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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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geradewegs auf den Knaben zu. Als Bykow in die Luke sprang, bemerkte er noch, wie die Golkonda in einem blendend blauen Feuerschein aufleuchtete. Jermakow versuchte der Wolke auszuweichen, doch im Nu war sie da. Ein heftiges Trommeln auf die Panzerung setzte ein: Die Wolke trug Steinbrocken und gewaltige Sand- und Staubmassen mit sich. Die Außentemperatur stieg bis auf vierhundert Grad. Wie bei dem Sturm in der Wüste hüpften zottige Kugelblitze über den Bildschirm. Dann verzerrte sich das Bild, und der Schirm wurde blind. Jermakow hielt den Wagen an, und alle saßen reglos auf ihren Plätzen und lauschten den Außengeräuschen, dem lauten Ticken der Strahlungsmesser und dem Pochen des eigenen Herzens. Die Wolke wälzte sich hinweg. Die Männer kletterten hinaus und sahen sie über dem Felsenwald davonkriechen.
    »So entsteht der Schwarze Sturm«, sagte Jermakow nachdenklich und blickte der Wolke nach.
    Die Golkonda atmete. Bisweilen brachen unsichtbare Strahlungswirbel über den Knaben herein. Die Signallämpchen glühten hell auf, scheppernd tickten die Zähler. Zum Glück kamen derartige Wirbel verhältnismäßig selten vor und waren meist von kurzer Dauer. Die Raumfahrer trafen alle nur möglichen Vorsichtsmaßregeln und verstärkten den Schutz an den Spezialanzügen. Jermakow gab jedem täglich eine Spritze mit Aradiatin – einem Präparat, das die Entwicklung der Strahlenkrankheit eindämmte, aber Herz- und Kreuzschmerzen verursachte. Die Geologen arbeiteten im Schutz schwerer, für die Strahlung undurchlässiger Schilde. Und dennoch machten sich bei allen Besatzungsmitgliedern die ersten Anzeichen der Strahlenkrankheit bemerkbar – Blutarmut und Appetitlosigkeit. Die Männer waren träge und gereizt. Jermakow schwieg und steuerte den Knaben weiter am Rauchmeer entlang.
    Bald fiel Bykow etwas auf, was ihm recht seltsam vorkam. Alle vierundzwanzig Stunden Punkt zwanzig Uhr – in der ewig purpurroten Dämmerung der Venus bedienten sich die Raumfahrer der irdischen Zeitrechnung – stieg Jermakow, den verletzten Fuß nachschleppend, in den Kommandoturm, stellte den weitwinkligen Entfernungsmesser auf Süd ein und blickte lange in Richtung der Wüste, als warte er auf irgendein Signal. Bykow konnte nicht begreifen, warum der Kommandant das tat, wagte aber nicht, danach zu fragen.
    Indessen lieferte die geologische Erkundung glänzende Resultate. Die Golkonda machte ihrem Namen alle Ehre – sie erwies sich als eine Lagerstätte unermesslicher Reichtümer. Uran, Thorium, Radium, die Transurane Plutonium, Kalifornium, Amerizium und Curium – Stoffe, für deren Erzeugung auf der Erde gewaltige Mittel und Energien erforderlich waren und die mithilfe unerhört komplizierter Anlagen nur in geringen Mengen produziert wurden –, diese Stoffe lagen hier direkt vor den Füßen und konnten ohne besonderen Aufwand tonnenweise gewonnen werden. Dauge johlte vor Begeisterung, und sogar Jurkowski, der im Allgemeinen finster und verschlossen war, summte bei der Arbeit bisweilen ein Liedchen vor sich hin. Denn diese Arbeit brachte Entdeckung auf Entdeckung, und diese Entdeckungen konnten nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie bedeuteten einen umwälzenden Fortschritt in der Energiegewinnung, in Technik, Industrie und Medizin. Eine Erde, von Pol zu Pol mit ewiggrünen Wäldern bedeckt und in einem Lichtermeer erstrahlend; gesunde, starke Menschen, die keine Krankheiten mehr kennen; Überfluss, herrliche Städte, mächtige Kraftwerke, ein reiches, glückliches Leben – all das schwebte den Männern von der Chius vor. Und dieses Leben würde einen mächtigen Rückhalt hier finden, in den pechschwarzen Sanden der Golkonda. Unter dem purpurroten Himmel der Venus, verloren inmitten endloser schwarzer Wüsten, schritt das kleine Häuflein Menschen durch Mühsal und Gefahren, durch Schmerz und Tod einem großen Sieg entgegen. Ein großes Ziel verlangte ein großes Risiko.
    Bei Dauge machte sich ein starker Haarausfall bemerkbar. Nach dem Schlaf, wenn er sich kämmte, blieben ganze Haarsträhnen im Kamm hängen. Er magerte zusehends ab und fühlte sich matt und elend, nur seine Augen glommen unnachgiebig. Oft hatte er eine Temperatur von neununddreißig Grad.
    »Eine Grippe? Das muss man erst mal können – Zug abkriegen, ohne aus dem Spezialanzug zu steigen!«, staunte Johannytsch, das Fieberthermometer betrachtend. »Das ist doch Grippetemperatur! Nicht wahr, Anatoli Borissowitsch?«
    Jermakow schüttelte nur den Kopf. Er war

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