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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Denn der Wille, der einen Menschen antreibt, der Wille, der ihn so eigensüchtig macht, dieser Wille erlosch hier, verblasste wie ein Schatten im Licht. Und das tat so gut, das war so entspannend …
    Injiziere dir einen Amphetamine-Nortriptylin-Cocktail – sofort!
    Ich seufzte. Warum war ich nur mit diesem geschwätzigen und begriffsstutzigen Quälgeist geschlagen? Er klang frech. Er mochte mich nicht.
    Überlass mir die Steuerung des motorischen Apparats.
    Von mir aus. Was lag daran?
    Ich sah, wie mein Arm sich hob, wie meine Hand die Medobox aus der Tasche zog und öffnete. Es war so langweilig, dass ich die Augen schließen musste.
    Ich hörte das Zischen, mit dem mir von meiner eigenen Hand die Spritze verabreicht wurde. Die Welt um mich herum lichtete sich. Ich atme tief durch und stand auf. Für einige Minuten war mein Mund noch trocken, ich spürte meinen erhöhten Puls an den Schläfen pochen, die Nase fühlte sich verstopft an. Dann hatte der Zellaktivator die Nebenwirkungen des Nortriptylins niedergekämpft. Nur der starke Durst blieb.
    Immer noch schien mir die Schwerkraft höher als sonst auf Lepso, irgendwo zwischen eineinhalb und zwei Gravos.
    Oder kam es mir nur so vor? Was war das gerade, warum war ich so antriebslos? Was ist mit mir geschehen? , fragte ich mich und meinen Logiksektor.
    Ich tippe auf ein psychotropes Energiefeld, das dich förmlich auslaugte, deinen Willen lähmte. Dieses psychoaktive Feld wirkte zusammen mit einer faktisch anderen Umweltbedingung: die Schwerkraft ist tatsächlich erhöht – schau dir an, wie niedrig die lepsotischen Pflanzen hier wachsen!
    Ich nickte.
    Die Schienenrinne war an ihrem Grund zu schmal, um darin zu gehen. Also entschloss ich mich, am Gleis entlang zu marschieren. Ich hatte keine zwei Kilometer zurückgelegt, als die Lichterscheinungen an der Oberleitung über der Fahrrinne auf mich zukamen. Es waren vier dieser Kugelblitze. Jeder von ihnen war über einen Kometenschweif, einen hakenförmigen Anker oder was auch immer mit der Rinne verbunden. Sie bewegten sich lautlos und standen, ohne gebremst zu haben, abrupt still, als sie meine Höhe erreicht hatten. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und betrachtete sie.
    Die Erscheinungen leuchteten aus sich heraus und oszillierten leicht. Ihre Oberfläche war nicht ganz gleichmäßig, die Kugelgestalt wurde am unteren Ende tropfenförmig und lief in den Schweif aus. Zunächst dachte ich, sie wären völlig immateriell, pure Energie, aber nun, da sie so nah waren, wurde ich unsicher, ob sie nicht doch etwas von einer Gallerte hatten. Sie strahlten zweifellos etwas Lebendiges aus. Ein leises, tiefes Brummen war zu hören, vielleicht war das die Leitung, die von den vieren in Schwingung versetzt wurde wie die Saite eines Basses.
    »Hallo?«, rief ich nach oben und winkte.
    Augenblicklich folgte eine Reaktion. Eine der Energiegallertekugeln hob ihren Schweif aus der Rinne und wendete ihn in meine Richtung. Ich wich nicht zurück. Der Schweif senkte sich auf die Erde und berührte sie, hob sich wieder, senkte sich erneut, hob sich und senkte sich ein drittes Mal und kehrte dann in die Laufspur zurück.
    Er hatte auf dem Boden einen perlmuttern schimmernden Punkt, einen Strich und wieder einen Punkt hinterlassen.
    Eine Art Morsezeichen?
    Als Morsezeichen würde es den Buchstaben »r« bedeuten. Keine sehr gehaltvolle Kommunikation. Vielleicht eine knappe Warnung: ›Stopp‹? , überlegte mein Logiksektor.
    Die Kugel löste sich wieder aus der Rinne. Nun würde ich wohl erfahren, ob das Zeichen als Warnung gedacht war – spätestens, wenn eine Bestrafung wegen Nichtbeachtens erfolgte.
    Pessimist!
    Der Schweif berührte den ersten Punkt und wies dann auf mich. Ich starrte auf das kalte Feuer des Schweifes, dessen Spitze in Augenhöhe vor mir pendelte wie eine Flamme in Aspik.
    Ich verstand. Der erste Punkt bezeichnete mich, der Strich einen Weg, der zweite Punkt das Ziel. Es war ein Richtungspfeil.
    »Danke für die Einladung«, sagte ich laut, dann machte ich mich in die angewiesene Richtung auf den Weg. Die vier Kugeln folgten mir.
    Keines meiner Instrumente arbeitete, nicht einmal die Uhr. Nach schätzungsweise einer halben Stunde fiel mir das Gehen leichter, meine Schritte verlängerten sich, bald machte ich mühelos Sätze von drei vier Metern, noch längere Sprünge und schwebte leicht wie eine Feder zum Boden zurück. Die Schwerkraft nahm drastisch ab.
    Infolge dessen wuchsen auch die Pflanzen höher. Vor uns

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