Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
Kopfkissen, in das sie kurz zuvor noch ihre kleinen, spitzen Schreie ausgestoßen hatte. Malcher hatte die vergangene Nacht genossen, doch sie war vorüber und nicht dazu angetan, nachhaltigen Eindruck in ihm zu hinterlassen. Andere Dinge genossen Priorität.
»Weshalb schickst du mich dann fort?« Gram zeichnete sich im Gesicht der jungen Frau ab, die rein altersmäßig seine Urenkelin hätte sein können. Das Silbermetall relativierte tatsächliches Alter. Lebensjahre verloren an Bedeutung.
»Von mir aus kannst du da bleiben. Aber warte nicht auf mich. Ich habe mich um wichtige Dinge zu kümmern.« Ohne ein Wort des Abschieds wandte Malcher sich ab und verließ die geräumige Unterkunft.
Er trat in den Korridor hinaus und dachte über seine nächsten Schritte nach. Sie waren unbestimmt, da ihn nur spärliche Informationen erreichten. Seine Agenten auf Terra verhielten sich ungewöhnlich ruhig, und Khonnat – mehr als den Tarnnamen kannte er noch immer nicht – hatte sich seit dem letzten Rafferspruch vor zwei Tagen nicht mehr gemeldet. Seine ausgeprägten Instinkte warnten Malcher, dass die Dinge gegen ihn in Bewegung gerieten. Auf der Erde braute sich etwas zusammen, das seine höchste Aufmerksamkeit erforderte. Er hatte nicht 150 Jahre Planung und Vorbereitung aufgewendet, um sich von den Unsterblichen aufhalten zu lassen.
Das Monolithen-System, in das er so große Hoffnungen gesetzt hatte, war ihm entglitten, doch auf den Monolith hier auf Chonosso hatte allein er Zugriff. Gestern waren die Arbeiten in ihm unvermindert weitergegangen, ohne neue Erkenntnisse zu bringen. Inzwischen schrieb man den 10. Mai, und Malcher hielt sich an Bord der TRAUM DER EWIGKEIT auf, die er über die Transmitterverbindung erreicht hatte.
Er schlenderte ziellos durch die Gänge der letzten großen Schiffseinheit, die seinem direkten Kommando unterstand. Zwar war das Schiff, nach der Rückkehr von Lumbagoo am Abhang des Tiefseegrabens geparkt und vor Neugierigen verborgen, unangreifbar in Sicherheit, doch es genoss keine Unterstützung durch weitere Einheiten. Das war Malchers Schwäche, denn militärische Operationen bildeten keine Option. Es gab eine allgemeine Mobilmachung der Bruderschaft und assoziierter Staatsgebilde, um Respekt bei der solaren Flotte zu schinden, doch das Kräfteverhältnis war ungleich verteilt, und die Machtstrukturen in der Galaxis blieben unzweifelhaft. Im militärischen Vergleich standen die ehemaligen Kolonien des Solaren Imperiums auf verlorenem Posten.
Bei allem Säbelrasseln würde der Chanmeister den Teufel tun und sich offen mit dem Imperium anlegen. Der Cardmanosch waren Grenzen gesetzt. Raumschiffskommandanten ließen sich auch durch Direktiven des Geheimdienstes nicht davon abhalten, ihren jeweiligen Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Hätte Malcher versucht, weitere Schiffe unter seine Befehlsgewalt zu stellen, hätte der Chanmeister unweigerlich Kenntnis davon erhalten, und Malcher wäre in Erklärungsnotstand geraten.
Tro Schikel in Bezug auf den Monolithen zu manipulieren war eine Sache, ihn anzulügen und zu hintergehen eine andere. Schikel war nicht Chanmeister geworden, ohne Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Überall in den Korridoren des Zweihundert-Meter-Kreuzers begegnete Malcher anderen Silberherren, die ihn ehrerbietig grüßten. Zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, wie viele Frauen und Kinder unter seinen Anhängern waren. Er förderte sie nach Leibeskräften, damit sie zu seiner Elite-Kaste heranreiften, und hatte sie in den letzten Tagen und Wochen doch aus den Augen verloren. Der einzige Zweck ihrer Anwesenheit bestand in der Sicherung von Malchers Unsterblichkeit. Sie unbeobachtet sich selbst zu überlassen konnte sich rächen.
Zu viele Nebenkriegsschauplätze hatten sich herauskristallisiert, die sein Streben behinderten, bedauerte er. Die Monolithen. Die unsterblichen Aktivatorträger. Solares Imperium und USO.
Drei Knaben, nicht älter als neun oder zehn Jahre, rannten lärmend an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Malcher hielt inne und sah ihnen nach, bis sie durch die Krümmung des Ringkorridors aus seinem Blickfeld gerieten. Was geschah an Bord seines Schiffes?
Er aktivierte sein Multifunktionsarmband, stellte eine Verbindung zu seinem Vertrauten her und hob es in Mundhöhe. Monani Thersus meldete sich sofort.
»Wo steckst du? Wir müssen über den Zuzug meiner Anhänger reden. Wenn es so weitergeht, platzt das Schiff bald aus allen Nähten.«
Der
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