Atlan 010 - Planet der Vogelmenschen
treffendes terranisches Sprichwort: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.—Aber reden wir nicht länger über Nichtigkeiten, Wynsch. Wie geht es weiter?”
Ert Wynsch legte die gepflegten Hände auf die Rückenlehne eines Kontursitzes und blickte auf den Frontschirm, wo inzwischen die zernarbte Sichel eines der beiden Kamuc-Monde zu sehen war. Die SARN-Esos verzögerte mit hohen Werten.
“Wir haben vor drei Jahren auf den beiden Monden Kamucs Strahlungsstationen errichtet, die die Oberfläche des Planeten unablässig und lückenlos bestreichen. Diese Strahlung ist nach einem speziellen erbbiologischen Programm moduliert und verändert die Gene der Kamucs.”
Ert Wynsch verzog das Gesicht. Er litt seit einiger Zeit unter Magenkrämpfen. Mit nervösen Fingern holte er eine Tablettenschachtel hervor und steckte sich zwei grüne Kapseln in den Mund. Sekunden später glätteten sich seine Züge wieder.
“Unsere Gen-Chirurgen entfernen mit Hilfe dieser Strahlung einen winzigen Teil der Erbmasse, nämlich jenen, der in den Neugeborenen den organischen Empfindungsregulator aufbaut.”
“Ich verstehe”, sagte Tekener. “Sie wollen erreichen; daß die nächste KamucGeneration ohne die Empfindungsregulatoren geboren wird und keinem scharfen Verhör widerstehen kann.” Innerlich empfand er Abscheu vor diesem Plan.
“So ist es”, erwiderte Wynsch. “Nach unserem Fehlschlag auf dem Ursprungsplaneten der Kamucs sind wir davon überzeugt, daß diese Lebewesen ihre Eier auf dem Planeten Kamuc versteckt haben. Unsere Berechnungen weisen aus, daß die Jungen entweder kurz vor dem Ausschlüpfen oder bereits geschlüpft sind. Innerhalb von drei Monaten müßten sie erwachsen sein und über alle Fähigkeiten verfügen, die auch ihre Eltern besitzen—bis auf eine.”
Er lächelte finster.
“Wir werden die Jungen suchen und bergen.-Leider müssen wir damit rechnen, daß die Kamucs ihre Eier—beziehungsweise die geschlüpften Jungen—gut versteckt haben.”
Der Anti wandte den Kopf und sah die beiden Terraner durchdringend an.
“Sie beide und Trask werden mit einem Kommandotrupp auf Kamuc landen und sich an den Aufenthaltsort der Kamucs heranschleichen. Es handelt sich um höchstens noch dreihundert Lebewesen, und sie bleiben prinzipiell beisammen, so daß sie leicht zu überraschen sind.”
“Wenn wir einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen”, sagte Lurlean Trask. Der Plosphoser war unbemerkt in die Zentrale gekommen. “Sollten sie uns vorher entdecken, würden sie uns nämlich vernichten.”
“Das ist Ihr Problem, Trask”, entgegnete Ert Wynsch hochmütig. “Wenn Sie überleben wollen, müssen Sie unbemerkt an die Kamucs herankommen und sie verwirren, indem Sie einige von ihnen töten.”
“Das weiß ich selber”, erwiderte Lurlean Trask mürrisch. “Aber Teen-Arndt verlangt von mir, daß wir uns oberhalb der Atmosphäre von einem Beiboot ausschleusen lassen und mit Hilfe unserer Flugaggregate landen. Wenn wir das tun, sind wir verloren. Die Kamucs können jede Energieentfaltung anmessen und die Energie umpolen.”
“Verstehen Sie unter ‘Umpolen’ die Verwandlung in Antimaterie?” fragte Kennon.
“Genau das”, antwortete Trask. “Sie können sich vorstellen,zu welch verheerenden Explosionen das führte. Aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, mit denen die Kamucs operieren.”
Ert Wynsch zog ein Tuch hervor und tupfte sich damit den Schweiß von der Stirn.
“Ich verstehe Teen-Arndt nicht”, murmelte er verstört. “Bitte, meine Herren, warten Sie hier auf mich. Ich werde mit dem Cajun sprechen.”
Hastig eilte er zum Schott.
Sinclair Marout Kennon blickte dem Anti sinnend nach, dann sagte er ironisch:
“Ich verstehe Teen-Arndt recht gut, denke ich.” Er sah Trask an. “Das geplante Unternehmen ist so oder so ein Todeskommando, Trask. Wahrscheinlich wäre TeenArndt auf hartnäckigen Widerstand gegen das Unternehmen überhaupt gestoßen. Indem er Ihnen ein unmöglich zu realisierendes Detail vorschlug, lenkte er den Widerstand auf das Landeverfahren.”
Er lachte.
“Es wird Wynsch nicht schwerfallen, den Akonen umzustimmen, und Sie, Lurlean Trask, werden froh sein, daß Teen-Arndt in diesem Punkt nachgegeben hat.”
Trask stieß eine Verwünschung aus.
Ronald Tekener aber nickte zufrieden. Sein Psycho-Partner hatte wieder einmal bewiesen, daß et, in Bahnen zu denken vermochte, die nur dem Genie zugänglich waren.
*
Die SARN-Esos stand auf der öden Oberfläche des Mondes. An Backbord
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