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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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nicht sein.«
    Der Alte schlug meinen Arm zur Seite und schluckte hörbar. Dann verzogen sich seine dünnen Lippen zu einem hämischen Grinsen.
    »Versuch dein Glück im Treasure Chest «, sagte er. »Folge dem Stollen bis zum ersten Verteiler und halte dich dann rechts. Du kannst es nicht verfehlen.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und wankte weiter.
    Ich vermerkte erstaunt, dass mein Artgenosse den Namen Treasure Chest nicht etwa in seiner interkosmischen Übersetzung, sondern in seiner Urform, dem terranischen Englisch, gebraucht hatte. Das Englische war zwar selbst auf Terra längst eine tote Sprache, doch zahlreiche Wörter und Wendungen hatten sich bis in die heutigen Dialekte, allen voran in das galaktische Einheitsidiom Interkosmo, hinüber gerettet.
    Treasure Chest , sprach der Extrasinn. Schatztruhe. Das klingt doch vielversprechend.
    »Wir werden sehen«, murmelte ich.
     
     
    Der von dem unbekannten Arkoniden erwähnte Verteiler entpuppte sich als gewaltige Höhle von mindestens einem Kilometer Durchmesser und rund fünfzig Metern Höhe. Hier brannten überall einfache Gaslampen. Es stank entsetzlich nach Ruß, Schweiß, Exkrementen und anderen Ausdünstungen. Dennoch musste es ein Belüftungssystem geben, andernfalls wären die zahllosen Minenbewohner, die sich im Verteiler aufhielten, längst erstickt.
    Ich war zwar kein Experte in Sachen Untertagebau, doch ich wusste, dass eine regelmäßige Versorgung mit Luft – die so genannte Bewetterung – unabdingbar war. Auf Terra hatte man das zunächst mit primitiven Blasebälgen, später dann mit großen Ventilatoren erledigt. Jede Mine besaß üblicherweise zwei Hauptluftschächte, einen, durch den die verbrauchte Luft abziehen, und einen anderen, durch den die frische Luft nachströmen konnte. Die Blasebälge respektive Ventilatoren sorgten dabei für die Aufrechterhaltung eines permanenten Kreislaufs.
    Ich hatte inzwischen die Führung unserer kleinen Gruppe übernommen. Sowohl Trilith als auch die beiden Sujadin stimmten mit mir überein, dass ein Besuch des Treasure Chest – bei dem es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Art Schenke handelte – das Erfolg versprechendste Vorgehen war. Also bog ich nach rechts ab, wo ein in den Steinboden gehauener Weg in sanftem Bogen zu einem mächtigen Felsportal führte. Die Energiemeiler der Schutzanzüge hatten Trilith und ich längst abgeschaltet. Ihr Leistungsausstoß hatte sich in der vergangenen halben Stunde weiter erhöht. Die Aggregate der Montur benötigten immer mehr Strom, um die gleiche Arbeit zu verrichten.
    Es scheint , mutmaßte der Extrasinn, dass sich der elektrische Widerstand kontinuierlich vergrößert. Bildlich gesprochen müssen die Elektronen immer mehr Kraft aufwenden, um ihren Weg durch die Leiterbahnen zurückzulegen. Mir ist kein Erz bekannt, das einen solchen Effekt auslöst.
    Ich verzichtete auf einen Kommentar, zumal sich nach Durchschreiten des Felsportals die Höhle wieder verengte und auf eine Art natürlichen Kamin zuführte. Das Gestein schimmerte dort im Schein der Gaslampen dunkelrot und erinnerte mich unwillkürlich an Blut. Ich spürte einen warmen Luftstrom, der mir sanft über das Gesicht strich. Seit wir in die Mine eingedrungen waren, war die Temperatur stetig gestiegen und lag jetzt bei etwa 45 Grad Celsius. Trilith schien mit diesen Verhältnissen nicht besonders gut zurecht zu kommen. Ihre nassen Haare klebten wie eine Haube am Kopf und das Gesicht glänzte vor Schweiß.
    Als Arkonide war ich an Hitze gewöhnt, und obwohl ich den größten Teil meines Lebens auf der Erde zugebracht hatte, hatte sich daran nichts geändert. Auch Waheijathiu und Gasuijamuo zeigten sich von den Temperaturen unbeeindruckt. Ihre dunkelblaue Haut war makellos und trocken, doch das musste nichts heißen. Schließlich wusste ich nicht, ob die Flunderkörper überhaupt in der Lage waren zu schwitzen.
    Den Abschluss des Kamins bildete eine ungewöhnlich glatte Wand. Sie war gleichzeitig die Rückseite einer stattlichen Hütte, die mit dicken Holzbohlen auf einem gemauerten Fundament errichtet worden war. Mehrere Rohre führten von ihrem Dach in den Felskamin hinein. Auf dem schmalen Vorplatz warteten mindestens fünfzig Personen und aus der weit geöffneten Tür klangen Stimmengewirr, Lachen und das Klirren von Gläsern.
    Mit einem skeptischen Seitenblick auf Trilith steuerte ich das Gasthaus an, doch bevor ich den Schankraum betreten konnte, stellte sich mir ein bulliger Ertruser

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