Atlan 016 - Siganesen sieht man nicht
Zimmer verlassen hatten, versammelten sich ebenso wie die Roboter unter der Röhre. Sie diskutierten erregt. Zwei Akonen kamen auf den Lifteingang zugerannt. Als sie feststellten, daß die Energiebarriere eingeschaltet war, kehrten sie sofort wieder um.
Romo verzog das Gesicht. Sein Plan war fehlgeschlagen. Er hatte nach einer Möglichkeit gesucht, aus diesem Korridor zu entkommen. Durch sein Vorgehen hatte er sich den vorläufig einzigen Fluchtweg versperrt.
*
“Spüren Sie die Hitze?” erkundigte sich Celebrin.
Monty Stuep antwortete nicht. Für einen Augenblick gerieten die in Schnürstiefeln steckenden Füße des Antis in sein Blickfeld. Stuep hörte ein leises Knacken. In unmittelbarer Nähe wurden Schaltungen vorgenommen.
Celebrin lachte leise. Er schien seine Unsicherheit überwunden zu haben. “Der Neurodestrator ist mit einer Emotio-Sonde gekoppelt’, erklärte der Anti seinem hilflosen Opfer. “Beide Geräte zusammen könnten auch einen Stummen zum Reden bringen.”
Wieder war deutlich zu spüren, daß Celebrin Vergnügen an diesem Verhör empfand.
Stuep zwang sich dazu, nicht auf Celebrins Worte zu achten. Er mußte angestrengt nachdenken. Vielleicht gelang es ihm doch noch, Celebrins Vorgesetzten zum Eingreifen zu veranlassen.
In Stueps Kopf begann es zu rauschen. Er preßte die Zähne aufeinander.
“Sie sind wirklich willensstark”, meinte Celebrin spöttisch. “Andere beginnen zu diesem Zeitpunkt bereits die Nerven zu verlieren.”
Stuep fluchte lautlos. Er wünschte, er hätte sich losreißen und Celebrin angreifen können. Noch einmal bäumte er sich auf. Seine mächtigen Muskelwülste traten hervor. Die Stahlklammern gaben jedoch nicht nach.
“Die Emotio-Sonde wird den Neurodestrator ablösen, wenn wir nicht sofort einwandfreie Ergebnisse erhalten sollten”, erklärte Celebrin. “Bei einem Verhör mit dem Neurodestrator haben Sie eine Chance, ohne geistigen Schaden davonzukommen. Unter der EmotioSonde dagegen sind bisher alle wahnsinnig geworden.”
Die Stimme Celebrins begann zu dröhnen.
Ich darf auf keinen Fall das Bewußtsein verlieren! dachte Stuep erregt.
Es fiel ihm immer schwerer, zusammenhängend zu denken. Sein Kopf schien sich auszudehnen. Die Haube, unter der er saß, hatte plötzlich ein unerträgliches Gewicht.
Stuep umklammerte die Lehnen des Sessels. Er biß sich auf die Zunge, weil er hoffte, daß der Schmerz ihn ablenken würde.
“Wir können bald beginnen!” Diesmal sprach Celebrin zu den Wissenschaftlern. “Sein Widerstandswille bricht zusammen.”
Warum greift Kamla Romo nicht ein? fragte sich Stuep enttäuscht.
Er hörte, daß Celebrin noch immer sprach, aber er konnte die Worte des Antis nicht mehr verstehen. Er wollte den Kopf zur Seite drehen, aber die Haube ließ ihm keine Bewegungsfreiheit. Die einzelnen Kontakte schienen sich noch fester zu saugen.
Das Hitzegefühl ging vorüber. An seine Stelle trat ein unerträglicher Juckreiz der Kopfhaut.
Stuep merkte, daß er heftig zu schwitzen begann.
“Er kämpft noch immer!” rief Celebrin mit widerwilliger Bewunderung. “Verstärkt die Intensität.”
Stuep wunderte sich, daß er die Stimme diesmal so deutlich verstanden hatte. Er begriff, daß sie aus einem mit der Haube gekoppelten Lautsprecher kam. Celebrin sprach in ein Mikrophon.
Etwas in Stueps Kopf krampfte sich zusammen. Seine Gedanken verloren jede Kontinuität. Er hatte nur noch den Wunsch, diesem peinigenden Gefühl zu entkommen.
“Er ist bald fertig!” stellte Celebrin befriedigt fest. “Ich werde die Fragen stellen.”
Stuep war sich seiner Niederlage bewußt. Er kämpfte nicht länger gegen das drängende Gefühl in seinem Kopf an. Beinahe dankbar glitt er in die Bewußtlosigkeit hinüber.
*
Kennon gab Tekener ein Zeichen. Es bedeutete, daß die drei Aras gegangen waren. Tekener nickte. Da Kamla Romo noch immer nicht zurückgekehrt war, mußten sie selbst etwas unternehmen, um Stuep zu helfen. Tekener machte sich Gedanken, weil Kennon den Siganesen noch immer nicht anpeilen konnte. Das konnte nur bedeuten, daß Romo seine Aggregate weiterhin abgeschaltet hatte.
Tekener trat zur Seite, um Kennon an die Tür zu lassen.
Der Mann mit der Vollprothese lauschte einen Augenblick, dann rammte er einen Ellenbogen gegen den verschlossenen Eingang. Es gab ein knirschendes Geräusch, als die Tür aus den Halterungen riß und sich nach außen durchbog.
Kennon blickte durch den entstandenen Spalt nach draußen. Der Korridor lag verlassen da.
Tekener
Weitere Kostenlose Bücher