Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Bildschirm wurde die ursprüngliche Darstellung kleiner und wanderte in die obere linke Ecke. Acht weitere Bilder gesellten sich hinzu, jedes mit einer Kennnummer, einem Datum und einem Zeitindex versehen.
»Durch den fortgesetzten Einfluss der Hyperstrahlung kommt es nicht nur zu einer Rückbildung des um die Nervenfasern abgelagerten Bindegewebes, sondern auch zu einer partiellen Degeneration der Nervenzellen selbst und zu Umbildungen der synaptischen Bereiche.«
»Was bedeutet das?«
Die Stimme der Kommandantin klang plötzlich unendlich müde. Blicklos starrte sie auf den Monitor, der Bild für Bild die voranschreitende Beschädigung der einzelnen Neuronen dokumentierte.
»Die Schmerzen werden in fünf bis acht Stunden so stark sein, dass auch Analgetika nicht mehr viel helfen«, sagte der Mediziner. »Die Schädigungen sind zwar reversibel, aber das hilft uns nicht weiter. Es ist abzusehen, dass ich früher oder später damit beginnen muss, die ersten Patienten in ein Heilkoma zu versetzen. Deshalb schlage ich vor, dass wir umgehend mit der Ausgabe der Schmerzmittel beginnen. Die Vorräte werden auf jeden Fall ausreichen, denn wenn wir die Transmissionen nicht in ein paar Stunden gestoppt haben, ist es ohnehin zu spät.«
Naileth Simmers nickte. Dann aktivierte sie den Armbandkom an ihrem linken Handgelenk und nahm Verbindung mit der Zentrale auf. Am anderen Ende meldete sich ihr Erster Offizier Terence Abigon. In wenigen Worten schilderte sie ihm die Lage und bat ihn, alles Notwendige in die Wege zu leiten.
»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Ara, nachdem die Kommandantin das Gespräch beendet hatte.
»Ich weiß es noch nicht, Mr. Atair«, seufzte sie leise. »Ich weiß es noch nicht.«
Kapitel 16
Marcus Merten
Zwei Minuten und 36 Sekunden.
Marcus Merten hockte in der menschenleeren Kantine des Mannschaftsdecks und starrte blicklos in den Plastikbecher, der vor ihm auf dem Tisch stand. Er war noch immer bis zum Rand mit Kaffee gefüllt, denn seit sich der Techniker das Getränk an einem der Automaten besorgt hatte, hatte er nicht ein einziges Mal davon getrunken. Die pechschwarze Flüssigkeit stand absolut still, und das war für ihn ein beunruhigender Anblick. Normalerweise konnte man, wenn man ganz genau hinsah, stets ein leichtes Zittern auf der Oberfläche des Kaffees erkennen. Die Reaktorhalle befand sich in unmittelbarer Nähe, und wenn die Meiler liefen, brachten sie trotz aller Isolierungen und Vibrationsdämpfer die umliegenden Wände und Decken zum Erbeben.
Zwei Minuten und 36 Sekunden.
Diese verdammte Zeitspanne ging Marcus nicht aus dem Kopf In der letzten halben Stunde hatte er die Zahlen immer wieder und in allen nur denkbaren Kombinationen auf ein Blatt Schreibfolie gekritzelt.
Zwei – drei – sechs.
Quersumme elf.
156 Sekunden.
Zwei mal drei mal sechs gleich sechsunddreißig.
Und so weiter und so fort.
Marcus Merten wartete darauf, dass etwas geschah, dass jener unerklärliche Mechanismus in Gang kam, der es ihm im Nachhinein so verrückt erscheinen ließ, dass er die einfache, die offenkundige, die auf der Hand liegende Lösung eines Problems nicht schon viel früher erkannt hatte. Er wusste , dass diese zwei Minuten und 36 Sekunden eine zentrale Bedeutung besaßen, dass sie der Schlüssel zum Entkommen aus einer Falle waren, die die Besatzung der IMASO langsam, aber stetig zermürbte, und es war dieses Wissen, das ihn Schritt für Schritt in den Wahnsinn trieb.
Der Nacken des Technikers stand in Flammen, der Rücken schmerzte, die Muskeln in den Oberarmen und den Schultern verkrampften inzwischen bei der geringsten Bewegung. Wie sollte man da in Ruhe nachdenken? Alle zwei Minuten und 36 Sekunden führte der Leichte Kreuzer einen weiteren Transmittersprung aus, wurde die körperliche und seelische Belastung, der jeder an Bord des Kugelraumers ausgesetzt war, schlimmer.
Er hatte mehrfach versucht, Kontakt zu Milton Elks aufzunehmen, doch sein Chef meldete sich nicht. Schließlich hielt Marcus Merten es nicht mehr aus. Er verließ die Kantine und begab sich zur Reaktorhalle. Er musste irgendetwas tun. Irgendetwas, und wenn es noch so sinnlos war. Vielleicht half es, wenn er sich durch Arbeit ablenkte, wenn er seinem Verstand die Gelegenheit gab, sich mit etwas anderem als diesen verwünschten zwei Minuten und 36 Sekunden zu beschäftigen. Hieß es nicht, dass man, sofern man etwas wirklich finden wollte, auf gar keinen Fall danach suchen durfte?
Zu seiner
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