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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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in den Weg, der mich um zwei Köpfe überragte und mit seinem Leibesumfang die gesamte Tür ausfüllte.
    »Was glaubst du, was das wird?«, raunzte er mich an. Sein Atem stank grauenhaft nach faulem Fleisch und billigem Fusel, und ich rechnete es mir als Großtat an, dass ich nicht angewidert zurückwich.
    »Ich und meine Freunde würden uns gern ein Gläschen genehmigen«, sagte ich freundlich. »Warum gesellst du dich nicht zu uns und trinkst einen mit?«
    Die dümmliche Verblüffung im rotbraunen Gesicht meines Gegenübers war unbezahlbar, doch ich beherrschte mich und blieb ernst. Der Ertruser starrte mich an, als ob ich ihm soeben ein Ochsenviertelchen aus den Pranken geschlagen hätte. Dann brach er in ein derart dröhnendes Gelächter aus, dass sich einige der Umstehenden entsetzt die Ohren zuhielten.
    »Du bist ein witziges Kerlchen, Fremder«, prustete er. »Und jetzt troll dich, bevor ich die Geduld verliere und dir einen Arm brechen muss.«
    Ist das unbedingt nötig? , fragte der Extrasinn. Möglicherweise ist es gar nicht so klug, schon jetzt Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ja, es ist , erwiderte ich gedanklich. Ich will in dieses Wirtshaus – und der Wichtigtuer verdient eine Lektion.
    Selbst ein Mann mit meiner Ausbildung und Kampferfahrung hätte gegen einen Ertruser im Normalfall natürlich keine Chance gehabt. Mein Gegner war nicht nur so hoch und breit wie ein Kleiderschrank, er wog auch mindestens fünfzehn Zentner, und an den Gesetzen der Physik kamen sogar Dagor-Hochmeister nicht vorbei. Allerdings hatte ich einst einen USO-Agenten namens Melbar Kasom zu meinen Freunden gezählt, einen Mann, der nicht nur in seiner ertrusischen Heimat schon zu Lebzeiten eine Legende gewesen war. Er hatte mir unter anderem beigebracht, dass man auch einen zweieinhalb Meter großen Umweltangepassten vom Planeten Ertrus zu Fall bringen konnte, wenn man wusste, wo man anzusetzen hatte.
    »Warum trittst du nicht einfach zur Seite und lässt mich hinein?« Ich blieb höflich. »Auf diese Weise ersparst du mir unnötige Anstrengung und dir die Verlegenheit, vor Publikum von einem nicht nur witzigen, sondern auch schmächtigen Kerlchen verprügelt worden zu sein.«
    Erneut zeigte seine Miene eine debile Form von Fassungslosigkeit, doch diesmal verwandelte sie sich nicht in Vergnügen, sondern in brennenden Zorn. Genau darauf hatte ich gesetzt. Noch bevor der Hüne auch nur daran denken konnte, seine Fäuste einzusetzen, traf ihn die Sohle meines rechten Stiefels bereits dort, wo fast alle Humanoiden männlichen Geschlechts überaus empfindlich sind. Zwei rasch hintereinander geführte Faustschläge auf den Solarplexus, der auch bei Ertrusern zwischen dem zwölften Brust- und dem ersten Lendenwirbel saß, taten das übrige. Der Bursche riss den Mund auf, japste nach Luft und fiel in die Schankstube hinein. Auch wenn meine Attacke nicht ausreichte, um ihn das Bewusstsein verlieren zu lassen, würde er doch für einige Minuten definitiv zu keiner nennenswerten Gegenwehr fähig sein.
    Mit schmerzenden Fingerknöcheln betrat ich das Treasure Chest , ohne den am Boden hockenden, leise wimmernden Riesen zu beachten. Die große Gaststube war so voll, dass man sich kaum bewegen konnte. Mindestens hundert Augenpaare waren auf mich gerichtet und alle Gespräche verstummt. Ich schritt seelenruhig in Richtung des Tresens, der die gesamte Stirnwand der Hütte einnahm. Befriedigt registrierte ich, dass viele der Gäste respektvoll zurückwichen und sich eine regelrechte Gasse für mich bildete.
    »Entschuldigen Sie bitte diesen unappetitlichen Vorfall«, sagte ich in den Raum hinein. »Ich bin durchaus kein gewalttätiger Mensch, doch wenn sich jemand zwischen mich und mein … nun, was immer man hier so trinkt, stellt, verliere ich manchmal die Beherrschung.«
    Ich langte am Tresen an und schenkte einem ausgemergelten Akonen ein Lächeln, auf das Ronald Tekener stolz gewesen wäre. Der Akone trat sofort zur Seite und überließ mir seinen Platz.
    Hinter der Theke stand ein nicht minder hagerer Terraner, über dessen Stirn sich eine blaurot verfärbte, schlecht verheilte Narbe zog. Der Lappen, mit dem er mechanisch einen riesigen Humpen polierte, war so schmutzig, dass ich mich fragte, ob der Krug nicht vor der Reinigung sauberer gewesen war. Ich warf einen schnellen Blick über meine Schulter und stellte fest, dass Trilith und die Sujadin das Gasthaus ebenfalls betreten hatten.
    »Vier Becher vom Besten, das Sie mir bieten können, guter

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