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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Heißen Sie ihn herzlich willkommen…« Die Standardformel. Bren verbeugte sich. »Ich bin geehrt, vielen Dank«, murmelte er in Antwort auf die Höflichkeiten des Personals. Jago schlug die Wagentür zu und verabschiedete den Fahrer. Als der Kleinbus davonrollte, setzte sich das Empfangsgrüppchen in Bewegung, dem Haupteingang entgegen. Man erkundigte sich nach dem Wohlergehen des Aiji und nach Neuigkeiten aus Shejidan. Gott sei Dank, dachte Bren, als sie endlich den Eingang erreichten. Auf eine Frage hin drehte er sich um und sah auf dem gepflasterten Vorhof eine antike Kanone stehen. Mit Blick nach vorn sah er goldenes, gedämpftes Licht in der Halle leuchten, und warme Luft wehte ihm entgegen.
    Der Boden der Halle war mit großen Steinfliesen belegt. Zwischen Lambries und stuckverziertem Deckensims hingen Banner in schmiedeeisernen Haltern an der Wand. Auch sie waren wohl viele Jahrhunderte alt, fadenscheinig und verschossen und mit den verschlungenen Zeichen einer uralten Handschrift versehen, die Bren nicht zu entziffern vermochte. In der Mitte entdeckte er die Farben Tabinis, sein Banner und Emblem: das rot umkreiste Baji-Zeichen auf blauem Feld. Da hingen außerdem etliche Waffen an der Wand – Schwerter und Hiebwaffen, deren Namen er nicht kannte, aber er hatte ähnliche Exemplare schon in dem Jagdschloß von Taiben gesehen, das überhaupt ganz ähnlich eingerichtet war bis hin zu den Fellen und Tierhäuten an den Wänden oder über Stühle geworfen, die nur entfernt mit den Stühlen, wie sie von Menschen gebaut wurden, vergleichbar waren.
    Banichi legte ihm erneut die Hand auf die Schulter und stellte ihn diesmal zwei Dienern vor, zwei Männern, die sich ehrerbietig verbeugten.
    »Sie werden Sie auf Ihre Zimmer führen«, sagte Banichi, »und stehen ausschließlich Ihnen zur Verfügung.«
    Ihre Namen, die ihm gerade erst genannt worden waren, hatte Bren schon vergessen, denn er war mit seinen Gedanken woanders und wunderte sich, wo Algini und Tano blieben. Warum sollte ihm jemand anderes dienen?
    »Entschuldigen Sie«, sagte er verlegen. »Wie waren Ihre Namen gleich? Ich habe nicht richtig verstanden.« Der Paidhi war ein Diplomat; er wußte, wie wichtig es war, Namen zu behalten, auch wenn es nur die Namen von Dienstboten waren. Aber anstatt sie nun aufmerksamer zu beachten, schaute er sich nach Banichi um und fragte sich, ob er oder Jago die beiden kannte und ob sie ihnen vertrauen konnten.
    Sie verbeugten sich ein weiteren Mal, wiederholten ihre Namen – Maigi und Djinana – und sagten, daß es ihnen eine Ehre sei, ihm, dem Paidhi, zu Diensten stehen zu dürfen.
    Ein schrecklicher Anfang – Atevi versuchten, höflich zu ihm zu sein. Und dann diese fremde Umgebung, in der er sich gänzlich verloren vorkam.
    »Gehen Sie mit ihnen«, sagte Banichi. Dann gab er den Dienern eine Anweisung im regionalen Dialekt, worauf sich diese artig verbeugten. Ihre Mienen blieben dabei ebenso ausdruckslos wie die von Banichi und Jago.
    »Nand’ Paidhi«, sagte der eine. Maigi, erinnerte sich Bren. Er mußte die beiden auseinanderzuhalten lernen.
    Maigi und Djinana, wiederholte er im stillen, als er ihnen durch die Halle folgte hin zu einer steinernen Treppe mit schmiedeeisernem Geländer. Ihm wurde plötzlich bewußt, daß der Sichtkontakt zu Banichi und Jago abgebrochen war. Aber Banichi hatte ja gesagt: Gehen Sie mit ihnen; er hielt sie offenbar für vertrauenswürdig, und er, Bren, wollte sie nicht ein zweites Mal beleidigen, indem er sich ihnen gegenüber argwöhnisch zeigte.
    Er stieg also hinter ihnen die Treppe hinauf in das erste Obergeschoß dieses fremden Hauses, dem eine fremde alte Dame vorstand. Die beiden Diener unterhielten sich leise in einer Sprache, die der Paidhi nicht verstand. Es roch überall nach Gestein und Antiquitäten. Hier oben bestand der Boden aus Holzdielen; Wasser- und Stromleitungen verliefen sichtbar unter der Decke, und in einfachen, staubbedeckten Fassungen, gehalten von stoffummantelten Kabeln, steckten nackte Wolfram-Glühbirnen.
    Das kann doch nicht Tabinis Standard sein, dachte er bei sich. Und hier lebt seine Großmutter?
    Unglaublich. Es kam ihm geradezu wie eine persönliche Beleidigung an, daß Tabini ihn in dieses schäbige, unwirtliche Haus geschickt hatte. Was für ein Bett würde ihm wohl zugemutet werden?
    Am Ende des Korridors kamen sie vor eine große, doppelflügelige Tür. Er glaubte, daß sie in irgendeinen finsteren Seitentrakt führte, weit weg vom Wohnbereich

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