Atlan 018 - Der Doppelagent
Tekener schwang sich auf eine freie Fläche des Kommandopultes und blickte den Direktor starr an.
“Ihr Abschirmdienst scheint aus lauter Idioten zu bestehen; Muskalon!” fuhr er den Anti an. “Was macht dieser Bursche hier?”
Muskalons Augen glitzerten. Etwas war in ihnen, das den beiden Spezialisten klär machte, wie falsch es wäre, den Mann zu unterschätzen. Er trug noch immer den blauschimmernden Pelz.
“Alak Kyraz arbeitet für die Condos Vasac”, erklärte der Greis mit Bestimmtheit. “Er ist ein Doppelagent, aber ausschließlich in unserem Interesse.”
Ronald Tekener lachte sarkastisch.
“Jetzt wird mir auch klar, warum die Condos Vasac in der letzten Zeit so schwere Schlappen erlitt. Man hatte sogar einige Zeit die Frechheit besessen, uns ungenügender Sorgfalt zu beschuldigen. Ich möchte wetten, daß Kyraz schuld an mindestens einer Panne war.”
Muskalons Gesicht wurde nachdenklich. Der Greis knetete geistesabwesend seine Finger.
“Sie behaupten etwas von Kyraz, was er von Ihnen behauptet hat, Mr. Tekener ...”, erwiderte er lauernd.
Ronald fuhr mit gespielter Verblüffung hoch, dann warf er sich in einen Sessel und begann schallend zu lachen. Kennon lehnte sich an den Türrahmen und grinste den Direktor von UKLA-T1 so lange an, bis Muskalon unsicher wurde.
Dabei war dem Major überhaupt nicht nach Grinsen zumute. Er hatte durch teleskopische Verstellung seiner Linsensysteme erkannt, daß der Pelz, den Muskalon trug, aus den Körperhäuten von Blues hergestellt worden war. Man hatte also intelligenten Lebewesen die Haut abgezogen, um daraus einen Pelzmantel zu schneidern. Etwas Abscheulicheres ließ sich kaum vorstellen.
Ronald Tekener schnellte unverhofft aus seinem Sessel hoch, langte über das Kommandopult und zog Muskalon mit hartem Griff halb hinüber. Aus nächster Nähe starrte er dem Anti in die Augen.
“Sagen Sie mir eines: Hat Kyraz von Ihnen gefordert, mich liquidieren zu lassen?”
“Ja!” keuchte der alte Mann eingeschüchtert.
Tekener ließ ihn los.
“Das wollte ich nur wissen. Muskalon, begreifen Sie nicht, daß dies meine Aussage beweist? Nachdem Kyraz von unserer Anwesenheit auf Umshyr erfahren hatte, mußte er fürchten, von uns entlarvt zu werden. Also flüchtete er nach vorn, wie man auf Terra sagen würde. Er wollte uns aus dem Weg räumen lassen, bevor wir ihm begegneten.”
“Und darauf fallen Sie herein”, warf Kennon abfällig ein. “Sie, ein hochqualifizierter Abwehrmann der Condos Vasac und unumschränkter Herrscher über Tod und Leben auf Umshyr!”
Langsam rötete sich Muskalons Gesicht.
“Sie bringen mir zwar keine handgreiflichen Beweise, Mr. Tekener”, sagte er mit heiserer Stimme. “Aber manchmal sind logische Folgerungen der bessere Beweis. Ich kann Doppelagenten sowieso nicht leiden—und schon gar nicht, wenn ich nicht absolut sicher sein kann, daß sie nicht auf der anderen Seite spielen.”
“Endlich beweisen Sie wieder einmal, was in Ihnen steckt’, lobte Ronald Tekener. “Aber handeln Sie bitte nicht voreilig. Es genügt vollkommen, wenn Sie Kyraz unter Hausarrest stellen oder ihn bis zur völligen Klärung der Angelegenheit in eine ausbruchsichere Zelle sperren.”
“Ich handle niemals voreilig!” protestierte der Anti. “Weder nach der einen noch nach der anderen Richtung. Kyraz erhält seine Chance. Solange bleibt er relativ frei. Ich werde jeden Schritt von ihm überwachen lassen. Am Ende wird für ihn entweder die Anerkennung oder die Vernichtung stehen.”
Tekener zuckte die Schultern.
“Machen Sie, was Sie denken, Muskalon. Ich rate Ihnen aber noch einmal: Es genügt völlig, Kyraz mattzusetzen.”
“Ich stimme meinem Geschäftspartner zu”, erklärte Kennon mit unbeteiligter Stimme. “Obwohl es gänzlich unwichtig ist, was mit diesem Verräter geschieht. Wann kommt eigentlich die MARSQUEEN?”
Muskalon verzog das Gesicht.
“Mr. Tradino, ich habe den Wunsch Ihres Partners weitergeleitet. Bisher ist noch keine Antwort eingetroffen.”
Kennons Stimme war blanker Hohn, als er fragte:
“Wohin haben Sie denn den Wunsch weitergeleitet, Muskalon? Ich denke, Sie setzen aus Sicherheitsgründen nur in Notfällen Hyperkomsprüche ab.”
Der Anti wurde unsicher, erschauerte und kroch tiefer in seinen Pelzmantel hinein.
“Ich bin nicht befugt, Ihnen alle Geheimnisse der Organisation zu verraten, Mr. Tradino. Gehen Sie jetzt. Sie erhalten Bescheid.”
“Kommen Sie, Tradino”, sagte Tekener zu Kennon. “Lassen wir ihn allein, damit er
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