Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
arbeite dran!«, kam es wütend aus dem Innern der Konsole.
    »Das war kein Vorwurf, Thuram«, sagte die Pilotin. »Ich weiß, dass du es schaffst.«
    Adrian Deubtar kam sich auf einmal furchtbar überflüssig vor.
    »3800 Stundenkilometer. 20.000 Celsius. 29 Kilometer über Null. Winkel 5,1 Grad.«
    »Wir verlieren Meiler 6. Schalte Lebenserhaltung ab. Positronik im gesicherten Modus. Das bringt uns ein paar Gigawatt zusätzlich.«
    Wenn es auf Interlude intelligentes Leben gäbe , dachte der Kommandant, einen primitiven Stamm von Jägern und Sammlern vielleicht, dann würde die EX-856 diesen Wesen jetzt als hell leuchtender Feuerball am Himmel erscheinen. Sie würden dastehen, nach oben starren und sich womöglich noch in Generationen an dieses Ereignis erinnern.
    Für Adrian hätte die Gewissheit, dass sein Schiff wenigstens noch als Zeichen der Götter oder als anregende Geschichte für kalte Nächte am Lagerfeuer taugte, etwas Tröstendes gehabt. Doch da unten war nichts. Nichts, außer Wasser, heißen Quellen und Vulkanen. Seltsam, welche Gedanken einem durch den Kopf stürzten, wenn man dem eigenen Tod entgegen sah.
    »2500 Stundenkilometer. 30.000 Celsius. Wir erreichen die Troposphäre. 16 Kilometer über Null. Winkel 4,7 Grad.«
    Der Schmelzpunkt für Terkonit lag bei 35.000 Celsius. In wenigen Sekunden würde die Außenhülle anfangen, sich in ihre Bestandteile aufzulösen. Elvia bremste das Schiff zwar immer weiter ab, doch die Atmosphäre wurde gleichzeitig immer dichter und damit die Reibungshitze immer größer.
    Die Verzweiflung, die Adrian bislang mit Erfolg in die hintersten Winkel seines Verstandes verbannt hatte, ließ sich nicht länger verdrängen. Die Wohnquartiere und Freizeitbereiche lagen fast sämtlich in den Außensektoren des Kreuzers. Dort mussten jetzt mörderische Temperaturen herrschen. Wie viele der Frauen und Männer hatten schnell genug begriffen, was geschah, und ihre Raumanzüge angelegt?
    »Wir sind noch immer zu schnell.« Elvia klang unendlich weit entfernt.
    »Komm schon, altes Mädchen. Mach mir jetzt nicht schlapp. Nicht so kurz vor dem Ziel.«
    Adrian kicherte. Redete die Pilotin tatsächlich mit dem Schiff?
    Ein scharfer Ruck ging durch den Schweren Kreuzer. Offenbar setzte Elvia alles auf eine Karte und pumpte sämtliche Energie, die sie noch hatte, in die Schubdüsen.
    »Helm schließen«, krächzte der Kommandant. Fast augenblicklich fühlte er sich besser. Ein kühler Luftstrom strich über sein erhitztes Gesicht, als die Klimaanlage seiner Montur ihre Arbeit aufnahm.
    »900 Stundenkilometer«, hörte er Monique Morizur über den Internfunk. Ihre Stimme drohte zu kippen. »38.000 Celsius. Neun Kilometer über Null. Winkel 31 Grad. Brems ab, oder von uns bleibt außer einem großen Krater nichts übrig!«
    »Prallfelder oszillieren. Wir gehen in den freien Fall über.«
    »Thuram! Wenn du noch ein As im Ärmel hast – jetzt wäre der Zeitpunkt, es auszuspielen!«
    »Gib mir … zwanzig Sekunden. Gleich … gleich …«
    »Wir haben keine zwanzig Sekunden!«
    Auf dem Zentralschirm sah Adrian die Oberfläche auf sich zukommen. Die EX-856 taumelte über felsiges Land. In der Ferne war die flache Küstenlinie zu erkennen.
    »Jetzt!«
    Der Knall der Detonation hinterließ ein schmerzhaftes Pfeifen in Adrians Ohren. Der Sessel, in dem er sich festgeschnallt hatte, riss aus der Verankerung und flog quer durch die Zentrale. Dann war Stille. Für einen viel zu kurzen Moment köstliche Stille.
    Als die EX-856 mit immer noch 350 Stundenkilometern, weiß glühend und in viel zu steilem Winkel auf den harten Boden Interludes aufschlug, schloss Kommandant Adrian Deubtar die Augen und dachte an Elvia.

 
    Kapitel 5
     
     
    8. Juni 3103
    Malotuffok
     
    Über den Fördertürmen von Bauland Mokos, der größten Lagerstätte des Planeten, dampfte feuchter Nebel. Es hatte die ganze Nacht geregnet. Nun, da die ersten Sonnenstrahlen über die Sinterterrassen des Nordwalls krochen, erwachte die Grube zum Leben. Malotuffok schwebte über allem. Die anderen konnten ihn nicht sehen, doch ihm selbst entging nichts. Verzückt beobachtete er die vielen hundert Shahms, die wie Insekten durch das Labyrinth der Stollen und Schächte krochen, sich auf den Plattformen und in den Kavernen tummelten und ihren vielfältigen Verrichtungen nachgingen.
    Hier begann es! Hier nahm alles seinen Anfang!
    Es kostete Malotuffok nur einen Gedanken und schon schwang er sich hoch in die Luft. Ein stürmischer

Weitere Kostenlose Bücher