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Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Titel: Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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Sie waren wie versteinert. Ein paar Kinder hatten den Blick abgewendet und vermieden es, zu ihm herüberzusehen. Die Demonstration seiner Macht hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Er gab Thersus einen Wink, ihm zu folgen.
    »Das war unnötig«, sagte der Glatzkopf, nachdem sie sich ein paar Meter weit entfernt hatten.
    »Du bist bleich«, antwortete Malcher, ohne auf den Vorwurf einzugehen. »Ich erwarte von meinen Vertrauten mehr Standhaftigkeit. Lanschs Versuch, das Silbermetall eines Kameraden an sich zu bringen, rüttelte an den Grundfesten unserer Organisation.« An den Grundfesten meiner Kompetenz. »Ich entscheide, wer wie viel Silbermetall erhält. Wer glaubt, diese Entscheidung kritisieren oder gar abändern zu können, begibt sich auf einen gefährlichen Weg.«
    »Wie Sie eben demonstriert haben. Niemand wird das vergessen. Ich halte Lanschs Tod trotzdem für einen Fehler. Bis zu seinem Vergehen war er immer loyal. Ein guter Mann. Sein Tod ist ein Verlust für die Organisation. Wir können uns keine Verluste erlauben.«
    »Er war loyal?«
    »Ja.«
    »Loyalität endet nicht an einem gewissen Punkt. Sie besteht, oder sie besteht nicht.«
    »Wie tiefgehend sie auch sein mag, es gab einen Zeitpunkt, an dem sie begann. Leitet nicht jeder Anfang im Universum zwangsläufig ein Ende ein? Bedingt nicht das eine das andere?«
    »Philosophische Ablenkungsstrategien.« Malcher winkte ab. »Loyalität hingegen ist eine konkrete Einstellung, die sich nicht zerren und biegen lässt.« Er spürte, dass er abermals nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. Er riss sich zusammen. Schließlich ermutigte er seine Vertrauten immer wieder dazu, ihm ihre Meinung mitzuteilen, auch wenn sie in Widerspruch zu seiner eigenen stand. Dass Thersus zu gelegentlichen Anfallen von Philosophie neigte, war nichts Neues. Malcher kannte seine Schwäche, sich manchmal nicht unter Kontrolle zu haben. Er neigte zu plötzlichen Anfällen von Brutalität oder Gewalt, so wie eben. Nein, er hätte Lansch nicht umbringen müssen, doch das wollte er vor Monani Thersus nicht zugeben. Es wäre zugleich ein Eingeständnis von Schwäche gewesen. Stattdessen hatte sein kompromissloses Vorgehen seinen Leuten gezeigt, dass er vor notwendigen Maßnahmen niemals zurückschreckte.
    »Der Tote liegt noch da hinten.« Vor Unbehagen zog sein Vertrauter die Schultern zusammen. »Ich muss die Leiche fortschaffen lassen.«
    »Du sagtest eben, dass wir uns keine Verluste erlauben können«, hielt Malcher ihn zurück.
    Thersus nickte. »Jeder einzelne dient der Organisation.«
    »Sie alle sind wichtig?«
    »Das sind sie.«
    »Willst du etwa behaupten, sie seien unersetzlich?«
    »Etwa nicht?« Verunsicherung zeigte sich ins Thersus' Gesichtszügen.
    »Wären sie es, würden sie nicht wie eine Flut über mich hinwegspülen. Wieso ist die TRAUM DER EWIGKEIT von Menschen überfüllt? Sie ist kein Raumschiff mehr, sondern ein Tollhaus.« Ein Tollhaus, in dem er seine Pläne nicht mehr mit der gebotenen Ruhe schmieden konnte. Die Vorstellung, dass sein Schiff zu einem Auffanglager geriet, wurde für Malcher immer unerträglicher. »Wie kommen sie alle an Bord?«
    »Durch die Öffnung der Transmitterpassage aufs Schiff. Sie selbst haben sie für Ihre Anhänger freigegeben«, erinnerte Thersus ihn.
    Es stimmte. Malcher schloss die Augen und warf sich vor, mit seiner Entscheidung einen Fehler begangen zu haben. Im Nachhinein kam sie ihm töricht vor. Er tastete nach der Opalkugel in seiner Tasche, berührte sie mit den Fingerspitzen – und ließ sie stecken. Er fühlte sich von einem inneren Zwiespalt zerrissen. Viele Jahrtausende lang hatte der Chonosso-Monolith unbeachtet am Grund des Tiefseegrabens gelegen.
    Erst durch die von Thanaton ausgehende Aktivierungswelle war alles ins Rollen gekommen. Malcher hatte mit einem Mal erfasst, was für ein Machtmittel das uralte Relikt darstellte. Er hatte sich durch die Entwicklung überwältigen, hatte sich von ihr treiben lassen. Jetzt bereute er es.
    Er hätte seine Zurückhaltung beibehalten und sich mehr Zeit lassen sollen, Zeit, die ihm, wie es aussah, unbegrenzt zur Verfügung stand. Hätte er nicht dem Druck der Ereignisse nachgegeben, wäre die TRAUM DER EWIGKEIT weiterhin ein Hort der Ruhe, und es würde in ihr nicht zugehen wie in einem Taubenschlag.
    »Du kannst gehen.« Malcher machte eine drängende Handbewegung. »Sorge dafür, dass Lanschs Leiche verschwindet, und höre dich unauffällig um, wie die Stimmung an Bord

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