Atlan TH 0005 - Welt der Roboter
gehen«, stellte der Arkonide fest, wobei er sich dessen bewusst war, dass Begriffe wie unten und oben in diesem Raumschiff nicht recht passen wollten. Er ging jedoch davon aus, dass unten dort war, wo sich die gigantischen Abgasschächte des Triebwerks befanden. Oben war dagegen der dem Triebwerksbereich gegenüberliegende Teil des Quaders. Der Weg nach unten kam allen Weltraumgeborenen und Rostjägern wie ein Umweg vor. Gewohnheitsmäßig suchten sie die Zentrale im oberen Teil des Raumschiffs. Lediglich Atlan und die drei Schläfer dachten anders. Sie orientierten sich nicht ausschließlich an der SOL, sondern auch an anderen Raumschiffen, die sie im Lauf ihres Lebens kennengelernt hatten. Dennoch hatten auch sie das Gefühl, dass sie sich von der Zentrale entfernten, wenn sie in Richtung Triebwerk vorstießen.
Eine andere Möglichkeit gab es jedoch nicht, da dicke Panzerplatten zu diesem Umweg zwangen und der Schacht wie eine tödliche Falle erschien.
In der Hauptleitzentrale der SOL hatten sich zur gleichen Zeit die Magniden um den High Sideryt versammelt. Die diversen Roboter der Leibwachen hielten sich im Hintergrund.
»Das Einsatzkommando hat den Quader erreicht und ist in ihn eingedrungen«, meldete Wajsto Kolsch. »Wir sollten aus diesem Anlass vielleicht ein paar Dinge klarstellen.«
Chart Deccon blickte ihn flüchtig an. In seinen Augen leuchtete es kurz auf.
»Hoffentlich ist es dazu nicht schon zu spät«, bemerkte Gallatan Herts bissig.
»Auf keinen Fall«, erklärte Arjana Joester. Die hübsche Magnidin saß in einem Sessel. Lässig schlug sie die Beine übereinander. Man sagte ihr nach, dass sie eiskalt, berechnend und mordlustig war. »Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, über eine wichtige Frage zu sprechen.«
Gallatan Herts nickte verstehend.
»Das ist nach meinem Geschmack«, erwiderte er. »Es geht um Atlan und um die Schläfer. Sie sind drüben im Quader. Wir sind hier in der SOL. Und so könnte es bleiben.«
»Eben das habe ich gemeint«, sagte Kolsch. »Ich schlage vor, dass wir uns von Atlan und den Schläfern, die ihn begleiten, befreien.«
Chart Deccon verschränkte die Arme vor der Brust.
»Habt ihr vergessen, dass die SOL sich einer Katastrophe nähert? Wir stürzen auf den siebten Planeten dieses Sonnensystems zu, und bisher hat mir noch niemand verraten, was wir dagegen unternehmen können. Unter solchen Umständen daran zu denken, Atlan und seine Freunde zu beseitigen, erscheint mir wenig konstruktiv. Es ist gerade einmal ein paar Tage her, dass wir sie selbst gerufen haben, weil wir davon überzeugt waren, dass sie die Einzigen sind, die uns retten können.«
Wajsto Kolsch schien dennoch nicht von seinem Plan abrücken zu wollen. Nach Homer Gerigks Ausscheiden sah er sich als legitimen Nachfolger Chart Deccons, und nun hielt er seine Zukunftspläne durch Atlan und die Schläfer für gefährdet. Daher sann er schon seit einiger Zeit darüber nach, wie er etwaige Konkurrenten um das Amt des High Sideryt beseitigen konnte.
Der Weg eines direkten Mordanschlags war ihm zu primitiv und zu gefährlich, da man ihm daraus gar zu leicht einen Strick drehen konnte. Anders war es jedoch, wenn sich eine Einigung mit dem High Sideryt und den Magniden herbeiführen ließ und er dabei erreichte, dass man sich kurzerhand von dem gesamten Einsatzkommando trennte. Das zu arrangieren, erschien ihm nicht sonderlich schwer, und er hielt eine solche Maßnahme sogar für unumgänglich. Er glaubte Chart Deccon mittlerweile so gut zu kennen, dass er ihm ähnliche Gedanken zuschrieb. Auch Deccon fürchtete, aus seinem Amt vertrieben zu werden. Atlan war ein Unsterblicher, von dem schon die Legenden berichteten, und er wusste mehr als jeder andere an Bord. Daher war es – zumindest aus der Sicht Kolschs – selbstverständlich, dass der Arkonide das Kommando über die SOL früher oder später übernehmen würde.
»Wir sollten eine Entscheidung treffen«, sagte er. »Atlan ist gefährlich für uns alle.«
Doch der High Sideryt schien nicht gewillt zu sein, noch länger über das Thema zu diskutieren. Er ging zu einem anderen Problemkreis über. Einige Stunden später aber war er mit Wajsto Kolsch und Gallatan Herts allein in der Zentrale.
»Es stört mich nicht im Geringsten, wenn die anderen dabei sind«, erklärte er. »Sie können ruhig hören, was ich zu sagen habe. In kleinem Kreis lässt sich manches aber dennoch besser besprechen. Ich denke an Atlan und seine Begleiter.«
Wajsto
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