Atemlos
bin unbewaffnet und alleine, das ist völlig überflüssig. Lassen Sie mich los, verdammt noch mal. Sie müssen mich nicht fesseln, ich werde schon nicht abhauen.“ Becky versuchte, Sid ihre Lage zu übermitteln und teilte ihm so viele Einzelheiten wie möglich mit. Das ist mein Mädchen , dachte er stolz. Allerdings hatte er für solche Gedanken momentan keine Zeit, den er hörte einen der Männer fragen: „Wen hast du Schlampe angerufen?“ „Meinen Chef. Ich hab ihm mitgeteilt, dass ich Montag wieder anfange. Ich hatte nämlich Urlaub.“ Kluges Mädchen , dachte Sid. Sie würden denken, dass man sie erwartete. Dann hörte er erneut heftiges Klatschen und Beckys gedämpften Schrei. „Schlampe, sag verdammt noch Mal die Wahrheit. Mit. Wem. Hast. Du. Telefoniert? Ich frag nicht noch mal.“ Heiße Wut stieg wie eine Spirale in Sid hoch und färbte seine Gedanken rot. Er würde diese Dreckskerle töten, wenn er sie in die Finger bekam. Beckys Schluchzen tat ihm körperlich weh, aber er konnte nur still und machtlos zuhören, wie diese Typen sie misshandelten. Sid hielt die Hand über sein Handy und raunte Yasmin zu. „Hast du Internet-Empfang mit deinem iPod?“ Yasmin drückte ein paar Mal auf ihrem iPod herum und nickte dann heftig. „Kannst du mit dem Ding ´ne Email schicken?“ Als sie heftig den Kopf schüttelte und ihr die Tränen kamen, drückte Sid das Mädchen kurz an sich. Ihm blutete das Herz, aber er musste Becky kurz alleine mit den Typen lassen. Dabei passte er höllisch auf, dass er das Gespräch in die Warteschleife legte, während er hektisch Matts Nummer wählte. Dieser nahm bereits nach dem ersten Klingeln ab. „Was gibt’s Sid? Alles klar? Nick hat mich gerade angerufen und instruiert. Ich pack´ gerade zusammen und…“ „Sie haben Becky“, unterbrach Sid Matts Redefluss, „Verdammt Matt, sie haben sie und ich habe gehört, wie sie sie geschlagen haben. Sie war so geistesgegenwärtig und hat ihr Handy noch an. Keine Ahnung wo sie es versteckt hat, aber wenn sie es entdecken…“ „Oh Scheiße“, fluchte Matt jetzt auch. „Wir machen Schluss. Bleib bei ihr in der Leitung. Ich werde dich über dein Handy orten. Vielleicht kann ich noch jemanden zur Unterstützung auftreiben, okay? Und Sid! Versuch ruhig zu bleiben. Du hilfst ihr nicht, indem du Panik schiebst. Ich weiß, von was ich rede.“ Sids Stimme klang rau von unterdrückten Tränen. „Ich weiß Matt. Ich dreh nicht durch, versprochen. Finde uns, so schnell es geht.“ Nachdem er Matt weggedrückt hatte, holte er sich die Leitung mit Becky zurück ans Ohr. Er presste das Handy ganz dicht an sein Ohr, konnte aber nur leise Schluchzer und weiter entferntes Gemurmel hören. Anscheinend schienen die Männer zu beratschlagen, wie sie weiter vorgehen sollten. „Becky? Becky, kannst du mich hören?“ Er wagte es nicht, lauter zu sprechen, da er die Männer auf keinen Fall auf sich aufmerksam machen wollte. Becky antwortete ihm nicht. Wahrscheinlich hatte sie das Handy in einer ihrer Taschen, oder am Körper versteckt. Sid hob den Blick und nahm jetzt erst wahr, das Yasmin lautlos vor sich hin weinte. Sie saß auf einem kleinen Felsen, hatte die Arme um sich geschlungen und wiegte vor und zurück. „Ich bin schuld an der ganzen Misere. Das ist alles meine Schuld. Werden sie Becky etwas antun? Sie werden ihr doch nicht wehtun, oder?“ Sid musste heftig schlucken, um seine wahren Empfindungen tief in sich zu begraben. „Nein Yasmin. Sie wollen Becky sicher als Druckmittel benutzen und werden sie deswegen in Ruhe lassen“, log er. „Das alles ist nicht deine Schuld, hörst du? Komm her.“ Mit diesen Worten zog er das schluchzende Mädchen an seine Brust und ließ sie dort weinen. Sie weint für mich mit , dachte Sid und bemühte sich verzweifelt, seine Fassung zu wahren. Es brachte Becky jetzt überhaupt gar nichts, wenn er durchdrehen würde. Er musste einen klaren Kopf behalten. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen und es war stockdunkel. Dadurch hatte es merklich abgekühlt und Yasmin begann zu frösteln. Sid zog sein Hemd aus und legte es dem Mädchen über die Schultern. Sein T-Shirt musste eben reichen, bis Matt und die Kavallerie eintrafen. Tröstend strich er Yasmin über die Haare. „Wir werden bald abgeholt, sei unbesorgt. Dann werden wir Becky zurückholen, das versprech´ ich dir.“ Sid betete stumm, dass er Recht behalten würde und sie Becky unbeschadet da rauskriegen würden. Ihm wurde schlecht bei dem
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