jetzt nicht wichtig, und wie sie ihn kannte, hatte er alle Erinnerungen daran längst über Bord geworfen. Worte waren überflüssig, sie waren jetzt beide ganz auf dasselbe Endspiel konzentriert. »Er befindet sich noch immer unter der Erde. Vielleicht ist er ebenfalls müde und macht gerade ein Nickerchen.«
»Oder aber er ist tot«, schlug er vor und stellte den kleinen Rollkoffer neben sich ab.
»Nicht, solange ich seine Zahlen sehe.« Es war wirklich höchst ungerecht, dass Rand nicht genauso übermüdet aussah, wie sie sich fühlte. Sie waren rund um die Uhr unterwegs gewesen und hatten sich mit ein paar kurzen Nickerchen begnügen müssen. Sie fühlte sich wie ausgepresst, schlapp und schmuddelig. Er dagegen sah exakt so aus wie immer: groß gewachsen und sonnengebräunt, die Augen in diesem Licht eher haselnussfarben als braun. Und geradezu lächerlich sexy. Schon vor zwölf Stunden hätte er eine Rasur nötig gehabt. So müde sie war, drückten sich ihre Brustwarzen dennoch durch ihr Trägerhemdchen, als ihr Körper sich an die unzähligen Male erinnerte, die sie diese derben Stoppeln auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie musste daran denken, wie sanft seine Lippen im Vergleich dazu waren, und an seine fordernden Hände.
Das Gewicht seines Körpers, das Gefühl seiner Haut auf ihrer, seines Atems an ihrem Hals, als er in sie eingedrungen war, all das war ihr noch in Erinnerung, so als hätte sich überhaupt nichts verändert.
Verdammt. Sie wünschte, sie würde sich nicht so aus dem Bauch heraus daran erinnern, wie dieser Rand Maguire sich anfühlte, wie er schmeckte. Vielleicht sollte sie sich einer frontalen Lobotomie unterziehen, wenn sie wieder nach Hause kam.
Falls
sie wieder nach Hause kam.
»Ich finde diese verdammte Perücke scheußlich«, eröffnete er ihr so ganz nebenbei, als sie den Aufzug auf ihrer Etage verließen.
Beim Hinaustreten versanken ihre Füße in dem tiefen, grün-marineblauen Teppich. »Du solltest sie selbst mal eine Weile tragen. Sie juckt schlimmer als ein zu enger Hut.«
»Hast du die Perücken etwa gestern auf deinem unerlaubten Einkaufsbummel gekauft?«
Keineswegs. Schon im Lodestone-Jet hatte sie einen ganzen Satz Verkleidungen dabeigehabt: besagte Perücken, eine wendbare Windjacke, zwei leichte Baumwollhosen und ein Make-up in der falschen Farbe. Sie hatte keine Ahnung,
wer
hinter ihr her war oder was sie überhaupt benötigen würde. Immer ganz das Pfadfindermädchen.
Doch als er die Tür aufschloss und sie vor sich ins Zimmer treten ließ, sagte sie nur: »Mein Haar ist zu leicht wiederzuerkennen.« Als sie an ihm vorüberging, streifte ihr Rücken seine Brust.
Er hielt kurz inne, sodass ein wenig Abstand zwischen ihnen entstand, ehe er ihr folgte, was ihr nicht entging. Sie bemühte sich, dem weiter keine Beachtung zu schenken, sondern trat ganz ins Zimmer hinein, sah sich um und nahm dann die Tasche von ihrer Schulter, wo sie einen roten Striemen hinterließ.
Das Zimmer hatte eine schräge Decke, war klein, völlig überladen dekoriert und roch streng nach französischen Zigaretten. Das Bett war prächtig, ansonsten befand sich so gut wie nichts im Zimmer. Dakota stand da, den Blick auf nichts Bestimmtes gerichtet, und versuchte, den ihr noch verbliebenen Rest an Kräften zu mobilisieren, um … irgendwas zu tun. Oder besser: gar nichts zu tun.
War es etwa falsch, einen Mann so sehr zu wollen, wie sie Rand begehrte? Er hatte weiß Gott kein Interesse mehr an ihr, das hatte sie schon kapiert. Ihr
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