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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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legte den Gang ein und hieß die Gäste herzlich willkommen in Maidingi, der ›Perle der Berge‹ – einstudierte Grußworte, die es nicht versäumten, die harmonische, glücksverbürgende Ausrichtung der einzelnen Gebirgsstöcke hervorzuheben und die ›günstigen Einflüsse‹ der Quellgewässer oberhalb des Sees, des ›Himmelsspiegels‹.
    Der Himmelsspiegel war heute stumpf; seine Abbilder wurden vom Regen zerschmettert. Bren hatte damit gerechnet, daß der Wagen sie nur bis zur Ankunftshalle des Flughafens brächte und daß sie von dort aus mit einem Zug nach Malguri weiterfahren würden. Doch der Chauffeur fuhr an sämtlichen Eingängen des Terminals vorbei und weiter in Richtung See, das Flughafengelände verlassend.
    »Wohin fahren wir?« wollte Bren wissen und sah sich verstört nach Banichi um in Erwartung, daß auch er protestieren würde gegen diesen seltsamen Umweg.
    »Nicht nervös werden, Nadi«, sagte Jago und legte ihm eine Hand aufs Knie. »Es läuft alles nach Plan.«
    »Was ist das für ein Plan?« fragte er gereizt und ließ seinen Blick zwischen Jagos Gesicht und dem Fenster hin- und herschnellen.
    Automatisch öffnete sich vor ihnen ein Tor in der Flughafenumzäunung, und weil Jago keine Antwort gab, fragte er ein zweites Mal: »Wohin fahren wir?«
    »Regen Sie sich nicht auf«, sagte Banichi. »Glauben Sie mir, nand’ Paidhi, es ist alles in Ordnung.« »Nehmen wir denn nicht die Eisenbahn?«
    »Nach Malguri fährt keine Eisenbahn«, antwortete Banichi. »Da kommen wir nur mit dem Wagen hin.«
    Das durfte nicht sein. Zwischen Flughafen und allen Orten ringsum mußten Schienenwege vorhanden sein; so schrieb es das Verkehrsgesetz vor. Nicht einmal die Superreichen hatten das Privileg eines eigenen Straßenanschlusses.
    Der Kleinbus war ausgewiesen als Fahrzeug der Maidingi-Air. Wieso wurde er jetzt für eine Privatfahrt genutzt? Busse der Fluggesellschaft waren für den öffentlichen Verkehr nicht zugelassen.
    Hatte der Sicherheitsdienst eine Ausnahmegenehmigung erwirkt? War die Situation denn wirklich so brandgefährlich?
    »Wäre es zu riskant gewesen, einen regulären Bus zu nehmen?« fragte er und deutete auf das Logo von Maidingi-Air.
    »Es fährt kein Bus nach Malguri.«
    »Aber wie ist das möglich? Ein Ort ohne Bahn- und Busverbindung?«
    Der Wagen bog so abrupt in eine Kurve ein, daß Bren in Jagos Arme geschleudert wurde.
    Sie tätschelte sein Bein. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück, um Fassung bemüht. Das Gewitter hielt unvermindert an.
    Es gab Orte, die wirtschaftlich nicht in der Lage waren, die gesetzlichen Auflagen zu erfüllen und darum Ausnahmeregelungen geltend machten. Dazu zählte aber das Anwesen des Aiji gewiß nicht. Wieso also führte kein Bus nach Malguri, obwohl es doch gleich vor den Toren von Maidingi lag? Man sollte meinen, daß der Aiji im Hinblick auf seine Umweltpolitik mit gutem Beispiel voranging. Kabiu. Vorbild. Korrektes Verhalten. Den Schein wahren.
    Wo, zum Teufel, lag dieses Anwesen überhaupt? Weshalb war es denn mit dem Stadtbus nicht zu erreichen?
    Schotter knirschte unter den Reifen, als der Wagen in eine Art Feldweg einbog. Auf der einen Seite graue Ödnis, zur anderen ein Berghang. In Anbetracht des schlechten Belags erinnerte sich Bren an die Vetos seines Vorgängers, mit denen er den Ausbau der Straßenverbindungen in Bergregionen verhindert hatte. Und auch er, Bren, war stets darauf aus gewesen ›die Priorität der Schiene zu sichern‹. Die Forderung der Bergdörfer nach dem Ausbau von Straßen sei, so hatte er dem Aiji anvertraut, nichts weiter als eine ›Nebelkerze‹ – ein Ausdruck, der Tabini, nachdem er ihn verstanden hatte, zu amüsieren schien –, ausgeworfen, um die Separationsbestrebungen führender Provinz-Aijiin zu kaschieren.
    Dasselbe Argument hatte auch sein Vorgänger immer wieder vorgetragen, obwohl ihm nicht wohl dabei gewesen war, weil er fürchtete, einer Paranoia das Wort zu reden. Doch für Tabini war dieses Argument im Sinne atevischer Logik durchaus plausibel und vernünftig. Der amtierende Paidhi schlug weiter in die gleiche Kerbe, und zwar aus menschlichen Gründen: An Bewährtem war festzuhalten, gleichviel ob es atevischer Logik entsprach oder nicht.
    Ein Ergebnis dieser Politik war der Zustand dieser Straße, die er nun befuhr. Schotter und Schlaglöcher. Kein Bus. Keine Asphaltierung.
    Bren war leidenschaftlicher Skifahrer, und wenn er Urlaub hatte, fuhr er auf Mospheira über

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