Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Santjun hatte den Titel des Streifens längst wieder vergessen, doch eine Szene war ihm im Gedächtnis haften geblieben. Der Protagonist der Geschichte, ein ehemaliger Revolverheld mit zerknittertem Gesicht und grauen Haaren, der seine Alpträume in Alkohol zu ertränken versuchte, sah sich plötzlich einem jungen Burschen gegenüber, der eine ähnliche Karriere anstrebte und sich durch ein Duell mit ihm seine ersten Sporen verdienen wollte. Am Ende des Films legte der Revolverheld seinen Waffengürtel um, sehr wohl wissend, dass er diese, seine letzte Auseinandersetzung nicht würde gewinnen können. Wenn ich schon sterbe , hatte er in die Kamera hinein gesagt, dann wenigstens mit den Stiefeln an meinen Füßen.
Dieser Satz, so albern er aus heutiger Sicht auch klang, hatte Santjun beeindruckt. Er hatte etwas mit Stolz und Selbstachtung zu tun, mit dem Bestreben, dem eigenen Dasein so etwas wie Sinn zu geben, das Unvermeidliche zu akzeptieren und einen Fußabdruck in der Zeit zu hinterlassen. Wenn man ihn all seiner anspruchslosen Dramatik entkleidete, blieb eine Erkenntnis übrig, die der USO-Spezialist im Laufe der Jahre verinnerlicht hatte: Den letzten Kampf kämpfte man stets allein.
Santjun sah den drei sich gemächlich nähernden Männern entgegen. Sie waren sich ihrer Beute sicher, hatten längst gemerkt, dass er ihnen schutzlos ausgeliefert war. Und plötzlich war er der Revolverheld, der einsame alte Graukopf, der wusste, dass seine Zeit gekommen war und seinen Abschied mit Würde zelebrierte.
Der USO-Spezialist zeigte ein Lächeln, auf das Ronald Tekener stolz gewesen wäre. Dann hob er seinen Kombistrahler und begann zu schießen.
Kapitel 29
Malcher
Der Zorn wühlte mit messerscharfen Klauen in Malchers Eingeweiden. Seit dem Fiasko auf Thanaton liefen die Dinge nicht mehr wie geplant, und das war etwas, das er nicht akzeptieren konnte. Er war vorsichtig gewesen, hatte keine Fehler gemacht und seine Netze behutsam ausgeworfen, denn wenn er bis vor kurzem eines besessen hatte, dann war es Zeit gewesen. Dennoch war die USO auf ihn aufmerksam geworden. Schlimmer noch, Lordadmiral Atlan hatte sich der Sache persönlich angenommen.
Vielleicht hätte er Te’pros nicht schon zu Beginn der Operation in die Schlacht werfen sollen. Rückblickend betrachtet war der Junge eine mächtige Waffe gewesen, und er hatte sie in für ihn untypischem Eifer vergeudet und als Resultat lediglich ein paar Tage gewonnen. Nun war Te’pros tot, und in gewisser Weise empfand Malcher Bedauern darüber. Allerdings war er noch nie jemand gewesen, der lange über verschüttete Milch lamentierte.
Verschüttete Milch.
Der Gedanke an diese uralte terranische Redewendung hob seine Stimmung ein wenig. Seit die Menschen der Erde die galaktische Bühne betreten hatten, war in der Milchstraße viel geschehen.
Druuf, Posbis, Blues, Meister der Insel, Uleb – die Konfrontationen mit fremden Mächten waren immer härter und die Feinde immer stärker geworden. Dennoch hatten sich die Terraner am Ende stets – wenn auch oft unter hohen Verlusten – durchgesetzt.
Für Malcher war es deshalb kein Wunder, dass sich ein Perry Rhodan mitsamt seiner Schar unsterblicher Wasserträger für etwas Besonderes hielt. Dabei zollte er, Malcher, dem Denker und Lenker des Solaren Imperiums sogar einen gewissen Respekt dafür, dass er während der diversen Konflikte immer persönlich an vorderster Front gekämpft, dass er sich in der Rolle des klugen Feldherrn immer besser gefallen hatte als in der des geschickt taktierenden Politikers. Allerdings hatte Malcher nicht vor, sich gleichfalls dem irrationalen Verlangen nach Ruhm und Abenteuer hinzugeben, sich gar für unentbehrlich zu halten.
Die aktuelle politische Lage in der Milchstraße war eine direkte Folge der Ausrichtung des Solaren Imperiums auf die Person Perry Rhodans. An ihm schieden sich die Geister. Er stand für alles, was die Kolonien an der Erde hassten. Für die moralische Bevormundung, für die von der GCC repräsentierte Wirtschaftsmacht, für das mit allen Mitteln gehütete Monopol der Transformkanone und so vieles mehr. Perry Rhodan war Terra. Perry Rhodan war das Solare Imperium. Und selbst wenn er die besten Absichten und die edelsten Ziele verfolgte, so stand doch immer die enorme militärische Macht der Solaren Flotte und der USO hinter ihm – in Arkonstahl und Terkonit gegossenes Misstrauen, das sich mit Worten niemals vollständig zerstreuen ließ.
Genau da
Weitere Kostenlose Bücher