Atlan 018 - Der Doppelagent
Virgo—, Perseusoder
Comagruppe? Oder gar von den fernster. der erfaßten Nebelhaufen?”
Kamla Romo erschauerte.
“Vielleicht sind sie so fremdartig, daß wir Menschen sie überhaupt nicht gleich
als intelligente Lebensform erkennen können, Sir.”
“Wir müssen mehr erfahren”, sagte Kennon und strich sich über seinen Bart, der
vor allem um Kinn. Kinnbakken und über der Oberlippe stark gewachsen war. “Ich bitte um Verzeihung, Sir”, sagte Kamla. “Aber es ist fraglich, ob es uns
überhaupt noch einmal gelingt, in den Kuppelbau zu gelangen. Und wenn, dann werden
wir kaum weiterkommen.”
“Natürlich nicht”, gab Kennon zurück. “Aber es gibt noch einen anderen Weg. Wir
müssen ganz offen auftreten und uns mit Muskalon in Verbindung setzen. Sie natürlich
nicht, Kamla. Sie bleiben unsere Geheimwaffe.”
“Ich werde bereit sein, Sir”, flüsterte der Siganese. Aber—ähem—wenn wir in der
Stadt auftauchen, würde dann Muskalon nicht vermuten, daß wir heimlich eingedrungen
sind?”
“Nicht, wenn wir es besonders schlau anfangen, Kamla”, erwiderte Kennon, ohne
auf den groben Denkfehler des Siganesen einzugehen. “Ich werde die nächstbeste
Gelegenheit benutzen, um Tresor City wieder zu verlassen. Gemeinsam mit Tek und
Monty werde ich dann von der Landbrücke her-vor der Stadt auftauchen—unrasiert und
verwahrlost.”
Er kratzte sich erneut am Kinn. Der wachsende Bart. juckte.
“Es wäre wahrscheinlich angebracht” herauszufinden, wie Muskalon auf die
Meldung von unserem ‘Tod’ reagiert hat. Ich nehme stark an; daß der Springerhäuptling
Kratso dem Direktor von UKLA-T1 untergeordnet ist.”
“Ich werde es herausbekommen, Sir!” rief der Siganese und sprang auf. “Damit rechne ich fest, Kamla”, sagte Sinclair und kroch in eine der Schlafkugeln
des Atombunkers. “Aber erst, nachdem wir mindestens zehn Stunden geschlafen
haben.—Wie schön, daß die Condos Vasac uns dieses Luxusappartement zur
Verfügung stellt.”
Er lachte schallend und warf sich auf das Lager.
“Gute Nacht, Kamla! Träumen Sie süß!”
“Danke, gleichfalls, Sir’‘, erwiderte Kamla Romo artig und leerte seinen
fingerhutgroßen Trinkbecher. Danach flog er zur nächsten Schlafkugel, streckte sich auf
dem für ihn riesigen Lager aus und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf. Das Gehirn in seiner Vollprothese dagegen träumte außerordentlich intensiv.
Sinclair fühlte sich in seine Kindheit zurückversetzt, auf einem Puma mit Säbelzähnen
reitend, verfolgt von einem Roboter mit Teddymaske.
Eine erbarmungslose Greisenstimme rief:
“Los, gib das bucklige Monstrum her, Fugus! Gib es her, ich will es ertränken!” “Ja, bleib stehen, Fugus!” fiel der Spielroboter mit widerlich süßer Stimme ein. Aber der Säbelzahnpuma rannte weiter. Weit vorn tauchte ein Wald auf, kam
näher und näher. Sinclair erblickte dicke, grünlichweiß phosphoreszierende Stämme.
äste, die den nackten Armen von Hexen glichen, und knorrige Wurzeln.
Und zwischen den Stämmen, im Halbdunkel des Hexenwaldes, tanzten
geisterhafte bläuliche Flämmchen.
Fugus wollte gerade zwischen den Stämmen untertauchen, da schnellte von
oben eine riesige rote Schlange herab und schlang sich um den Hals des Tieres. Sinclair stürzte von dem jähen Ruck und fiel auf den Waldboden. Als er
aufblickte, waren der Spielroboter und der Greis schon ganz nahe. Der Spielroboter trug
in der einen Hand einen leeren Sack, in der anderen einen Mühlstein.
“Gleich hab’ ich dich, Zwerg!” keuchte er.
Die Angst überschwemmte das Bewußtsein des Kindes und baute die alte, oft
und oft geträumte Wunschvorstellung auf.
Sinclair reckte sich, seiner unüberwindlichen Stärke bewußt, und sprang auf die
Füße. Er ballte die Rechte zur Faust und streckte sie dem Teddy-Roboter entgegen.
Die Maschine prallte zurück, ihre Beine liefen, von dem unerhörten Schwung getrieben, rückwärts, während die Konstruktion sich in ihre Einzelteile auflöste. Das Fragment des verhaßten Roboters krachte schließlich gegen den Greis und zerschmetterte dessen
Knochen.
Einer der Knochen splitterte ab, flog im Bogen auf Sinclair zu und prallte gegen
Kennons Nasenbein.
Mit einer Verwünschung wischte Kennons Hand über die schmerzende Stelle.
Gleich darauf schrie jemand mit dünner Stimme.
Sinclair Marout Kennon riß die Augen auf und sah sich um. Er saß in der
Schlafkugel des Atombunkers von Tresor City. Unwillkürlich suchte er nach dem
Knochensplitter, der ihm gegen das Nasenbein
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