Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
unwillkürlich, dieser furchtlose und schöne Mann sei wohl dem Verfasser der Verse, die er las, sehr ähnlich. Er war ebenso unruhevoll und leidenschaftlich, ebenso bereit, sein ganzes Leben für große und ungewöhnliche Taten hinzugeben. Krutikow schien dasselbe zu denken. Er nahm plötzlich die Pfeife aus dem Mund und betrachtete Jurkowski aufmerksam, als wolle er sich irgendeiner Sache vergewissern.
    Nur Spizyn wiegte sich weiter hin und her und lächelte still mit halb geschlossenen Augen.
    ... Und atemlos singen
    In schrecklicher Leere:
    »Ai, Schwarzes Meer du,
    Du bestes der Meere!«
    Jurkowski verstummte. Bykow trat von der Tür weg und ging weiter. Dauges Zimmer war leer. Auf dem Bett lag ein Spezialanzug – höchstwahrscheinlich für ihn, Bykow, bestimmt. Der rötliche Schein der Abendsonne spielte auf dem glänzenden kugelförmigen Helm. Bykow wollte sich gerade zurückziehen, da fiel sein Blick auf eine Fotografie, die auf dem Tisch lag. Das Bild kannte er bereits – eine schöne Frau mit schwermütigen Gesichtszügen, in einem hochgeschlossenen blauen Kleid.
    Mascha Jurkowskaja, dachte er und seufzte.
    Unter dem Foto ragte der Rand von beschriebenem Papier hervor, daneben lag ein geöffnetes, leeres Kuvert. »... ein für alle Mal klarstellen. Ich habe es satt, deine ...« Bykow blinzelte erschrocken und ging eilig vom Tisch weg.
    Armer Johannytsch! So weit hat ihn seine Liebe gebracht ... Er, der gute lustige Kerl, der seinen Humor auch in den schwersten Augenblicken nicht verlor, er konnte diese Frau nicht einmal jetzt, ein paar Tage vor dem Start ins Ungewisse, vergessen.
    »Gerade jetzt – das ist das abscheulichste!«, hörte Bykow plötzlich Jurkowskis donnernde Stimme hinter der Wand. »Gerade jetzt einen solchen Brief zu schreiben! Versuche ja nicht, mich zu besänftigen, du Barmherzigkeitsapostel, du Geduldslamm ... Das Frauenzimmer ist doch einen Dreck wert!«
    »Wage es nicht!« Bykow begriff im ersten Augenblick nicht, wer diese kreischenden Worte ausgestoßen hatte. »Wage es nicht, so von ihr zu reden! Letzten Endes geht dich das alles überhaupt nichts an!«
    »Doch geht es mich an! Nicht nur, weil sie meine Schwester ist. Das geht alle an – auch Krajuchin und die anderen, darunter deinen Wüstenspezialisten mit der roten Fresse. Denn dort, wo wir uns hinbegeben, wird das Leben aller von jedem Einzelnen abhängen. Es muss sich einer auf den anderen absolut verlassen können. Wirst du aber in diesem Zustand genügend Zähigkeit und Lebenswillen aufbringen? Wirst du uns nicht enttäuschen, Freund Dauge?«
    »Nun mach aber einen Punkt, Wolodja!«
    »Was heißt hier Punkt! Hast du sie immer noch nicht durchschaut, mein berückendes Schwesterlein? Das ist doch kein Mensch – eine hohle Puppe ist das! Ja, ja, eine Puppe. Nimm ihr das niedliche Frätzchen – was bleibt dann noch übrig? Gibt es nicht genug andere Frauen? Was klammerst du dich an sie?«
    Bykow schlich auf Zehenspitzen in sein Zimmer und drückte fest hinter sich die Tür ins Schloss. Dauge würde heute kaum Lust haben, sich mit dem Spezialanzug abzugeben, und auch Bykow selbst war nicht danach zumute. Vielerlei Gedanken bedrängten ihn. Er kleidete sich aus, legte sich nieder und schloss die Augen. Am besten wär’s, so bald wie möglich einzuschlafen!, dachte er, stand wieder auf und ließ das Rouleau herunter. In diesem Augenblick trat Dauge ein. Er sah aus wie immer – das Haar zerzaust, der Schlips verrutscht. Bykow setzte sich auf die Couch und starrte ihn an.
    »Hattest du dich schon hingelegt?«, fragte Dauge. »Und der Skaphander? Was glotzt du mich denn so an, Alexej? Ist etwas an mir nicht in Ordnung?«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Wange, blickte an sich hinab.
    »Nein, das nicht ...«, presste Bykow mit Mühe hervor. »Ich dachte nur, es sei schon zu spät ...«
    »Von wegen spät. Zieh dich an, komm! Du musst dich noch heute mit dem Spezialanzug vertraut machen. Ich fürchte, morgen werden wir keine Zeit dazu haben. Wo warst du denn so lange?«
    »Hab mich mit dem Knaben herumgeplagt. Mir ist bange, Johannytsch, durchfallen werde ich bei dieser Prüfung.«
    »Bei welcher Prüfung?«
    »Na, weißt du denn nicht? Die Prüfung, von der Krajuchin heute sprach. Erinnerst du dich – bei der Rückfahrt.«
    »Ah ... Na, ich glaube nicht, dass du durchfällst, Alexej. Du bist doch ein Experte im Fahren.«
    »Im Fahren, im Fahren! Wenn aber die Fragerei losgeht ...« Dauge blickte ihn verwundert an.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher