Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
die veränderte Situation zu gewöhnen.
»Und dein Gesicht, etwa, als ich in den Spiegel schaute?«, fragte ich den Mausbiber.
»Ich habe immer wieder telepathisch versucht, dir Warnungen zukommen zu lassen, aber nichts hat funktioniert. Daraufhin bin ich dazu übergegangen, den Druck zu erhöhen, die Entscheidung herbeizuführen.«
»Ich fand mich im Geist eines Raumsoldaten wieder, der die EX-2714 geentert hat … und dann in dem eines Besatzungsmitglieds des Explorers.«
Gucky schaute ratlos drein. »Vielleicht haben die Fremden dir deren Erinnerungen eingegeben. Vielleicht wollten sie um Verständnis für ihr Vorhaben zu werben.«
Ich schwieg, dachte nach. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Ilt mich neugierig musterte.
Ich grinste. Wahrscheinlich starb er vor Neugier, hätte liebend gern erfahren, welche Gedanken mir nun durch den Kopf gingen. Aber wie ich gerade selbst gesagt hatte … ich war mentalstabilisiert und verfügte darüber hinaus über einen Monoschirms, der mich vor telepathischer Ausspähung schützte.
Das Schweigen zog sich so lange hin, bis es schließlich unangenehm wurde. Major Simmers räusperte sich irgendwann unbehaglich. »Was haben Sie nun vor, Sir?«
Ich lehnte mich zurück und sah zuerst sie, dann Gucky an. »Normalerweise würde ich den Wunsch der xenophoben Außerirdischen respektieren und ihren Planeten zur Tabuzone erklären lassen«, sagte ich.
»Normalerweise, Sir?«
Ich nickte. »Ich bezweifle, dass es diese Fremdwesen überhaupt gibt. Ganz im Ernst, Major … Gucky … glaubt irgendjemand in diesem Raum, ich würde euch den Unsinn, der gerade verzapft wurde, auch nur eine Sekunde lang abkaufen?«
Ulcarach
Tja, Rion, der große Wurf.
Ich kann dir nicht sagen, was da schiefgegangen ist, wann es anfing, wann es schlimmer wurde, was da überhaupt abgelaufen ist. Ich bin jedenfalls froh, dass wir beide uns noch darüber unterhalten können. Mir ist völlig klar, das ist nicht selbstverständlich. Glaub mir, ich weiß das zu schätzen.
Schließlich lebt deine Frau jetzt mit mir zusammen.
Du hättest eben besser auf sie aufpassen müssen. Und vielleicht mal genauer darauf hören, was sie sagt.
Sieh's ein, Rion, du hast ihr zu viel erzählt. Ihr den Mund wässrig gemacht. Von fernen Welten geschwafelt, von den Wundern, die es dort zu sehen gibt. Von einem Leben ohne Armut und Krankheit, das man führen kann, ohne sich Tag für Tag abschuften zu müssen.
Aber in erster Linie hättest du ihr nicht von unseren gemeinsamen Vorfahren erzählen dürfen, von den Lemurern, von denen sie genauso abstammt wie wir. Damit hast du ihr Weltbild zerschlagen, Rion. Du hast ihr zwar ein neues aufgebaut, aber das hat sie überfordert, gewaltig überfordert. Wie soll ein Mensch – na schön, eine Thanatonerin – damit fertig werden?
Wie bei dem anderen Einsatz, von dem ich dir erzählt habe. Bei diesen Lemurerabkömmlingen, die von ihren Ahnen erfahren haben. Für die deren Sprache zu einem ausschlaggebenden Bestandteil ihrer neuen Identität geworden ist.
Warum konntest du auch nicht den Mund halten, Rion? Wie kannst du sämtliche Dienstvorschriften verletzen und einer Eingeborenen von uns erzählen? Was ist nur in dich gefahren? Hast du alles vergessen, was man dir in den Jahren unserer Ausbildung beigebracht hat?
Und dann … dann machst du einen Rückzieher. Dann fällt dir ein, dass du schlecht um Ablösung bitten und eine Thanatonerin mitbringen kannst – nach Quinto-Center, an deinen neuen Einsatzort, wohin auch immer. ›Hallo, Lordadmiral, das ist meine neue Freundin. Vielleicht können wir sie in einem Schnellkurs als Aushilfskraft ausbilden, dann können wir gemeinsam auf Abenteuerreise gehen?‹ Aber ewig auf diesem Hinterwäldler-Planeten bleiben, das wolltest du auch nicht. Du hast deiner Frau eine neue Welt gezeigt, aber die ihre wurde dir allmählich zu klein.
Viel zu klein.
Wie hast du dir das nur vorgestellt, Rion?
So kam es, wie es kommen musste.
Du wolltest sie abservieren.
Sie wurde dir lästig.
Sei ruhig ehrlich zu mir, Rion. Wolltest du sie nur wegschicken oder ihr sogar etwas antun? So, wie man es uns beigebracht hat? Keine Spuren zurücklassen, alles vertuschen?
Wir haben nie existiert, es gibt nicht den geringsten Beweis für unsere Aktivitäten.
Und da wundert es dich, dass sie sich an die einzige Person wendet, die ihr eine gewisse Sicherheit gewährleisten und ein anderes Leben ermöglichen kann? An mich?
In was für einer Welt
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