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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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an, »... Monster.« Mit einer raschen Bewegung riss er das Mädchen an sich und tastete über ihren Leib. »Ich wusste es. Wo wolltet ihr die Missgeburt verstecken?«
    In ohnmächtiger Wut presste Mira die Lippen aufeinander. Am liebsten hätte sie den Vystiden angesprungen und versucht, ihm die Waffe abzunehmen. Sie beherrschte den Kampf, hatte ihn bei den Bordnomaden gelernt. Aber sie schreckte davor zurück, weil der Bruder der zweiten Wertigkeit den Finger am Auslöser liegen hatte. Sekundenbruchteile konnten über Leben und Tod entscheiden, und wenn sie starb oder verletzt wurde, waren die Mädchen endgültig allein.
    In diesem Moment schrie der Vystide auf. Sein Strahler polterte zu Boden.
    Mira handelte, ohne zu überlegen. Sie stieß Sylva zur Seite, warf sich nach vorn, bekam die Waffe zu fassen, rollte sich über die linke Schulter ab und zielte, während sie in Hockstellung verharrte, auf den Vystiden.
    »Nicht schießen!«, rief jemand hinter ihr.
    Die Frau erschrak, wandte sich aber nicht um. Erst jetzt bemerkte sie, dass der SOLAG-Mann blutete. Mit einem heftigen Ruck zog er ein Messer aus seinem rechten Handrücken. Er keuchte vor Schmerz, ließ aber sonst keinen Laut hören.
    »Lass es fallen, Freundchen!«, befahl der Unbekannte. »Komm nicht auf dumme Gedanken. Ich wäre auf jeden Fall schneller als du.«
    Widerwillig gehorchte der Vystide. Endlich wagte Mira, sich umzudrehen. Die Stimme hatte rau und befehlsgewohnt geklungen, aber hinter ihr stand nur ein dürres, kleines Männchen, kaum größer als 1,50 Meter. Ein Monster. Der Fremde war völlig unbehaart. Seine roten Augen und die weiße Haut kontrastierten stark zu der schwarzen Kombination, die er trug.
    Ein Albino!, zuckte es durch ihre Gedanken.
    »Ich bin Serpa Merhim«, sagte ihr Gegenüber und reichte Mira seine Hand, die sie freudig ergriff. Flüchtig dachte sie daran, dass sie noch vor wenigen Wochen niemals auf die Idee gekommen wäre, ein Monster derart überschwänglich zu begrüßen.
    Hinter Merhim, in dem Seitengang, aus dem er gekommen war, warteten weitere Männer und Frauen. Ausschließlich Monster, ausschließlich vom Rest der Solaner Verstoßene, gezeichnet durch mehr oder weniger sichtbare körperliche Makel.
    Und in ihrer Mitte ...
    »Horm?«, schrie Mira. Sie achtete nicht mehr auf den Vystiden. »Horm!«
    Er schloss sie in seine Arme, und es fühlte sich so unglaublich gut an, dass Mira wünschte, sie würde ihn nie mehr loslassen müssen. Sie tat es dennoch, denn sie hatte unzählige Fragen. Harm beantwortete sie, so gut er konnte.
    »Meine neuen Freunde habe ich auf dem Weg zu euch getroffen«, sagte er. » Ich habe ihnen von Germa erzählte, und sie haben sich spontan bereit erklärt, uns in ein sicheres Versteck zu bringen.«
    Mira wog abschätzend den Thermostrahler in der Hand. »Was machen wir mit ihm?« Sie hob die Waffe und zielte auf den Vystiden, der wie erstarrt dastand. »Er weiß bereits zu viel.«
    Serpa Merhim fiel ihr in den Arm. »Wir sind keine Mörder. Wenn wir ihn töten, sind wir nicht besser als die, die uns verachten und jagen.«
    »Ich wollte ihn nicht umbringen«, gab die Frau erschrocken zurück. »Hier, die brauche ich nicht mehr.« Sie reichte dem Monster die Waffe.
    »Wir sollten aufbrechen«, meinte Merhim. »Und du ...«, fuhr er den Vystiden an, »... solltest ebenfalls verschwinden, bevor ich es mir doch noch anders überlege.«
     
    Die Versuchung war unwiderstehlich. Immer öfter ertappte sich Atlan dabei, dass er auf das Schaltpult schielte, mit dessen Hilfe eine direkte Verbindung zu SENECA hergestellt werden konnte.
    Aber Chart Deccon hatte während einer ihrer ersten Begegnungen die möglichen Folgen angedeutet und davor gewarnt, den Bordrechner zu kontaktieren. Es kam vor allem darauf an, in welchen Bereichen die Hyperinpotronik gestört und demzufolge nicht oder nur schwer ansprechbar war. Selbst Lyta Kunduran, deren fast magisches Verständnis für Positroniken ihr den Spitznamen »Bit« eingebracht hatte, war diesem Geheimnis in den letzten Jahren keinen Schritt näher gekommen.
    Der Ort war günstiger als jeder andere in der SOL, abgesehen natürlich von der Alpha-Zentrale innerhalb der 500 Meter durchmessenden Kugelschale, in die SENECA eingebettet war. Von dort konnte man den Superrechner sogar neu programmieren, doch um Alpha zu erreichen, mussten sowohl der Sperrgürtel als auch die beiden Todesgänge durchschritten werden. Wie das Rechengehirn auf eine solche Annäherung

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