Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
durch. Einer der Arme bog sich in Richtung des ehemaligen Thakans. An seiner Spitze leuchtete etwas auf, ein Scanstrahl traf Tasamur.
»Gibt es noch etwas, das Ihr sagen wollt, Herr? Ich werde Euch in ein künstliches Koma versetzen, um Eure Lebensfunktionen zu stabilisieren«, verkündete der Medorobot.
Penzar da Onurs Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Laut zustande.
»Ich injiziere jetzt ein Aufputschmittel, das Euch für einige Augenblicke in die Lage versetzt zu reden. Danach muss ich augenblicklich den komatösen Zustand einleiten.« Ein wie eine Spritze geformtes Instrument berührte da Onurs Oberarm.
Das Mittel zeigte sofort Wirkung. Der Zustand des Patriarchen besserte sich, die Worte kamen klar und deutlich. »Behandelt Atlan da Gonozal und seinen Begleiter als Gäste, aber erlaubt ihnen nicht zu gehen. Und was Tasamur angeht – nehmt ihn gefangen. Setzt ihn fest. In unserer Luxuszelle .«
Sein Blick suchte seine Söldner. »Gerik, du übernimmst persönlich seine Bewachung! Wenn er aufwacht, beantworte keine Fragen, ignoriere jeden Versuch einer Einflussnahme, verweigere einfach den Kontakt! Wenn er frech wird, zieh die Samthandschuhe aus. Ja, zieh die Samthandschuhe aus. Er soll leiden!«
Gerik schulterte den Paralysierten und verließ den Raum.
Ich schaute ihm mit gemischten Gefühlen nach.
Das Instrument näherte sich wieder seinem Oberarm. »Es wird Zeit. Euer Kreislaufsystem droht zu versagen. Ich werde einige Operationen vornehmen müssen.«
Sekunden später seufzte der Patriarch und schloss die Augen.
»Behandelt Atlan da Gonozal und seinen Begleiter als Gäste, aber erlaubt ihnen nicht, den Khasurn zu verlassen«, wiederholte Ohm die Worte des Patriarchen. »Warum hat er es nicht beim Namen genannt und gesagt, seine Söldner sollen uns gefangen nehmen?«
Ich setzte mich auf einen der braunen Sessel, die uns zur Verfügung standen. »Dieser Raum ist nur schwerlich als Zelle zu bezeichnen.«
An den blauen Wänden hingen die unvermeidlichen Bilder aus der Historie der da Onur. Im Raum verteilten sich mehrere durchaus bequeme Sitzgelegenheiten. Das weiche Material passte sich dem Rücken perfekt an. Über die gesamte Breite des Zimmers standen verschlossene Vitrinen, wir hatten nicht versucht, sie gewaltsam zu öffnen. Was immer sich darin befinden mochte, war nicht von Belang.
Der Söldner hatte uns zielstrebig hierher geführt. Das Gästezimmer besaß eine Fensterfront nach Westen. Am nächsten Morgen würden wir zumindest eine schöne Aussicht genießen können.
Deswegen bist du also nach Lepso gekommen: Biergeselligkeit, ein Segeltörn, eine schöne Aussicht , meldete sich mein Extrasinn.
Ohm saß ebenfalls, rutschte aber unruhig auf der Polsterfläche hin und her. Seine Finger bohrten sich in das Obermaterial. »Auch ein bequemer Käfig ist ein Käfig.«
»Ich denke nicht, dass wir lange hier sein werden. Der alte Penzar lebt schließlich nicht allein in diesem Khasurn. Einer seiner Nachkommen wird sich schon bald bei uns melden.«
Wie auf ein Stichwort öffnete sich die Tür. Ein dicker Arkonide trat ein; er mochte dreißig, höchstens vierzig Jahre alt sein. Sein Haar war stoppelkurz geschnitten, die Gesichtshaut bleich, beinahe fahl. »Der alte Penzar ist für Sie der Patriarch, verstanden?«
Der Neuankömmling versuchte wohl, seine Stimme aggressiv klingen zu lassen, was ihm aber gänzlich misslang. Er machte auf mich den Eindruck, als sei ihm völlig gleichgültig, was sich abspielte.
»Darf ich Ihren Worten entnehmen, dass Sie unsere Unterhaltung belauscht haben?«, fragte ich unverfroren. »Entschuldigen Sie … ich meinte natürlich, verfolgt haben?«
»Das habe ich in der Tat. Ihnen, Lordadmiral Atlan, muss ich wohl zugute halten, dass Sie versuchten, meinen Vater aus den Klauen des Geiselnehmers zu retten.«
Keine Anklage , stellte der Logiksektor fest. Penzars Sprössling scheint die schwere Verletzung seines Vaters nicht zu bedauern.
Ich erhob mich und deutete eine Verbeugung an. »Da Sie unsere Namen offenbar kennen, darf ich fragen, mit wem wir die Ehre haben?«
»Zimral da Onur. Ich bin der jüngste Sohn des Patriarchen.«
»Wie geht es Ihrem Vater?«
»Der Medorobot hat vor kurzem sein künstliches Koma unterbrochen. Wir waren alle anwesend, um Vater die schwere Nachricht zu erleichtern. Seine inneren Verletzungen sind zu stark. Er wird sterben. Ihm bleiben noch höchstens zwei Tage, die er großteils schlafend verbringen wird.«
Also
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