Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
geschafft, mich in Sicherheit zu bringen, bevor sie mein Büro abriegelten. Es wurde eine groß angelegte Fahndung nach Ihnen ausgelöst, Herr. Tro Schikel hat Sie zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt.«
Die Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Reginald Bull hatte Tro Schikel nicht nur überzeugt, sondern ihn gegen Malcher aufgebracht. Damit hätte der höchste Silberherr niemals gerechnet. Ich habe es geahnt. Dieser verdammte Chanmeister paktiert mit seinen Gegnern. Die Hölle sollte ihn verschlingen.
»Was soll ich tun, Herr?«
»Verschwinden, du Dummkopf.«
»Ich kann nirgendwohin.« Trecht hörte sich weinerlich an. »Die Ausfallstraßen werden überwacht. Es wurde ein Start- und Landeverbot für sämtliche Schiffe erlassen.«
Malchers Gedanken überschlugen sich. Trecht war immer absolut loyal gewesen. Das konnte sich ändern, würde er der Polizei in die Hände fallen und zu einer Aussage gezwungen werden. Er war einer der wenigen Vertrauten, die Malchers Domizil am Mount Yakin kannten. »Bist du sicher, dass man dich nicht als Lockvogel mit Bedacht hat entkommen lassen?«
»Ganz sicher, Herr.«
»Begib dich zu meinem Haus und melde dich bei Rurna Kiltrick. Und achte darauf, dass dir niemand dorthin folgt, sonst reiße ich dir eigenhändig den Kopf ab.« Ohne eine Antwort abzuwarten, unterbrach Malcher die Verbindung. Sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen. Irgendwer verfolgte ihn seit geraumer Weile. Warum hatte man seinen Gleiter nicht längst aufgebracht? Vielleicht bereiteten sich die Verfolger in diesem Moment auf den Zugriff vor.
Er zwang sich zur Ruhe, um keine zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen. In weiser Voraussicht hatte er das Peilsignal des Gleiters, durch das der Chanmeister die Dienstfahrzeuge der Chanbrüder jederzeit ausfindig machen konnte, am frühen Morgen sabotiert. Blieben die ominösen Verfolger, falls er sie sich nicht doch nur einbildete, und zweifellos ein Heer von Drohnen und Robotsonden, die zur Jagd auf ihn bliesen. Vor ihm lag der Platz der Unabhängigkeit mit seinen Einkaufszeilen, Vergnügungseinrichtungen, den sieben die Freiheit symbolisierenden, hoch aufragenden Stelen und einem Gewirr von angrenzenden Gassen, in denen Malcher untertauchen konnte.
Er scherte aus dem Verkehrsfluss aus und drückte den Gleiter nach unten. Weder Polizei noch Roboterstreifen entdeckte er, dafür mehrere freie Parkbuchten. Malcher wählte eine aus, die den Gassen am nächsten lag und landete. Er öffnete, kletterte ins Freie und vergewisserte sich, dass der vor ihm liegende Fluchtweg frei von Hindernissen war. Aus den Augenwinkeln registrierte er eine Bewegung, einen anderen Gleiter, der neben ihm landete.
Grellrote Lackierung!
Malcher reagierte zu langsam. Bevor er loslaufen konnte, sah er in die Abstrahlmündung eines Strahlers. Der Mann, der die Waffe in Brusthöhe erhoben hielt, trug keine Uniform der regulären Polizeieinheiten, sondern wie sein Begleiter Zivilkleidung. Malcher starrte die beiden Männer, Fleese und Phorimer, an.
»Was soll das?«
»Ist es nicht offensichtlich, Herr?«, fragte Phorimer. »Wir verschwinden mit Ihnen, bevor der Chanmeister Sie erwischt. Sonst wäre es das nämlich gewesen, mit Silbermetall für uns. Na los, einsteigen, bevor jemand aufmerksam wird.«
»In Ordnung«, fügte sich Malcher in sein Schicksal. »Ich bin froh, dass mich jemand vor Tro Schikel in Sicherheit bringt. Wohin fliegen wir? Zu Kiltrick?«
»Kiltrick?« Fleese kicherte gehässig. »Der ist zufrieden mit dem, was er hat. Er würde sich niemals gegen Sie stellen.«
»Gut zu wissen.«
»Machen Sie schon.« Fleese winkte mit dem Strahler zur Gleitertür.
Malcher nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit, um Phorimer zu packen und gegen den anderen Silberherrn zu stoßen. Gedankenschnell zog er seinen Strahler unter dem Hemd hervor, legte auf Fleese an und zog den Abzug durch. Einen Sekundenbruchteil später erschoss er Phorimer. Hastig sah er sich um. Niemand war auf den Zwischenfall zwischen den geparkten Gleitern aufmerksam geworden.
Ohne den abtrünnigen Silberherren einen Blick zu gönnen, verließ Malcher den Parkplatz und tauchte gemessenen Schrittes im labyrinthartigen Gewirr der Gassen unter.
Kapitel 29
Grenzverschiebungen
»Kehre in den USO-Stützpunkt zurück«, wies ich Gucky an, der mich auf ein Hausdach am Rande des Vergnügungsviertels teleportiert hatte. Ich hoffte, in den unzähligen Bars und Etablissements der umliegenden Gassen Hinweise auf
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