Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Planeten würde für uns den Tod bedeuten.«
    »Ich verstehe«, sagte Weicos. Dann nannte er die Namen einiger Frauen und Männer, von denen er sich sofortige Unterstützung erhoffte.
     
    Mira hätte lügen müssen, hätte sie behauptet, keine Angst zu haben.
    »Werden sie uns den Rostjägern ausliefern?«, fragte Sylva mit zitternder Stimme.
    Keine fünf Meter entfernt blieben die drei Männer stehen. Ein spöttisches Grinsen lag um Lothars Mundwinkel.
    »Wohin so eilig?«, fragte er scheinheilig. »Vielleicht führen unsere Wege in dieselbe Richtung.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Mira.
    »Willst du wirklich dein Leben wegen der da riskieren?« Lothar deutete auf Germa, die verängstigt hinter ihrer Schwester Schutz suchte. »Bist du noch bei Sinnen?«
    »Sie ist ein Mensch wie du und ich.«
    »Ach ja? Dass ich nicht lache.« Lothar platzte lauthals heraus, und seine Begleiter stimmten in sein Gelächter ein. Dabei ließen sie die Frau und die beiden Mädchen nicht eine Sekunde aus den Augen. »Meinetwegen geht, wohin ihr wollt. Lange lauft ihr ohnehin nicht mehr frei herum.«
    »Was ... was ist denn los?«, fragte Sylva schüchtern.
    Lothar grinste sie an. »Der Teufel ist los, wenn du es wissen willst. Diese Kastenroboter haben damit begonnen, unsere schöne SOL zu zerlegen. Sie schleppen weg, wen und was sie erwischen. Die Solaner, die ihnen entkommen, fliehen ins Innere der SOL-Zelle. Aber bald wird dort das gleiche Chaos herrschen – dann möchte ich nicht in eurer Haut stecken. Was glaubt ihr, was sie mit Monstern und deren Freunden machen, wenn erst einer dem anderen auf die Füße tritt und die Nahrungsmittel knapp werden? Früher oder später wird es euch genauso ergehen wie Horm.«
    Mira Willem spürte, wie ihr der Schreck in die Glieder fuhr.
    »Was ist mit ihm?«
    »Frag die Rostjäger.«
    »Sie haben ihn erwischt? Aber ... wieso?«
    »Er hilft einem Monster. Ist das nicht Grund genug?« Lothar winkte seinen Begleitern und forderte sie zum Weitergehen auf. »Wahrscheinlich suchen die Ferraten schon nach euch«, rief er Mira zu. »Kommt, Männer. Ich will nicht in der Nähe sein, wenn die Jagd beginnt.«
     
    Alles hatte Atlan erwartet – das jedoch nicht. Im ersten Moment war er regelrecht schockiert, dann schloss er hastig das Schott hinter sich und verriegelte es.
    Ihm war gewesen, als hätte er in der Zentrale einige der Roboter aus Deccons Leibwache bemerkt. Ein flüchtiger Blick durch die Klause verriet ihm, dass er sich nicht getäuscht hatte. Der High Sideryt war wirklich allein. Atlan brauchte also nicht zu befürchten, von seinen Kampfmaschinen angegriffen zu werden.
    Chart Deccon kauerte auf dem Boden. Wässrige, helle Augen richteten sich auf den Arkoniden. Ihr Blick war unstet und schien immer wieder in weite Ferne abzuschweifen. Der Bruder ohne Wertigkeit stammelte unverständliche Worte. Er wollte sich aufrichten, schaffte es, sich mit den Händen abzustützen, knickte dann aber unversehens ein und fiel wieder auf den Boden zurück. Der High Sideryt verbarg sein Gesicht in den Handflächen und wälzte sich auf den Rücken. Für eine Weile blieb er regungslos liegen. Nur das unregelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs bewies, dass noch Leben in ihm war.
    Als Atlan sich bückte, schrie Deccon gellend auf. »Nein! Geh weg, ich will nicht ...«
    Der High Sideryt hatte sich verändert. Sein Gesicht, ansonsten massig, rot und aufgedunsen, wirkte eingefallen. Sogar die Backenknochen zeichneten sich unter der nunmehr bleichen Haut ab. Aus den wulstigen Lippen war alles Blut gewichen.
    Er begann verhalten zu jammern. Abermals wälzte er sich herum und kroch auf allen vieren auf das umgestürzte Tischchen mit dem E-kick-Akku zu. Seine Bewegungen waren unkontrolliert und fahrig, als fiele es ihm schwer, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    Der High Sideryt griff nach dem Tischchen, um sich daran hochzuziehen, aber das Möbelstück kippte über den Rand des Podests.
    Atlan hob den Akku auf. Die Anschlüsse waren abgerissen. Allerdings spielte das keine Rolle mehr, weil der Speicher restlos geleert war.
    Sollte das E-kick an Deccons Zustand schuld sein? Zeigten sich jetzt erstmals Nebenwirkungen, die eine über längere Zeiträume reichende Stimulation mit dieser noch vor zwanzig Jahren unbekannten Energieform mit sich brachte? Wenn ja, dann waren auch die Magniden aufs Äußerste gefährdet.
    Atlan unterzog den High Sideryt einer genaueren Untersuchung. Er entdeckte an