Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Das Fernsehteam wollte die Zeit nutzen, um noch über den Stromausfall in Maidingi zu berichten. Es packte die Scheinwerfer ein und rollte die Kabel auf, die rot und schwarz aus der Küche in die Halle und über den Teppich rankten. Die gesamte Ausrüstung verschwand in Kisten. Die Tierköpfe an den Wänden starrten so verwundert und glasig drein wie der Paidhi.
    Er versuchte sich an jedes einzelne Wort zu erinnern, das er gesagt hatte und in seinem Bericht an Mospheira würde rechtfertigen müssen. Zum Glück waren die wirklich heiklen Themen nicht angeschnitten worden, und bis auf diesen einen Aussetzer in punkto Schnellstraße hatte er sich nichts vorzuwerfen.
    »Es wäre schön, wenn wir Gespräche dieser Art regelmäßig führen könnten«, sagte der Interviewer, dessen Namen Bren entfallen war, doch er glaubte sich dann an ›Daigani‹ zu erinnern. »Vielleicht auch mal auf Mospheira in Zusammenarbeit mit dem dortigen Fernsehsender mit Berichten über Land und Leute. Wie fänden Sie das?«
    »Es würde mich freuen, wenn sich das einrichten ließe«, antwortete Bren. »Ich bin gern bereit, mich für ein solches Projekt bei den zuständigen Stellen auf Mospheira stark zu machen. Noch heute, wenn Sie es wünschen«, fügte er hinzu, was, an die Adresse von Banichi und Jago gerichtet, heißen sollte: Man gebe mir nur ein Telefon. Und sofort beschlichen ihn unheimliche Gedanken. Die Leute der Nachrichtenredaktion mußten doch wissen, daß jemand versucht hatte, ihn zu töten. Darauf aber war niemand zu sprechen gekommen, weder der Interviewer noch er, Bren, selbst. Der konspirative Umgang der Sicherheitskräfte des Bu-javid mit diesem Problem färbte offenbar auf alle ab. Darüber sprach man nicht ohne Genehmigung, schon gar nicht vor laufenden Kameras.
    Sollte womöglich totgeschwiegen werden, daß gestern hier auf Malguri ein Mann getötet worden war? Oder wußte das Fernsehen auch davon schon?
    Bren schwitzte immer noch, obwohl die Luft merklich abgekühlt war. Eine neue Gewitterfront zog auf. Die Leute vom Fernsehteam berichteten, daß sie auf dem Hinflug in Turbulenzen geraten und mächtig durchgerüttelt worden seien. »Sehr ungemütlich«, sagten sie. Bren erinnerte sich, daß Jago einen ganz anderen Kommentar dazu abgegeben und nur die Länge beklagt hatte.
    Als das Portal geöffnet wurde, wehte ein böiger Wind in die Halle, der die Lampen unter der Decke zum Baumeln brachte. Während sich der Interviewer weiter mit Bren unterhielt, schleppte die Mannschaft das Gepäck nach draußen – unter aufmerksamer Beobachtung von Tano und Algini, die an der Tür standen. Algini war mit ihnen nach Malguri heraufgekommen, so auch Banichi. Und Jago… sie hatte sich zurückgezogen, vielleicht ins Bett, um auszuruhen. Sich dahin zu verkriechen wäre jetzt auch nach Brens Geschmack gewesen. Ihm rauchte der Schädel.
    Banichi kam wie gerufen, als er den Interviewer von Bren ablenkte und zur Tür geleitete. Zum Abschied gab es noch viele artige Worte und Verbeugungen; dann, endlich, war es soweit, die Fernsehleute stiegen in ihren Wagen, und Bren konnte erleichtert aufatmen.
    »Tano und Algini fahren mit zum Flughafen«, sagte Banichi. »Vielleicht bleiben sie länger und essen in Maidingi zu Abend. Ich habe da ein gutes Restaurant entdeckt.«
    »Schön«, sagte Bren und verzichtete darauf zu fragen, warum sie nicht alle dort einkehrten, denn die Antwort lag auf der Hand: Kein Wirt sieht es gern, wenn sich in seiner Gaststube Mordszenen abspielen. Bren spürte erst jetzt in vollem Umfang, wie nervös er vor und während des Interviews gewesen war, nicht nur weil er unangenehme Fragen befürchtet, sondern ganz einfach Angst gehabt hatte vor den Fremden mit ihren vielen Kisten und Kästen, in denen wer weiß was verborgen gewesen sein mochte.
    Er fragte sich jetzt, ob er schon unter Verfolgungswahn litte. Einem Team der nationalen Fernsehanstalt heimtückische Mordabsichten zu unterstellen war absolut verrückt.
    »Sie haben Ihre Sache wirklich gut gemacht, nand’ Paidhi.«
    »Ach was, ich war viel zu durcheinander.«
    »Tabini meint auch, daß solche Interviews häufiger gebracht werden sollten«, sagte Banichi. »Er hofft, daß sich der Paidhi verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit widmet und entsprechende Kontakte aufnimmt.«
    »Vielleicht auch zu denen, die mich lieber tot sehen?« Die Antwort war ihm rausgerutscht und seiner gereizten Stimmung zuzuschreiben. Tabinis Vorschlag war sinnvoll, daran gab es nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher