Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
in Frage stellen, was er aufgebaut hatte. Auf irgendwen musste er sich verlassen, sonst stand er ohne Handlungsspielraum auf verlorenem Posten. Was ihn nicht daran hinderte, die Augen besser offen zu halten als bisher. Er war zu nachsichtig gewesen, und seine Milde war ausgenutzt worden.
Gnaden dir die Sternengötter des Universums, wenn ich dich zu fassen bekomme, Malcher!
»Wir müssen die Cardmanosch alarmieren«, forderte Cen Limbach.
Tro Schikel sprang von seinem Platz auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Nein, Chanbruder. Das Gegenteil leiten wir in die Wege. Du sorgst für die sofortige Mobilisierung sämtlicher regulärer Polizeieinheiten. Ich wünsche, dass das Hauptquartier der Cardmanosch besetzt und alle Angehörigen der obersten drei Führungsebenen verhaftet werden. Die Offiziere und Agenten haben ausführlichen Bericht über jeden ihrer Untergebenen zu erstatten.«
»Das wird schwierig. Es gibt ein Heer von verdeckten, anonym operierenden Agenten, deren Existenz nirgendwo verzeichnet ist.« Limbach zog einen Positronikanschluss unter dem Tisch hervor und kontaktierte die Polizeizentrale von Chonosso-Chan. Über der Platte baute sich ein schwebender Holokubus auf, in dem sich Sekunden später Polizeipräsident Tore Gundlar abzeichnete. Ein Anrufer aus dem Palast der Erhabenheit landete nicht erst in einem Vorzimmer. In aller Eile erklärte ihm Limbach seine heikle Aufgabe.
»Die Cardmanosch hat eigene Vorstellungen vom Ausmaß ihrer Kompetenzen«, gab der Präsident zu bedenken. »Ein solcher Einsatz wird nicht ohne den Einsatz von Waffen ablaufen.«
Tro Schikel trat hinter Limbach in den Aufnahmebereich. »Dann setzen Sie Ihre Waffen ein«, befahl er mit finsterer Miene. »Sie erhalten meine ausdrückliche Genehmigung, Präsident Gundlar. Sie persönlich haften mir dafür, dass jeglicher Widerstand seitens der Cardmanosch im Keim erstickt wird.«
Gundlar neigte den Kopf. »Selbstverständlich, Chanmeister.«
»Ich will, dass jede Information, die Sie über Malcher erhalten, umgehend an mich übermittelt wird. Leiten Sie die Fahndung nach seinem Dienstgleiter ein.« Tro Schikel versprach sich keinen Erfolg davon, doch es war einen Versuch wert. »Machen Sie ihn ausfindig. Und versetzen Sie alle Raumhäfen in Alarmbereitschaft. Bis auf Weiteres sind weder Starts noch Landungen gestattet. Das gilt sowohl für zivile als auch für militärische Einheiten gleich welcher Größe oder Nationenkennung. Es muss verhindert werden, dass Malcher mit einem Schiff entkommt.«
»Ich leite die Fahndung nach Chanbruder Malcher sofort in die Wege.«
»Malcher ist kein Chanbruder mehr. Noch etwas. Ich brauche ihn lebendig.« Das würde die Aufdeckung der Organisation der Silberherren, die Reginald Bull genannt hatte, und eines möglichen Verschwörerzirkels innerhalb der Cardmanosch wesentlich erleichtern. Schikel unterbrach die Verbindung und kehrte zu seinem Platz zurück. Am liebsten hätte er den Palast der Erhabenheit verlassen und sich persönlich auf die Suche nach dem Verräter begeben, was einem törichten Unterfangen gleich gekommen wäre. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich mit Geduld zu wappnen und sich auf diejenigen zu verlassen, die für eine solche Fahndung ausgebildet waren.
»Rechnen wir uns keine zu großen Chancen auf Erfolg aus«, wandte Cen Limbach ein. »Es wird uns nur gelingen, einen Teil der namentlich nicht bekannten Agenten der Cardmanosch zu befragen. Ein nicht unerheblicher Prozentsatz wird durch die Maschen unserer Untersuchung schlüpfen.«
Das war die Crux bei einem Geheimdienst, der seine Bezeichnung nicht von ungefähr trug. Tro Schikel war sich des Problems bewusst. »Irgendwo müssen wir anfangen. Haben wir Malcher erst in den Händen, wird er uns den Namen eines jeden für ihn Tätigen nennen. Das garantiere ich euch.«
»Ihr glaubt, das er sich von nun an vor uns versteckt hält, Chanmeister?«
Schikel nickte, eine Geste, die die Nachfahren der terranischen Kolonisten bis heute beibehalten hatte. »Er spekuliert darauf, dass ich Bull nicht glaube, doch sein Leben setzt er nicht darauf. Deshalb taucht er vorerst unter. Später kann er immer noch behaupten, aufgrund einer Mission unabkömmlich gewesen zu sein. Nun, das hat sich erledigt. Finden wir ihn nicht, sehen wir ihn nie wieder, und das würde ich sehr bedauern.«
»Es besteht die Möglichkeit, dass er sich im Monolithen verschanzt.«
»Bei der tödlichen Strahlung? Nein, ganz gewiss nicht. Eine
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