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Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Titel: Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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Glatzkopf nannte eine Schiffssektion nicht weit von Malcher entfernt. »Hier gibt es Ärger.«
    »Ärger?« Im Hintergrund war Geschrei zu vernehmen, das nach einer handfesten Auseinandersetzung klang. Das hatte gerade noch gefehlt. Nicht einmal Onjar Marik hatte es gewagt, an Bord Streit anzuzetteln. »Drück dich gefälligst deutlicher aus.«
    »Ein Streit über Silbermetall ist ausgebrochen.«
    Malcher stieß die Luft aus. Die Übergabe kleiner Mengen Silbermetall an seine Anhänger sicherte deren Loyalität und sollte keine Streitigkeiten auslösen. »Sorge gefälligst für Ordnung!«, herrschte Malcher Thersus an. Seine Stimme drohte sich zu überschlagen.
    Wenn ich die Disziplin schleifen lasse, gleiten mir die Dinge aus den Händen , dachte er und lief los.
    Schon von Weitem vernahm er die hitzigen Stimmen der Kontrahenten. Monani Thersus stand zwischen den Streithähnen, zwei Männern, von denen einer an der Stirn blutete. Sie blockierten den Zugang zu einer Messe. Auf den ersten Blick mochte der Zwischenfall marginal erscheinen, doch zu einer solchen Disziplinlosigkeit unter Malchers Anhängern war es noch nie gekommen. Sollte das Beispiel Schule machen, fraß sich die Organisation von innen heraus auf. »Was ist geschehen?« Malcher zwang sich zu Ruhe. Die Fähigkeit, seinen Habitus betont zu kontrollieren, war Teil seiner Souveränität im Umgang mit Abhängigen.
    Der ältere der Streithähne streckte einen Arm aus. »Er wollte mir Ihre Gabe abnehmen, Herr.«
    Malcher überlegte, ob er einen von beiden mit Namen kannte. Sie fielen ihm nicht ein. Nicht einmal an die Gesichter erinnerte er sich. Mittlerweile ging die Zahl seiner Anhänger in die Tausende, verteilt nicht nur über Chonosso, sondern über mehrere Planeten. Er maß den Jüngeren mit einem finsteren Blick, wobei er die Wirkung seines Äußeren bewusst einsetzte. Eine der Schattenseiten des langen Tragens von Silbermetall war eine genetische Instabilität, die Hautwucherungen und Falten wie bei alten Menschen bewirkte. Diese Veränderung seines Gesichts verlieh Malcher eine alptraumhafte Komponente, die er vorsätzlich betonte und als kühler Rechner in seinem Sinne einsetzte. Meist unterstrich er sie zusätzlich durch dunkle Kleidung und finstere Mimik.
    »Wie ist dein Name?«
    »Lansch, Herr.«
    »Du wolltest ihm wegnehmen, was ich ihm gegeben habe?« Malchers Worte stellten keine Frage dar, sondern eine Anklage.
    »Ferlong besitzt mehrere Stücke. Auf eins mehr oder weniger kommt es doch nicht an.«
    »Entscheidest du das?« Statt zu schreien, sprach Malcher nun bedrohlich leise.
    Lansch zuckte zusammen. Es gelang ihm nicht, Malchers Blick standzuhalten. »Nein, Herr. Es war falsch, was ich getan habe. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Wie bist du überhaupt auf diese Idee gekommen?« Größenwahn, nichts anderes konnte für eine solche Tat verantwortlich sein.
    »Ich weiß … es nicht.« Lansch verfiel in Stammeln. »Es wird … nie wieder … geschehen, dass ich mich gehen lasse.«
    Nein, ganz gewiss nicht.
    »Er sieht es ein«, sagte Monani Thersus. »Sein Fehler wird ihm eine Lehre sein.«
    »Das genügt nicht. Ich dulde keine solchen Übergriffe, keinen Verrat an unseren gemeinsamen Zielen, keine Illoyalität. Sie ist das Schlimmste.« Malcher bebte vor Zorn über den versuchten Diebstahl. Wenn er seinen Anhängern nicht vertrauen konnte, wem sonst? Er musste sich ihrer sicher sein, ohne dass der geringste Zweifel an ihrer Verlässlichkeit bestand. Es war, als hätte Lansch ihn persönlich zu bestehlen versucht. Der Raub von Silbermetall glich dem Raub von Leben. Mehrere Dutzend Männer, Frauen und Kinder in der Messe wurden Zeugen des Vorfalls. Ohne drastische Sanktion würden sie sich animiert fühlen, es dem Aufrührer gleichzutun.
    Mit einer kontrollierten Bewegung griff Malcher nach dem unter seiner Kleidung verborgenen Kombistrahler, zog ihn hervor und erschoss Lansch. Es geschah so schnell, dass Thersus keine Zeit blieb, Widerspruch vorzubringen. Unter den in der Messe Versammelten herrschte Totenstille. Selbst die Kinder hatten sich im Griff und schwiegen, was Malcher zeigte, dass sie im Gegensatz zu Lansch gefestigt genug waren, seiner Organisation anzugehören.
    Er steckte den Strahler weg und bemerkte, dass seine Hand zitterte.
    Die Wut in ihm verrauchte nur langsam.
    »Niemand«, begann er, »wird je wieder auf die Idee kommen, unrechtmäßig eine meiner Gaben an sich zu nehmen.« Malcher beobachtete die Schar seiner Anhänger.

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