Atlan TH 0002 – Schergen der SOL
leer. Auf der einen Seite war die Wand jedoch durchsichtig, und dahinter lag die verlassene Sprechstelle, nach der sein Freund Atlan suchte.
Er versuchte durch den direkten Eingang in diesen Raum zu gelangen, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Der Chamäleonmensch sagte sich, dass sein Freund das sicher schaffen würde. Er betrachtete seine Aufgabe als erledigt.
Als sich Edo auf den Rückweg zum Versteck Atlans und Valaras machte, war es noch immer Tag. Der Chamäleonmensch merkte schnell, dass dies mit Schwierigkeiten verbunden war. In der SOL wimmelte es nur so von Menschen. Mit seinem unterentwickelten Verstand erfasste er, dass die schweren Erschütterungen, die ihm zu schaffen gemacht hatten, auch alle anderen Menschen und das ganze Schiff getroffen hatten.
Er musste sich mehrfach verbergen, denn überall standen und rannten erregte und diskutierende Solaner herum. Von dem, was sie sagten, verstand er fast nichts. Es fiel ihm aber auf, dass besonders viele Menschen in dunkelblauen Uniformen unterwegs waren. Das erinnerte Edo an seine Eltern, die auch oft diese Kleidung getragen hatten.
Er wollte durch einen abgelegenen Antigravschacht in die tieferen Decks gelangen, aber dieser Weg war ihm versperrt. Vor dem Schachteingang standen mehrere Solaner, und auch zwei Blaugekleidete waren darunter. Eine große Metallplatte hing halb vor der Öffnung, und in der Decke war ein großes Loch.
Edo pirschte sich langsam näher. Seine Neugier war geweckt, und er achtete kaum auf seine Tarnung. Es war auch viel zu hell in dem Gang, als dass er sich hätte vollkommen verbergen können.
Die beiden Uniformierten versuchten gerade, die herabgestürzte Metallplatte anzuheben und von dem Eingang zu entfernen. Die drei anderen Solaner halfen ihnen dabei. Edo glaubte deshalb, dass er unbemerkt vorbeischlüpfen konnte. Die Öffnung vor dem halb versperrten Eingang war für seinen Körper groß genug. Die Solaner drehten ihm den Rücken zu.
Erst im letzten Moment bemerkte man ihn.
»Ein Extra!«, rief einer der Solaner.
»Nein, ein Monster!«, brüllte ein zweiter.
Edo wollte sich vorbeizwängen. Durch die Unruhe, die entstanden war, ließen die Menschen die Stahlplatte los. Sie zwang den Chamäleonmenschen in den Rahmen des Schachteingangs. Edos kräftige Flossenarme drückten gegen das Hindernis. Es wäre keine Schwierigkeit für ihn gewesen, es zur Seite zu schieben. Eines seiner Beine hing schon über dem Antigravschacht.
Da fiel sein Blick auf die beiden Blaugekleideten. Es waren ein alter Mann und eine nur wenig jüngere Frau. Schlagartig wurde die Erinnerung in Edo wach. Er stockte.
»Mama ...? Papa ...?«, stammelte er.
Die ältere Frau stieß einen entsetzten Schrei aus. Der Mann packte sie am Oberarm und starrte Edo entgeistert an.
»Edo?«, flüsterte er. »Bist du das wirklich? Mein Gott. Ich dachte, du wärst längst tot. Das ist ... schrecklich.«
»Nicht schrecklich.« Edo zeigte sein breites Gebiss. »Edo ist stark. Edo hat Freunde.« Die Solaner wichen erschrocken zurück.
»Edo muss gehen.« Der Mutierte schob die Stahlplatte von sich und schickte sich an, in den Antigravschacht zu springen.
Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, denn die Seitenwände glitten in ungewohntem Tempo an ihm vorbei. Als die Angst kam, stieß er einen langen Schrei aus. Er versuchte, irgendwo Halt zu finden, aber sein Sturz war viel zu schnell.
Von oben glaubte er Stimmengewirr zu hören. Dann setzte der Sog des Antigravschachts wieder ein. Edo atmete erleichtert auf. Am nächsten Ausgang verließ er die Röhre.
Auch hier herrschte das gleiche Durcheinander. Edo öffnete die nächste Tür und fand sich in einer Wohnkabine wieder. Sie war leer. Schwer atmend lehnte er sich an die Wand und lauschte auf die Geräusche draußen im Gang. Allmählich wurde es dort ruhiger, aber er wagte sich nicht hinaus.
In dem Raum gab es einen breiten Luftschacht, dessen Verkleidung zu Boden gefallen war. Er zwängte sich in die Öffnung und kletterte vorsichtig abwärts.
Schon in dem Deck darunter gab es einen zweiten Einlass in den Schacht. Edo stemmte seine Arme gegen die Gitterverkleidung. Sie gab sofort nach. Mit einem Satz sprang er in den Raum.
Auf dem Boden saß ein Kind und spielte mit Plastikklötzchen. Das kleine Mädchen blickte Edo aus großen Augen an. Ihre Hand mit einem Klötzchen darin streckte sich dem Chamäleonmenschen entgegen.
»Edo«, sagte Edo und deutete auf seine Brust. Dann nahm er den Klotz und
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