Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
dessen Armen und Schläfen dunkle Flecke, die wie Blutergüsse wirkten und zweifellos von den Elektroden des Akkus herrührten. Einerseits waren es so viele, dass sie nicht allein von einer einzigen E-kick-Behandlung herrühren konnten. Andererseits wiesen alle den gleichen Grad von Verfärbung auf und mussten deshalb zur selben Zeit entstanden sein.
Dir ist klar, was das bedeutet?, flüsterte der Extrasinn.
Atlan nickte unwillkürlich. Die einzige mögliche Schlussfolgerung war die, dass der Bruder ohne Wertigkeit das Opfer eines Attentats geworden war. Jemand hatte ihn an mehrere Akkus gleichzeitig angeschlossen und ihn praktisch mit E-kick vollgepumpt. Wer kam dafür infrage? Einer der Magniden?
Damit verbot es sich vorerst von selbst, dass er die Brüder der ersten Wertigkeit über die Ereignisse in der Klause informierte. Er musste im Gegenteil dafür sorgen, dass niemand von Deccons Schicksal erfuhr.
Obwohl der High Sideryt sich nicht wehrte, fiel es Atlan schwer, den immerhin 1,94 Meter großen, korpulenten Mann vom Podest herabzuheben und in den eigens abgeteilten Schlafraum zu schleppen. Die Anstrengung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren.
Atlan nahm Verbindung mit der Zentrale auf, und beruhigte die nervösen Magniden, so gut es ihm möglich war. Früher oder später würden sie natürlich Verdacht schöpfen, doch bis dahin hatte der High Sideryt seinen Rausch hoffentlich ausgeschlafen. Dann ließ sich der Unsterbliche hinter einem der Kontrollpulte nieder und orientierte sich.
Eine Zeit lang interessierte ihn das Geschehen in der Zentrale. Doch aus dem, was dort gesprochen wurde, erfuhr er nichts Neues. Augenblicklich waren dort nur noch vier Magniden anwesend, die Dienst taten. Die anderen schienen sich in ihre Quartiere zurückgezogen zu haben, um ein paar Stunden zu schlafen.
Nach und nach machte der Arkonide sich mit den Schaltungen vertraut. Es fiel ihm nicht sonderlich schwer, verschiedene Bildkanäle anzuzapfen, um sich über das Geschehen innerhalb der SOL zu informieren.
Eine geradezu bedrückende Ruhe herrschte überall.
Die Ruhe vor dem Sturm?
Welbo wurde von vier Buhrlos begleitetet. Niemand begegnete ihnen, als sie eine kleine Personenschleuse in der Nähe ihrer Unterkünfte aufsuchten. Hier hatten die Roboter noch nicht mit der Demontage begonnen. Aber wahrscheinlich würde es nicht mehr lange dauern, bis auch in diesem Abschnitt die Außenhülle aufgeschweißt wurde.
Während das Innenschott zuglitt, dachte Welbo flüchtig daran, dass es der SOLAG unmöglich geworden war, jeden Buhrlo zu überwachen. Die Magniden konnten froh sein, wenn sie nach wie vor E-kick erhielten, mussten also notgedrungen Zugeständnisse machen.
»Was haltet ihr von diesem Weicos?«, fragte Welbo wie beiläufig.
Anta Kerjan zuckte mit den Schultern.
»Wenn alles, was er gesagt hat, der Wahrheit entspricht, sind Veränderungen vielleicht wirklich möglich. Aber auf einem Planeten zu leben ...« Unbewusst schüttelte sie sich. »Ich will mir das nicht einmal vorstellen.«
Das äußere Schott öffnete sich. Nacheinander verließen die Gläsernen den Bereich des künstlichen Schwerefelds und schwebten an der SOL empor. Vor ihnen drehte sich eine wolkenverhangene Welt wie ein hell strahlender Diamant inmitten der endlosen Schwärze des Alls. Nur eine Hälfte wurde von der fernen Sonne beschienen, während die andere in Finsternis lag. Wenn man lange genug hinsah, konnte man erkennen, dass der Terminator sich langsam bewegte.
Das ist Mausefalle VII, bedeutete Welbo den anderen.
Anta hob zwei Finger der rechten Hand. Gefahr!, hieß dieses Zeichen. Sie meinte den Planeten damit.
Welbo nickte verständnisvoll. Er ballte die Linke zur Faust. Komm!
Sie waren schon seit einiger Zeit nicht mehr im All gewesen. Zum ersten Mal sahen sie nun, wie weit die Zerstörung ihrer Heimat bereits fortgeschritten war. Überall erhoben sich die leuchtenden Blasen der Energieschirme. Mehrere kleine Raumschiffe schwebten im relativen Stillstand nahe der SOL. Die Buhrlos entdeckten auch einige Roboter, aber die vierarmigen Maschinen wirkten, als wären sie mitten in der Bewegung erstarrt.
Seltsam, dachte Welbo. Warum arbeiten sie nicht?
Lange Zeit beobachtete er nur. Das Gefühl der Schwerelosigkeit war erhebend. Alle Ängste wurden hier draußen unbedeutend, alle Probleme klein und nichtig. Es fiel leicht, die Welt und sich selbst zu vergessen.
Welbo spürte den überwältigenden Drang nach Freiheit. Er hätte sich
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