Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
und träumen davon, dem Imperium Paroli bieten zu können. Viele kleine Kolonien sind alleine nicht lebensfähig, aufgrund ihrer politischen Einstellung jedoch nicht bereit, ins Imperium zurückzukehren, ohne Bedingungen und Ansprüche zu stellen. Sie fallen den aufstrebenden Reichen mehr oder weniger freiwillig in die Hände.«
Der Ilt rutschte auf seinem Platz hin und her. »Du schaffst es wirklich, einem Mut zu machen, Perry. Das klingt so, als stände das Imperium kurz vor dem Untergang.«
»Soweit ist es noch lange nicht«, beruhigte ich ihn. »Verglichen mit der Schlagkraft jedes einzelnen dieser Staatengebilde spielt die terranische Flotte in einer eigenen Liga, mit der sich die anderen nicht messen können.«
Rhodan nickte. »Das ist bekannt, sonst, so fürchte ich, wäre es längst zu einer offenen Konfrontation gekommen. Doch wir müssen enormes Fingerspitzengefühl beweisen. Schon die Präsenz eines kleinen Unterstützungsverbands am falschen Ort wird als Provokation betrachtet. Daher habe ich veranlasst, dass große Teile der Flotte in ihre Basen zurückkehren.«
»Zeige nicht zuviel Schwäche, Barbar«, warnte ich ihn. »Trotz unserer einstigen Vormachtstellung kam irgendwann der Tag, an dem wir Arkoniden die terranische Überlegenheit anerkennen mussten. Der Rückzug terranischer Kriegsschiffe kann dir schnell als Zeichen von Unsicherheit ausgelegt werden.«
Der Zwiespalt, in dem Rhodan steckte, war offensichtlich. Er musste den Führungsanspruch des Solaren Imperiums betonen, weil es einen stabilisierenden Machtfaktor in den politischen Wirren der menschlichen Splitterreiche darstellte. Andererseits durfte das Imperium nicht in den Verdacht einer Hegemonialmacht geraten, weil die unabhängigen Reiche sich keine Bevormundung bieten ließen.
»Wir sahen uns massiven Protesten wegen des Erscheinens terranischer Kriegsschiffe über den Monolith-Welten ausgesetzt«, bestätigte Rhodan meine Überlegungen. »Deshalb habe ich sie abziehen lassen. Es war eine weise Entscheidung von dir, den Monolithen von Shenzen nicht von der MORPHEUS vernichten zu lassen.«
»Ein terranisches Schlachtschiff, das auf Shenzen seine Waffen einsetzt? Das hätte vermutlich sofort einen Krieg ausgelöst.« Die Vorstellung jagte mir noch im Nachhinein einen Schauer über den Rücken, zumal die Bergung der auf Lumbagoo abgestürzten IMASO dieselbe Katastrophe hätte heraufbeschwören können. »Wie sieht unsere derzeitige Präsenz über den Monolith-Welten aus?«
»Wir haben nur kleine Einheiten mit Beobachterstatus vor Ort.«
»Damit dürften wir nicht die einzigen sein.«
»Nein, auch andere Staaten haben solche Beobachter entsandt.« Rhodan lehnte sich zurück. »Sie kreisen um die Monolithen wie Geier um Aas und warten darauf, sich ungefährdet darauf stürzen zu können.«
»Weil sie Monolithen primär als Waffe sehen, richtig?«, fragte Gucky.
»Richtig, Kleiner. Alle achten peinlich genau darauf, dass niemand unrechtmäßig in den Besitz dieses Waffensystems gelangt. Dieser Vorwurf zielt natürlich vorrangig in unsere Richtung.«
»Dafür zeichnen wohl die historischen Tatsachen verantwortlich, Perry«, kam ich nicht umhin, einen leisen Vorwurf anklingen zu lassen. »In der Übernahme und Adaption außerirdischer Technik und Waffen wart ihr Terraner schon immer gut.«
Rhodan verzog das Gesicht. Statt eine Rechtfertigung vorzubringen, deutete er ein Nicken an. »Bleiben wir in der Gegenwart, und die sieht so aus, dass wir kaum eine Bewegung machen dürfen, ohne dass man sie uns falsch auslegt. Jede Reaktion auf eine noch so kleine Machtdemonstration Terras fällt völlig überzeichnet aus. In diesen fragilen Zeiten kommen wir nur mit Diplomatie weiter.«
»Sie ist der Anlass, der mich zu dir führt«, eröffnete ich. »Ich schlage die Entsendung neutraler Verhandlungsführer vor, die von allen Seiten akzeptiert werden.«
»An wen denkst du dabei?«
Ich hatte lange darüber nachgedacht. Nur ein Volk in der galaktischen Völkergemeinschaft erfüllte die Voraussetzungen, die ich als Maßstab für Erfolg versprechende Verhandlungen anlegte. »An die Posbis.«
Kapitel 15
Traum der Ewigkeit
»Du bist ein kalter Mensch, Malcher. Du bist eiskalt.«
»Dieses Gefühl hast du mir in den vergangenen Stunden nicht gegeben, meine Liebe.« Der Herr der Silberherren betrachtete Silvia Croux, deren volle Brüste sich unter der Decke abzeichneten. Der Wasserfall ihrer blonden Haare ergoss sich über das
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