Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
hatte und gefährliche Ideen propagierte. Man dürfte nicht einfach zulassen, dass er solchen Unsinn verbreitete.
Noch hörte niemand auf sie. Aber Weicos wusste, dass sich das schlagartig ändern konnte. Deshalb hatte er Dyll mit einer neuen Botschaft zurückgeschickt, die nichts beschönigte. Die neue Parole hieß: Entweder – oder!
Entweder weiterhin ein Leben, das gezeichnet war von Mangel und Flucht, von der täglichen Angst um das eigene Leben oder der mutige Schritt ins Ungewisse, der zwar Opfer und Umstellungen erforderte, dafür aber neue Hoffnung brachte.
Mit gemischten Gefühlen sah Weicos der ersten geplanten Versammlung entgegen. Dort würde sich zeigen, ob er wirklich zu überzeugen vermochte. Jetzt zahlten sich das gute Verhältnis und die diversen Verbindungen aus, die die Buhrlos zu den Monstern besaßen. Letztendlich waren die Weltraumgeborenen nichts anderes als eine besondere Gruppe von Missgebildeten.
Vierzig Monster kamen – und das Robbenwesen nahm kein Blatt vor den Mund. »Wer sich nicht absolut sicher ist, soll zurückbleiben!«, rief es. »Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war auf Osath. Die Schwerkraft dort ist deutlich höher als an Bord der SOL. In den ersten Tagen wird es wehtun. Jeder Atemzug sticht wie Feuer zwischen den Rippen. Ihr fühlt euch matt und zerschlagen, würdet am liebsten gar nicht mehr aufstehen, doch ihr müsst, denn Bewegung ist unerlässlich, um sich an die Verhältnisse anzupassen.
Wir alle werden gezwungen sein, wenigstens zeitweise auf der Oberfläche von Planeten zu leben. Aber der Herr in den Kuppeln wird uns belohnen. Wir werden für ihn das tun, was er selbst nicht tun kann. Wir werden Osath verlassen und andere Welten besuchen. Welten, in deren Hitze Pflanzen, wie wir sie kennen, sofort verdorren würden, und Welten, die in ewiger Kälte erstarrt sind, deren Atmosphäre von Schnee- und Eisstürmen gepeitscht wird.«
»Das klingt alles andere als nach einem Paradies«, rief jemand aus der Menge.
»Warum rufst du uns, wenn du nichts zu bieten hast außer Mühsal und Schmerz?«, fragte ein anderer.
»Weil ich euch eine Chance bieten will, für eure Freiheit zu kämpfen. Aber ihr sollt auch wissen, was euch erwartet.«
»Die Hölle ...«
»Aber auch das Vorrecht, eure eigenen Entscheidungen zu treffen.«
»Nein, Weicos. Wir lieben unser Leben, und wir haben nicht vor, es leichtfertig wegzuwerfen.«
»Mach, was du willst, wir gehen.« Zwei Männer und eine Frau erhoben sich und stapften wütend davon.
Eine Stunde später beendete Weicos die Versammlung. Nur fünfzehn Monster waren geblieben.
Das Robbenwesen war enttäuscht. Es hatte sich mehr versprochen. Aber dann sagte es sich, dass es noch verfrüht war, endgültige Schlüsse zu ziehen.
Einer der fünfzehn Verbliebenen kam auf ihn zu. »Du brauchst eine Verbindung zur SZ-1«, sagte der Missgebildete. »Dir war anzuhören, wie sehr du darum bemüht bist.«
Weicos nickte. »Kennst du einen Weg?«
»Meine Freunde und ich wissen, wie man Leitungen anzapft und Verbindungen stört. Weil wir stets schnell genug waren, konnten wir den Vystiden auf diese Weise schon mehrmals entkommen und auch andere warnen. Wenn du willst, kannst du über Interkom mit verschiedenen Gruppen in der SZ-1 reden.«
Und ob er wollte. Das war etwas, das Weicos nicht einmal zu hoffen gewagt hatte.
»Allerdings musst du uns folgen. Wir können nur eine ganz bestimmte Kommunikationszelle benutzen. Um andere für unsere Zwecke umzustellen, würden wir Tage benötigen.«
»Wann?«, fragte Weicos nur.
»Sofort oder später, das spielt keine Rolle. Am besten allerdings während der Nachtzeit, weil dann die Gefahr der Entdeckung geringer ist.«
Atlan achtete nicht auf die Zeit, die verstrich. Er hatte nur noch Augen für den Bildschirm, auf dem die Szenen rasch wechselten.
Bis jetzt hatte er Weicos nirgendwo aufspüren können. Dafür erkannte er deutlich die Spuren seines Wirkens. Vor allem in der SZ-2 schienen sich die Monster zu versammeln. Hektische Aktivität bestimmte zum Teil das Bild. Buhrlos und Solaner hatten das Handeln übernommen – Letztere wohl Terra-Idealisten. Ihnen konnten Weicos' Forderungen nur recht sein. Sie mussten längst eingesehen haben, dass Terra unerreichbar war. Osath erschien ihnen somit als logische Alternative.
Mit wachsender Verzweiflung beobachtete Atlan, wie Weicos mehr und mehr Anhänger gewann, ohne dass er selbst in Erscheinung trat. Anfangs hatte der Arkonide noch geglaubt, dass
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