Atlan 016 - Siganesen sieht man nicht
Rücken. Obwohl er noch nicht einmal die Konturen des Fremden deutlich sehen konnte, ahnte er, daß es kein Humanoide war.
Wie gebannt verharrte er vor dem Fenster.
Die Energieblase war nicht fest verankert. Wenn das unheimliche Wesen sich bewegte, glitt die Blase mit ihm durch den großen Raum. Weder Antis noch Akonen waren zu sehen. Der Fremde war allein innerhalb des Zimmers.
War er ein Gefangener?
Romo bezweifelte es. Geduldig wartete er; aber trotz der Bewegungen der Energieblase wurde das Bild nicht deutlicher. Romo biß sich auf die Unterlippe. Er mußte herausfinden, wer sich innerhalb dieser Energieblase aufhielt. Er ahnte, daß dieser Fremde in enger Beziehung zur Lenkzentrale der Condos Vasac stand.
Romo begann sich für die Einrichtung des Zimmers zu interessieren. Vielleicht gab sie ihm Hinweise über Aussehen und Herkunft des Wesens innerhalb der Energieblase.
Der Raum enthielt keinerlei Mobiliar. An den Wänden standen trapezförmige Metallkästen, die auf breiten Sockeln ruhten. Es waren Meß- und Ortungsanlagen, die offenbar von dem Fremden benutzt wurden. Ein Gefangener hätte zweifellos nicht über solche Geräte verfügt.
Romo dachte angestrengt nach. Wenn der Unbekannte ein Verbündeter der Condos Vasac war, mußten die Sicherheitsmaßnahmen einen bestimmten Grund haben. War es möglich, daß nur ein paar ausgewählte CV-Mitglieder auf Kukuyla von der Anwesenheit des Fremden wußten?
Im Augenblick war dies die einzige Antwort auf Romos Fragen.
Wieder bewegte sich das Wesen innerhalb seiner kugelförmigen Energieblase. Es schien in seiner Bewegungsfreiheit nicht behindert zu sein.
Romo glaubte Gliedmaßen zu erkennen, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Sogar die Größe des Fremden war schwer zu schätzen, denn die Energiebarriere konnte einen vergrößernden oder verkleinernden Effekt verursachen.
Plötzlich zeichnete sich auf einem der trapezförmigen Kästen ein rechteckiges helles Feld ab.
Ein Bildschirm! dachte Romo verblüfft.
Er flog bis zum oberen Rand des Fensters, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen. Der helle Fleck war tatsächlich ein Bildschirm. Romo konnte sehen, wie das Wesen in der Energieblase sich darauf zu bewegte.
Auf dem Bildschirm entstanden Bewegungen. Romo erblickte die Umrisse eines fetten Mannes: Moinz Celebrin!
Der Siganese stieß einen leisen Pfiff aus. Warum beobachtete der Fremde in der Energieblase den Chef des CV-Stützpunktes?
Romo bedauerte, daß er nicht in den Raum eindringen und die Vorgänge auf dem Bildschirm aus der Nähe beobachten konnte.
Celebrin stand vor einem unförmigen Sessel.
Als der Anti zur Seite trat, konnte Romo sehen, daß jemand im Sessel saß. Jemand, dessen Kopf unter einer gewaltigen Haube verborgen war, der aber von der Statur her nicht verwechselt werden konnte.
“Monty!” stieß Kamla Romo hervor.
Im Sessel saß Monty Stuep. Moinz Celebrin stand vor ihm.
Romo begriff, daß er zusammen mit dem Fremden in der Energieblase Zeuge des Verhörs von Monty Stuep wurde.
Wenn der Fremde den Bildschirm erst jetzt eingeschaltet hatte, konnte das nur bedeuten, daß das Verhör soeben begonnen hatte. Es war also für ein Eingreifen noch nicht zu spät.
Romo überlegte, warum der Fremde das Verhör beobachtete. Das Ding in der Energieblase mußte ebenso wie die Condos Vasac ein elementares Interesse an dem Halbraumspürer-Absorber haben. Durch die Anwesenheit des Fremden hatte sich die Situation kompliziert. Die Motive des Fremden waren unbekannt. Romo war bisher das einzige Mitglied der kleinen Gruppe, das von der Existenz des Fremden überhaupt erfahren hatte.
Der Siganese beschloß, nicht länger zu beobachten. Zwei Dinge waren zu erledigen: Tekener und Kennon mußten informiert und Stuep vor dem gnadenlosen Verhör durch Moinz Celebrin bewahrt werden.
Romos Gedanken wurden unterbrochen, als sein Helmempfänger knackte. Er empfing einen kurzen Peilimpuls von Sinclair M. Kennon. Wenn Kennon dieses Risiko einging, mußte etwas Ungewöhnliches geschehen sein.
Romo hielt sich nicht länger mit Überlegungen auf. Er schaltete sein Flugaggregat auf höchste Beschleunigung und raste zum Fenster ihres Aufenthaltsraums hinauf. Das Zimmer war ebenso wie die kleine Küche verlassen. Der Siganese flog höher und überquerte im Tiefflug das Dach. Auf der anderen Seite des Gebäudes ließ er sich in Höhe der Fenster sinken.
Er sah Ronald Tekener inmitten des Schlafraums stehen. Der galaktische Spieler wurde von ein paar bewaffneten Männern
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