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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Steilwände bis zu hundert Meter senkrecht in die Tiefe stürzten. Vegetation gab es so gut wie keine. Lediglich ein feinblättriges, farbloses Moos trotzte den Unbilden der Witterung und fristete ein karges Dasein in Felsritzen und an ähnlichen windgeschützten Stellen.
    Adrian Deubtar schlüpfte aus seinen klammen Stiefeln und kippte das Wasser aus, das sich in ihnen gesammelt hatte. In der Ferne rollte anhaltender Donner und zwischen den dunklen Wolken zuckten immer wieder Blitze. Auf Interlude – oder zumindest in dieser Gegend des Planeten – regnete es praktisch ständig.
    Die EX-856 hatte die Erde vor über einem Jahr mit 385 Besatzungsmitgliedern verlassen. 191 davon hatten die Havarie überlebt. Weitere acht waren in den Tagen danach an beim Absturz erlittenen Verletzungen gestorben. Adrian hatte sich bemüht, die ihm zugedachte Rolle zu spielen und Zuversicht auszustrahlen. Er merkte schnell, dass die meisten der Männer und Frauen zu ihm aufschauten, und so fügte er sich in das Unvermeidliche, auch wenn ihm alles andere als danach gewesen war.
    Er war der Kommandant. Er war für seine Leute verantwortlich. Und wegen ihm saßen sie jetzt auf diesem verfluchten Planeten fest.
    O ja, natürlich diktierte die Vernunft, dass er gar nicht anders hatte handeln können, dass sie inzwischen längst alle tot wären, wenn er nicht den Notschalter umgelegt und den Kreuzer zu Schrott geflogen hätte. Aber seltsamerweise halfen ihm diese Gedanken nicht, so logisch und einleuchtend sie auch sein mochten. Die nagenden Zweifel, die Alpträume, das Gefühl, versagt zu haben, all das blieb gegenwärtig.
    Der anonyme Feind hatte sich nicht mehr um sie gekümmert, und Adrian verbrachte einige schlaflose Nächte damit, über der Frage zu grübeln, wer sie da draußen wohl so unvermittelt angegriffen hatte. Vielleicht waren sie einer Schmugglerbande ins Gehege gekommen, die gerade ein lukratives Drogengeschäft abwickelte. Oder man hatte sich unbeabsichtigt dem geheimen Stützpunkt einer der galaktischen Großmächte angenähert. So etwas passierte, wenn man sich in weitgehend unerforschte Sektoren der Milchstraße wagte.
    Möglicherweise handelte es sich bei jenem seltsamen Silbernetz, das ein ganzes Raumschiff umschließen und ihm innerhalb von Sekunden sämtliche Hyperenergie entziehen konnte, auch um die waffentechnische Neuentwicklung eines jener vielen aufstrebenden Kolonialstaaten, die sich in den vergangenen Jahrhunderten von Terra losgesagt hatten und der Ansicht waren, als politisch und militärisch autonome Blöcke besser zu fahren als unter dem Dach des Solaren Imperiums. Wer wusste schon, was die Wissenschaftler dieser Minireiche in ihren Labors alles ausheckten?
    Auf jeden Fall war Adrian nach über einem Monat auf Interlude sicher, dass man sie nicht mehr finden würde, und die Konsequenzen, die sich aus dieser Gewissheit ergaben, machten ihm schwer zu schaffen.
    Natürlich behielt er seinen Pessimismus für sich. Die Gruppe hatte auch ohne derartige Schwarzmalerei genug Probleme, und so tat er das, was getan werden musste. Er organisierte das primitive Lager, das sie im Windschatten einer Sinterterrasse aufgeschlagen hatten, verteilte die täglichen Arbeiten, verwaltete die kargen Vorräte, die man aus der EX-856 hatte bergen können und bemühte sich ansonsten, gute Laune zu verbreiten, was mit jedem weiteren Tag, den sie auf Interlude festsaßen, schwieriger wurde.
    Der Regen ließ ein wenig nach und Adrian setzte seinen Marsch fort. Der Tag auf der Wasserwelt war rund drei Stunden länger als auf der Erde. In den ersten Wochen ihres unfreiwilligen Aufenthalts hatten deshalb viele Besatzungsmitglieder mit Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und ähnlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen gehabt. Hinzu kam der fremdartige Himmel, an dem tagsüber die rote Riesensonne mit dem Katalognamen EX-ST 5342 leuchtete und nachts zwei Monde ein unangenehm fahles Licht verbreiteten.
    Adrian erreichte einen breiten, von Felswänden gebildeten Korridor. Hier führte das Gelände sanft abwärts. Bei starkem Regen wirkte der Korridor wie eine Rinne und leitete das Wasser in ein steinernes Becken, das von einem natürlichen Wall aus mineralischen Ablagerungen umgeben war. Der Kommandant achtete auf seine Schritte, denn der Untergrund war nass und rutschig.
    Nach fünf Minuten kam das Camp in Sicht. Schon von weitem waren die notdürftigen Behausungen der Überlebenden zu erkennen. Die meisten bestanden aus herangeschleppten

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