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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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noch einmal. Der fette Mann öffnete den Mund, als ob er etwas erwidern wollte.
    Aber statt zu sprechen, öffnete sich der Mund immer weiter und weiter, stülpte sich vor, über die eigenen Lippen, die kurze Nase, das wabblige Kinn, die hängenden Wangen. Und Ruyten meinte zu sehen, wie sich in diesem schwarzen Maul ein anderer, fremdartiger Mund öffnete, ein abgrundtiefer, trichterförmiger Schlund.
    Plötzlich war es, als würde der Regen seine Richtung ändern, statt von oben, mit großem Druck von vorne kommen. Passanten rutschten aus, fühlten sich beiseite geschoben und fluchten.
    Zwischen dem Mann und Tipas Leuten entstand so eine Gasse. Einige der Personen, die auf den Boden gefallen waren, versuchten, sich wieder aufzurichten. Aber sie wankten, stolperten rückwärts, stürzten erneut. Andere wurden wie von einer unsichtbaren Hand angehoben und dann in die Menge katapultiert.
    Jetzt erst bemerkte Ruyten das unwirkliche Heulen, das sich in das laute Geplätscher des Regens gemischt hatte. Ein Sturm kam auf. Ein Sturm, wie Ruyten ihn weder auf Lepso noch auf einer anderen Welt je erlebt hatte. Ein Sturm, der aus dem unmöglich weit aufgerissenen Mund des fetten Mannes fuhr.
    Dann traf den Ersten Wesir ein Windstoß, riss ihn von den Beinen und rollte ihn über die Köpfe und Schultern einiger Passanten, die zornig aufschrien.
    Eine Handvoll Kameradrohnen hatte sich aus ihrem Unterschlupf gewagt und näherte sich dem Geschehen. Der fette Mann wandte seinen Kopf, und die Drohnen wurden weggefegt, klatschten gegen eine Wand und platzten dort wie rohe Eier.
    Ruyten versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Der Sturm packte ihn und presste ihn gegen eine Metallwand. Der Druck erhöhte sich ständig. Ruyten konnte nicht mehr atmen und rutschte endlich bewusstlos an der Wand herab.
    Das letzte, was er wahrnahm, war eine junge Frau in einem völlig durchnässten, weißen Kleid. Das Kleid verbarg nichts mehr, sondern hob jedes Detail ihres Leibes hervor. Sie war wohl hinter dem Koloss hervorgetreten und hatte ihm eine Hand auf den Arm gelegt.
    Nun löste sie die Hand, und es schien Ruyten, als wollte sie ihm zuwinken.
    Aber die Hand saß nicht mehr am Arm. Sie hatte sich gelöst und auf den Weg gemacht, dorthin, wo Tipa und ihre Männer waren. Ruyten sah die Sänfte schwanken, wie ein Schiff, das in schwere See geriet.
    Dann wurde es dunkel und still um ihn.
     
     
    Ich hielt mich nicht damit auf, einen Parkplatz auf der Landefläche in der Nähe des »Hals über Kopf verliebt« zu finden, sondern flog direkt vor das Lokal. Obwohl der Regenvorhang die Sicht verschleierte, bemerkte ich den Tumult auf der Straße unter mir.
    Menschen wirbelten durcheinander, als würden sie von einem unsichtbaren Riesen zur Seite gestoßen.
    Mein erster Gedanke war, dass irgendwer einen Traktorstrahl in die Menge richtete. Aber ich konnte nirgends einen entsprechenden Projektor ausmachen.
    Vielleicht getarnt? Unter einem Deflektorschirm?
    Endlich entdeckte ich Tipas Sänfte. Die alte Piratin war genau dort, wo sie ihrer Meinung nach immer hin gehörte: im Zentrum des Geschehens. Ich landete, langsam, um der Menge Zeit zu lassen, dem Gleiter auszuweichen.
    Beim Aussteigen sah ich, wie der spindeldürre Ruyten hochgerissen und auf eine Wand zugeschleudert wurde. Außer Gefecht , konstatierte mein Extrasinn.
    Zweifellos – aber wer fechtet da?
    Die Sänfte der Piratin wurde hochgehoben und in der Luft durchgeschüttelt. Die vier Epsaler fielen von den Holmen ab wie überreife Früchte. Dann überschlug sich die Sänfte zwei oder dreimal, schoss nach links, nach rechts. Etwas reißt an der Sänfte; ihr Eigenantrieb versucht gegenzusteuern , erklärte mein Logiksektor. Schließlich raste sie einige Meter hoch in die Luft, stoppte abrupt und stürzte dann zu Boden.
    Ich erkannte an Tipas Silhouette, dass sie dieses ganze Tohuwabohu hindurch starr und hoch aufgerichtet in der Sänfte saß. Der Andruckabsorber und der Antigravprojektor der Sänfte hatten sie automatisch in Schutz genommen. Sie spürte wahrscheinlich keinen einzigen Ruck. Für die Piratin musste es aussehen, als ob die Welt um sie herum in Turbulenz geriet.
    Aber obwohl die Sänfte sicher mit leistungsstarken Maschinen und Motoren ausgerüstet war, schlug sie mit großer Wucht auf dem Boden auf, verformte sich und zerbrach.
    Unter Einsatz meiner Ellenbogen arbeitete ich mich in Richtung Tipa vor.
    Da sind alte Bekannte von uns! Der Extrasinn lenkte meine Aufmerksamkeit auf

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