Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
Verhältnis zu dir habe. Ich sagte, sie solle ihn in deinem Zimmer abstellen, damit du ihn gleich findest, wenn du heimkommst. Das hat sie getan. Uns allen lag nichts anderes als dein Wohlergehen am Herzen.«
Krytta schloss für einen Moment die Augen. Es schien, als würde sie in den nächsten Sekunden vor Wut platzen. »Lass uns gehen«, presste sie dann hervor, »bevor ich mich vergesse. Wenn ich das alles nur vorher gewusst hätte. Ich schwöre dir, dass das nächste Schiff, das von Osath startet, mich als Passagierin begrüßen wird ...!«
»Reg dich ab«, brummte der Krötenmensch, während er an Kryttas Seite folgsam zum Hauseingang trottete. »Reg dich endlich ab, du undankbare, zänkische alte ...«
Den Rest des Monologs bekam niemand mehr mit, weil die beiden im Innern des Gebäudes verschwanden.
Hajke schüttelte den Kopf und blickte Sara an. »Du hättest ihr das nicht zu erzählen brauchen. Auf mich war die Alte ohnehin nicht gut zu sprechen – jetzt hast du es dir auch noch mit ihr verdorben.«
»Wenn sie die Wahrheit nicht verträgt«, meinte Sara und wandte sich ab. »Was kann ich dafür?«
Hajke sah ihr nach. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Coll sich nicht hatte blicken lassen. Bislang war das Pärchen stets gemeinsam unterwegs gewesen.
»Gestern wirkte sie noch lebenslustiger«, sagte Hajke nachdenklich. »Fröhlicher.«
»Sie hatte Streit mit Coll«, entgegnete Silberauge. »Ich habe es gehört, als ich an ihrer Wohnung vorbeikam. Sie waren ziemlich laut.«
Hajke seufzte. »Ich habe es kommen sehen.«
»So schlimm wird's nicht sein«, gab sich der Mutierte optimistisch. »Bei Verliebten renkt sich irgendwann alles wieder ein.«
»Dieses Mal vielleicht und das nächste Mal – aber ob auf Dauer ...?« Zweifelnd hob sie die Schultern.
Silberauge mochte das anders sehen, oder aber er machte sich keine tiefer gehenden Gedanken darüber. Seine Hand deutete auf einen der Ecktürme, während er Hajke auffordernd ansah. »Was ist jetzt? Kommst du mit?«
Sie schüttelte gewaltsam alles von sich ab, was sie eben noch beschäftigt hatte. »Ja«, sagte sie entschlossen. »Ja, ich komme mit.«
11.
Die ganze Nacht und die erste Hälfte des folgenden Tages hatte Weicos in der Krankenstation zugebracht. Es war ein Schock für ihn gewesen, zu sehen, wie viele Solaner im Lauf der vergangenen Stunden hier eingeliefert wurden, weil sie die Gefährlichkeit ihres neuen Lebensraums unterschätzt hatten. Beim größten Teil der Fälle handelte es sich um Vergiftungen, Kratz- und Bisswunden. Offensichtlich neigten die Auswanderer dazu, unbekömmliche Früchte zu verspeisen, nur weil sie appetitlich aussahen, oder sie spielten mit Tieren, die zwar possierlich anmuteten, sich aber als eher menschenscheu und vor allem wehrhaft entpuppten.
Erstaunlich war das nicht. Die Solaner und die an Bord der SOL geborenen Monster kannten ausschließlich Pflanzen, die man essen konnte. Die Tiere auf dem Hantelraumer gebärdeten sich entweder zahm oder waren, wenn es sich um gefährliche Exemplare handelte, dementsprechend untergebracht. Jene, die ihre angeeignete oder auch angeborene Sorglosigkeit nicht ablegten und im Umgang mit der planeteneigenen Flora und Fauna eine gewisse Vorsicht walten ließen, blieben deshalb von Zwischenfällen nicht verschont. Die Roboter, vorzugsweise Phanos und zu einem großen Teil Missgebaute, hatten mittlerweile alle Hände voll zu tun, um ihre Schützlinge vor dem Schlimmsten zu bewahren.
Erst nachdem Weicos sich durch stundenlange Beobachtungen überzeugen konnte, dass keiner der Eingelieferten in akuter Lebensgefahr schwebte, hielt er es vor sich selbst für vertretbar, die Krankenstation zu verlassen. Frakell war gar nicht erst mitgekommen, sondern hatte sich bereits am vergangenen Abend am Wirtshaus verabschiedet.
Unterwegs begegnete er vielen seiner Freunde. Die meisten hatten ihre Behausungen verlassen, weil sie die Umgebung auskundschaften oder sich mit dem neuen Lebensraum eingehender vertraut machen wollten. Manche beschwerten sich bei ihm, andere dankten ihm – beides jeweils dafür, dass er sie mit der ihm eigenen Überredungskunst veranlasst hatte hierherzukommen. Wieder andere gingen teilnahmslos an ihm vorüber und schienen ihn gar nicht wahrzunehmen.
Bei niemandem fand Weicos jedoch Zeit oder Muße für eine Unterhaltung. Er war übermüdet; seine Augen brannten, und jeder Schritt fiel ihm schwer. Im Moment sehnte er sich nur nach Ruhe und Entspannung.
Er betrat
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