Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not
der Luft lag ein undefinierbarer Geruch.
Argan Us Kabine war eine winzige Kammer. Das Bärenwesen lebte allein. Eine Türautomatik gab es nicht. Valara musste anklopfen.
»Herein, wenn es kein Bruder der vierten Wertigkeit ist«, hörte sie in gebrochenem Interkosmo.
Sie stieß die Tür auf und trat in den Raum. Argan U saß auf einem einfachen Leichtmetallhocker vor einem kleinen Tisch. Darauf hatte er sein Destilliergerät aufgebaut und teilweise zerlegt.
Er sprang sofort auf, als er die Frau sah. »O Terranie. Wie hübsch, dass du mich besuchst.«
»Vorsicht mit diesem Namen, Kleiner, wenn wir nicht in Imperium-Alpha sind.«
»Es tut mir leid.« Argan U sank ein Stück in sich zusammen. »Schau nur. Mein Destilliergerät ist während der Flucht kaputtgegangen.«
»Ich stecke in der Klemme, Argan.« Sie ließ absichtlich die Bezeichnung Terraner weg. »Ich konnte meine Verfolger zwar abschütteln, aber ich muss für einige Zeit untertauchen, denn ich glaube, man hat mich erkannt. Wenn du mir hilfst, helfe ich dir, deine Zuckerwassermaschine zu reparieren.«
»Ich weiß, dass du verfolgt wirst«, sagte der Puschyde naiv. »Vor wenigen Minuten ist ein Kommando der Ferraten hier gewesen und hat nach Terra-Idealisten gesucht.«
»Hier bei den Extras?« Valara war verblüfft.
Argan U nickte in vollendet menschlicher Manier.
»Dann scheinen sie diesmal wirklich eine große Aktion gegen uns durchzuführen«, überlegte sie laut. »Ich muss schleunigst von der Bildfläche verschwinden.«
»Was ist eine Aktion?«, fragte Argan. Er hatte schon immer Schwierigkeiten mit dem Interkosmo gehabt. Seine Heimatsprache musste ganz anders beschaffen sein, denn trotz vieler Jahre unter Solanern war es ihm nie gelungen, alles richtig zu verstehen oder auszusprechen.
»Das ist unwichtig. Ich brauche ein Versteck.«
»Für dich tue ich alles, Terranie ... Ich meine ...« Der Puschyde kam ins Stocken. Wahrscheinlich kannte er Valaras richtigen Namen gar nicht, oder er hatte ihn vergessen. Er schluckte. »Willst du hierbleiben? In meiner Kabine ist leider wenig Platz. Und die anderen Extras könnten dich verraten. Für einen Vorteil tun sie alles.«
»Nicht nur die Extras, Kleiner. Vorne am Eingang sitzen zwei Monster. Sie hielten mich für eine Angehörige der Troiliten und wollten Piex auffressen.«
»Die beiden sind harmlos und dumm«, behauptete Argan U. »Was sind Troiliten?«
»Auch das ist im Moment unwichtig, Kleiner.«
»Ich möchte es aber wirklich gern wissen.«
»Du kennst doch die Brüder und Schwestern der Wertigkeiten.«
»Ja, natürlich. Es gibt sechs Klassen.«
»Stimmt. Und die Brüder der fünften Wertigkeit heißen Troiliten. Das Dumme daran ist nur, dass niemand wirklich weiß, ob es sie überhaupt gibt. Viele reden von ihnen, aber gesehen hat sie meines Wissens noch keiner.«
»Dann ist es wirklich nicht wichtig«, meinte der Puschyde treuherzig. »Du kannst gern bei mir bleiben. Ich bin mit allem einverstanden.«
»Wenigstens ein paar Stunden, Argan. Vielleicht bist du so freundlich und siehst dich draußen noch einmal um.«
»Gern«, beeilte sich der Schuppenbär zu versichern. »Du kannst dich ja inzwischen um meine Destillieranlage kümmern.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er hinaus.
Valara Brackfaust war allein. Sie dachte über ihre Lage nach, und sie fand, dass sie nicht schlechter und nicht besser war als in den Jahren zuvor. Der Verlust der Männer und Frauen aus ihrer engsten Gruppe war schmerzlich, aber sie rechnete nicht damit, dass diesen etwas Ernsthaftes zustoßen konnte.
Wahrscheinlich würde man sie schon nach wenigen Tagen freilassen. Danach musste sie allerdings besonders vorsichtig sein. So mancher ihrer Anhänger hatte sich schon von der SOLAG umdrehen lassen. Die Geschehnisse des heutigen Abends ließen etwas Ähnliches vermuten.
Schließlich untersuchte sie Argans Gerät. Es war eine einfache Maschine, und sie fand den Fehler schnell. Ein Anschluss oberhalb des Verdunstungskolbens war aus der Halterung gerutscht. Der gutmütige Puschyde verstand selbst von solch einfachen technischen Dingen zu wenig, um mit dem Problem selbst fertig zu werden.
Valara behob den Defekt; dann zog sie Piex aus der Tasche und streichelte ihn liebevoll. Der kleine Kerl streckte seinen kaum daumennagelgroßen Kopf aus dem Stachelkleid und schnupperte an ihrer Hand.
»Du hast Hunger, Piex«, sagte Valara leise. »Mir geht es nicht anders. Es ist schon nach Mitternacht, und ich weiß
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