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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kein Gedankenleser. Ebenso wenig wie Sully-John Sullivan ein Zauberer war oder je einer sein würde.

    »Alles Ablenkungsmanöver«, murmelte Bobby. Er zog die Hände unter dem Kissen heraus, kreuzte sie an den Handgelenken und wackelte damit. Der Schatten einer Taube flog durch das Mondlicht auf seiner Brust.
    Bobby lächelte, schloss die Augen und schlief ein.
     
    Am nächsten Vormittag saß er draußen auf der Veranda und las diverse Artikel aus dem Harwich Sunday Journal vor. Ted thronte auf der Hollywoodschaukel, hörte schweigend zu und rauchte Chesterfields. Links hinter ihm bauschten sich die Vorhänge in den offenen Wohnzimmerfenstern der Garfields. Bobby stellte sich vor, wie seine Mutter im Sessel saß, wo das Licht am besten war; sie hatte den Nähkorb neben sich, hörte zu und säumte Röcke (die Röcke wurden wieder länger, hatte sie ihm vor ein oder zwei Wochen erklärt; im einen Jahr kürzte man sie, im nächsten Frühling nahm man die Nähte raus und machte sie wieder länger, und alles nur, weil ein Haufen Schwuchteln in New York oder London es so wollte, und sie wusste überhaupt nicht, warum sie sich die Mühe machte). Bobby hatte keine Ahnung, ob sie wirklich dort war oder nicht, die offenen Fenster und wehenden Vorhänge hatten an sich noch nichts zu bedeuten, aber er stellte es sich trotzdem vor. Wenn er ein bisschen älter war, würde ihm auffallen, dass er sich immer vorgestellt hatte, dass sie da war - draußen im Freien, in jenem Bereich der nicht überdachten Zuschauertribüne, wo die Schatten so dicht waren, dass man nichts mehr richtig erkennen konnte, im Dunkeln am Ende der Treppe, immer hatte er sich vorgestellt, sie wäre da.
    Die Sportartikel, die er vorlas, waren interessant (Maury Wills lief allmählich zu großer Form auf), die im Feuilleton
weniger, und die Kommentare waren langweilig und lang und unverständlich, voller Wendungen wie »fiskalische Verantwortung« und »ökonomische Indikatoren rezessiver Natur«. Trotzdem hatte Bobby nichts dagegen, sie vorzulesen. Er machte immerhin seinen Job und verdiente Geld, und viele Jobs waren zumindest hin und wieder mal langweilig. »Man muss nun mal für seine Cornflakes schuften«, sagte seine Mutter manchmal, wenn Mr. Biderman sie wieder bis abends dabehalten hatte. Bobby war stolz darauf, dass es ihm gelang, eine Formulierung wie »ökonomische Indikatoren rezessiver Natur« über die Lippen zu bringen. Außerdem beruhte der andere Job - der geheime Job - auf Teds verrückter Idee, dass irgendwelche Männer hinter ihm her wären, und Bobby hätte sich nicht wohl dabei gefühlt, nur dafür Geld zu nehmen; es wäre ihm so vorgekommen, als würde er Ted irgendwie betrügen, obwohl es ja eigentlich Teds Idee gewesen war.
    Verrückt oder nicht, es gehörte trotzdem zu seinem Job, und er fing an diesem Sonntagnachmittag damit an. Bobby ging um den Block, während seine Mutter ihr Nickerchen machte, und hielt Ausschau nach niederen Männern in gelben Mänteln oder nach Anzeichen von ihnen. Er sah etliche interessante Dinge - eine Frau in der Colony Street, die sich mit ihrem Mann über etwas stritt, wobei sich die beiden Nase an Nase gegenüberstanden wie Gorgeous George und Haystacks Calhoun zu Beginn eines Wrestlingkampfes; einen kleinen Jungen in der Asher Avenue, der mit einem rauchgeschwärzten Stein Kronkorken platt schlug; knutschende Teenager vor Spicer’s Variety Store, dem Gemischtwarenladen Ecke Commonwealth und Broad; einen Lieferwagen mit dem interessanten Slogan HAPPI-HAPPI FÜR
MAMI UND PAPI an der Seite -, aber er sah keine gelben Mäntel oder Suchanschläge für Haustiere an Telefonmasten; kein einziger Drachenschwanz hing von einer Telefonleitung.
    Er ging zu Spicer’s hinein, kaufte sich für einen Penny eine Kaugummikugel und beäugte das Schwarze Brett, das von Fotos der diesjährigen Kandidatinnen für die Wahl der Miss Rheingold beherrscht wurde. Er sah zwei Karten, auf denen Privatleute ihre Autos zum Verkauf anboten, aber keine hing verkehrt herum. Auf einer dritten Karte stand: MUSS MEINEN GARTENPOOL VERKAUFEN, GUTER ZUSTAND, IHRE KINDER WERDEN BEGEISTERT SEIN, und die hing schief, aber das zählte vermutlich nicht.
    Auf der Asher Avenue sah er einen riesigen Buick vor einem Hydranten stehen, aber der Wagen war flaschengrün, und Bobby glaubte nicht, dass er damit als laut und vulgär galt, trotz der Bullaugen an den Seiten der Motorhaube und dem Kühlergrill, der wie das höhnisch grinsende Maul eines

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