Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Schmerz aufstöhnen ließ. Der metallene Geschmack des eigenen Blutes brachte ihn vorübergehend zur Besinnung.
»Ich … ich glaube, Padpool stirbt …«, brach es aus Shinyan heraus. »Ich … ich glaube …«
»Schschsch«, machte Santjun und versuchte ein Lächeln. »So weit sind wir noch lange nicht.«
Er zog zwei der mobilen Medosensoren aus einer Klappe an der linken Schulter seines Kampfanzugs und befestigte sie auf Stirn und Brust des Akonen. Innerhalb von Sekunden stellte die Positronik eine erste Diagnose.
Septischer Schock durch schweres Trauma , las der USO-Spezialist auf seinem Helmdisplay ab. Blutzirkulation um 40 Prozent vermindert. Herzzeitvolumen nicht reduziert. Systolischer arterieller Druck bei 83 Hektopascal. Lebensgefahr.
»Legen Sie ihm die Beine hoch«, wies Santjun die Akonin an. In der Behandlung sogenannter Gefechtsverletzungen war er ausreichend erfahren. Er spritzte Padpool ein Breitbandantibiotikum und eine hohe Dosis Noradrenalin, um den abgestürzten Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
»Geben Sie ihm Sauerstoff«, sagte er zu Shinyan. »Am besten durch die Nase. Ist ihr Anzug dafür ausgerüstet?«
Die Akonin nickte.
»Okay. Kontrollieren Sie alle paar Minuten seinen Blutdruck. Wenn er nicht steigt, geben Sie ihm das hier in die Halsvene. Genau hier hin …«
Er drückte ihr eine Einwegspritze in die zitternde Hand und zeigte auf die entsprechende Stelle. Die speziell für den Einsatz im Feld entwickelten Spritzen der Notausrüstung brachten ihren Inhalt per Niederdruck-Osmose durch die Haut ans Ziel und waren auch von Laien problemlos anzuwenden.
»Ich werde mich hier ein wenig umsehen und bin gleich wieder zurück. Kommen Sie so lange allein zurecht?«
Die Akonin nickte zögerlich, und Santjun lächelte erneut. Die typisch terranische Geste des Kopfnickens als Zeichen der Zustimmung hatte sich – wie einiges andere aus der irdischen Kultur – rasend schnell unter den humanoiden Völkern der Galaxis verbreitet.
»Die Verteidigungsanlagen sind wieder aktiviert?«, wandte sich der USO-Agent Calipher zu. Die Maschine hatte sich seit dem Betreten der Steuerzentrale kaum bewegt.
»Natürlich«, antwortete er. »Aber es ist so langweilig hier.«
Als ob das Schicksal den Wachroboter Lügen strafen wollte, erschütterten in diesem Moment mehrere dumpfe Schläge den Bunker. Santjun spürte die Vibrationen des Bodens.
»Was ist los?«, wollte er wissen, obwohl er sich die Antwort auch selbst hätte geben können.
»Wir werden angegriffen«, sagte Calipher. Täuschte sich Santjun, oder schwang in der Kunststimme tatsächlich so etwas wie Befriedigung mit?
»Kannst du die Bildbeobachtung einschalten?«, fragte er. »Ich will sehen, was draußen passiert.«
Die roten Punkte in den kreisrunden Augen der Metallspinne bildeten wirre Muster. Dann trat Calipher an eine der Konsolen heran und ließ einige seiner Tentakelbeine über die Sensorflächen huschen. Die mindestens fünfzig in mehreren Reihen angebrachten Monitore über den Konsolen wurden ausnahmslos hell. Allerdings zeigten die meisten nur ein schwarzweißes Flimmern. Drei der Bildschirme lieferten dagegen gestochen scharfe Aufnahmen des provisorischen Feldlagers, das Malchers Männer vor dem Bunker errichtet hatten.
»Verdammt!«, entfuhr es Santjun.
Etwa zehn Gestalten in Schutzanzügen waren dabei, eine schwere Strahlenkanone zu installieren. Einige andere hatten sich mit mobilen Granat- und Raketenwerfern ausgerüstet und feuerten immer wieder probeweise auf den hinter seinem Energieschirm verborgenen Würfel.
»Soll ich mich um die Eindringlinge kümmern?«, erkundigte sich Calipher.
»Nein«, lehnte der USO-Spezialist ab. »Sie würden dich in Stücke schießen. In den letzten 50.000 Jahren hat die Waffentechnik ein paar Fortschritte gemacht. Außerdem wirst du sie diesmal nicht mehr überraschen. Sieh dir an, wie weitläufig sie sich im zentralen Hohlraum verteilt haben. Sie erwarten dich. Sobald du auftauchst, wirst du von allen Seiten unter Feuer genommen.«
»Das ist sehr betrüblich«, sagte der Roboter in seiner typisch verqueren Art. »Wenn Anat Serkuloon hier wäre, würde er …«
»Ist er aber nicht«, unterbrach ihn Santjun barsch. »Hör mir zu. Ich muss unbedingt mit Atlan sprechen. Mit dem Träger des Lichts. Kannst du mir dabei helfen?«
Draußen schritten die Arbeiten an der Waffe zügig voran. Santjun schätzte, dass ihm noch etwa zehn Minuten blieben, bevor der Gegner sein Werk vollendet
Weitere Kostenlose Bücher