Atlan 018 - Der Doppelagent
Kamla.
Kennon grinste wütend.
“Das Schott hätte sogar meine Vollprothese zerstampft. Diese letzte Sicherung ist teuflisch.”
“Und beweist, daß der Inhalt der Kuppel ein strenggehütetes Geheimnis birgt.”
“Das wir niemals lösen werden, wenn wir den Gleiter nicht schleunigst wieder verlassen”, gab Kennon zurück. Er drückte die Ladeluke auf, zwängte sich ins Freie und verschloß sie von außen wieder. Der Siganese schwang sich auf seine Schulter.
Sekunden später hielt der Gleiter an.
Sinclair sah sich aufmerksam um. Sie befanden sich in einer Halle, die ungefähr ein Viertel des Volumens des ganzen Bauwerks ausmachte. Gegenüber dem Eingang ragte eine bläulich schimmernde Stahlwand vom Boden bis zur Decke. Ein Schott war nicht zu sehen. Es gab lediglich vier große rechteckige Fenster, deren eigentümliche Lichtbrechung verriet, daß sie aus hochdruckfestem Panzerplast bestanden.
Während der Halbroboter noch überlegte, wie er feststellen konnte, was sich hinter der Stahlwand befand, stiegen die beiden Gleiterpiloten aus, unterhielten sich flüsternd und schlenderten dann auf die Einfahrt zu.
Kennon wich einige Schritte zurück, um die Akonen vorbeizulassen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, der Lidschlag so gut wie aufgehoben.
Die Männer ständen entweder unter Drogen oder unter hypnomechanischem Einfluß.
Der Major beobachtete genau, wie sie sich vor dem Eingang auf eine Platte stellten und von dieser Platte ausgeschleust wurden. Die Panzerschleuse erwies sich als variabel. Wenige Millimeter hinter den Akonen krachte wieder das Schott herab.
Sinclair Marout Kennon und Kamla Romo waren allein.
Sie hofften es jedenfalls.
“Viel Zeit werden wir nicht haben”, sagte Kennon und schaltete seinen Deflektor aus. “Wir müssen uns also beeilen.”
Er gab dem Siganesen einige seiner Ausrüstungsstücke, die für die Hände der kleinen siganesischen Menschen gebaut worden waren.
“Versuchen Sie, Temperatur und ruck hinter der Stahlwand zu ermitteln, Kamla!” sagte er. “Ich werde sehen, daß ich eine Spektralanalyse anfertigen kann.”
Der Siganese machte sich ebenfalls wieder sichtbar und flog mit den Instrumenten auf eine Panzerplastscheibe zu.
Sinclair ging auf eine andere Scheibe zu, nahm einen handtellergroßen Ultrablitzer und befestigte ihn mit dem hitzebeständigen Saugkopf an der Fensterscheibe. Das gleiche tat er anschließend mit dem hochempfindlichen MikroSpektrometer siganesischer Fertigung. Nachdem er das Spektrometer aktiviert hatte, schoß er eine Serie von ultrahellen Lichtblitzen durch die Hochdruckscheibe in den Raum dahinter. Gleichzeitig versuchte er durch Verstellung seines optischen Systems etwas von dem zu erkennen, was sich hinter der Stahlwand befand.
Doch alles, was er sah, waren dünne Nebelschleier, die bei jedem Lichtblitz mehr verblaßten, sowie die funkenartigen Energieentladungen irgendwelcher chemischer Reaktionen.
Er runzelte die Stirn.
Kennon glaubte, die Wahrheit zu ahnen, aber er war sich nicht sicher. Erst die Auswertung aller Meßergebnisse würde den notwendigen Beweis erbringen—oder auch nicht.
“Wie geht es bei Ihnen voran, Kamla?” fragte er.
Bevor der Siganese antworten konnte, hörte Sinclair das für menschliche Ohren unhörbare Klicken des Pfortenschlosses.
“Achtung, Gefahr!” flüsterte er schnell, schaltete seinen Deflektor ein und lief nach links.
Keine Sekunde zu früh.
Das Schott glitt hoch, und die beiden Akonen fuhren einen zweiten Lastengleiter in die Vor- oder Empfangshalle. Dicht hinter dem ersten Fahrzeug hielten sie an und stiegen aus. Dann stellten sie sich auf eine bestimmte Stelle des Fußbodens—und plötzlich sank der erste Gleiter durch einen Schacht in die Tiefe.
Die beiden Akonen blieben oben. Sie hatten offensichtlich nur eine Art Aufzug ausgelöst. Kennon konnte trotz seiner hervorragenden Optik keine Markierung entdecken. Wahrscheinlich waren die Akonen einem suggestiven Befehl gefolgt, als sie die bestimmte Stelle der Halle betraten.
Sinclair verzog die Lippen bei dem Gedanken, was geschehen wäre, wenn er zufällig auf diese Stelle getreten wäre. Falls er den Aufzug ausgelöst hätte, wären. anschließend sicherlich Komplikationen entstanden.
Nach einer halben Stunde tauchte der Gleiter wieder auf. Die beiden Piloten stiegen ein und fuhren um den zweiten Gleiter herum auf den Eingang zu.
Kennon schüttelte den Kopf.
Umständlicher ging es fast nicht. Jemand mußte sehr große Furcht vor der Entdeckung seines
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