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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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Autobahnfahrt vom Frankfurter Flughafen entfernt, einer Drehscheibe im internationalen Flugverkehr. In dringenden Fällen ist es ideal, sich hier innerhalb von einigen Stunden mit Kollegen aus ganz Europa zu treffen.
    Die fensterlosen Seminarräume des sechsstöckigen Flughafenhotels sind so gut wie nie belegt, da sie in den Keller verbannt wurden, um keinen kostbaren Platz für Zimmer zu verschwenden. Für die streng geheimen FISA-Treffen ist das ein Glücksfall, da man von den Zimmern mit dem Lift diskret in das Untergeschoß fahren kann. Da jedoch die Hotelrechnung für alle Zimmer, die Raummiete, Speisen und Getränke an das deutsche Verteidigungsministerium geht und die Einmietung immer spontan geschieht, ahnen Mitarbeiter undManager des Hotels schon seit dem zweiten Treffen, dass es sich hier um eine außergewöhnliche Zusammenkunft handelt. Die deutsche Gründlichkeit macht der Geheimhaltung so einen Strich durch die offizielle Rechnung.
    Dass der Stiegenabgang von zwei Männern in Zivilkleidung bewacht wird, macht es für das Personal noch mysteriöser. Um zumindest den Anschein einer Tarnung aufrechtzuerhalten, wurde unter AEP reserviert und ein Zettel „Arbeitskreis Europäischer Publizisten“ klebt unübersehbar auf der Tür des Seminarraums.
    Leconte und Purront betreten den Raum und werfen einen Blick in die Runde, die sie wegen ihrer halbstündigen Verspätung vorwurfsvoll ansieht, als ob es ihre Schuld sei, dass der Flug von Paris wegen technischer Probleme verspätet gestartet war. Als sie sich auf die letzten beiden freien Sessel in der Nähe der Tür setzen, beginnt Heather sofort zu reden. Offensichtlich hat sie die Anwesenden bereits begrüßt und alles wartete auf die Franzosen.
    „Unser Mann, der Poet, wurde in Sanaa von der al-Qaida getötet“, sagt sie ohne Umschweife. „Nur elf von uns kannten seine Identität! Es ist klar, dass eine dieser Personen der Verräter ist.“
    Einige beginnen miteinander zu reden, bis sich Leconte mit lauter Stimme Gehör verschafft: „Diese elf Personen dürfen ab sofort nicht mehr zur Arbeitsgruppe gehören. Dazu zählen auch Erik, Heather, ich, mein Assistent Purront. Der Rest der Gruppe muss einen neuen Leiter und Stellvertreter wählen und den Verräter unter uns finden.“
    „Verstehe ich das richtig? Es wurde nur einem Teil der Gruppe eine derart wichtige Information mitgeteilt?“ Der deutsche FISA-Mann Ludwig Stier macht mit wuchtigerStimme und Statur bei seinen seltenen Wortmeldungen seinem Namen immer alle Ehre.
    „Wir mussten den Kreis der Verdächtigen einengen“, sagt Erik, um Diplomatie bemüht. Leconte ist wie immer direkt: „Es wurde nur jenen mitgeteilt, die wir für unverdächtig hielten. Wir haben uns geirrt.“
    Stier schnauft empört. „Der Rest stand unter Verdacht?!!“
    „Nein“, sagt Erik schnell, „so kann man das wirklich nicht sagen!“
    „Es war ein Test“, sagt Leconte, „denn die Information war falsch. Der ermordete Sheik war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Poet. Ich habe das erfunden, um den Verräter unter uns zu finden.“
    Heather springt auf, und da die kühle Britin noch nie jemand schreien gehört hat, tritt sofort Stille ein, als sie Leconte ihre Wut entgegenschleudert: „Du hättest das mit mir besprechen müssen. Das warst du mir schuldig. Die ganze Aktion läuft aus dem Ruder, weil du ein arroganter und eigensinniger …“, sie ringt nach einem passenden Schimpfwort, „… Macho bist!“
    Das Wort ist so fehl am Platz wie ihre Emotionen. Sie verlässt den Raum hocherhobenen Hauptes, obwohl sie weiß, dass sie dadurch die Verliererin und ihr Rücktritt besiegelt ist. Niemand versucht sie aufzuhalten.
    An der kleinen Bar bei der Rezeption trinken Leconte und Purront eine Viertelstunde später Kaffee. Heather muss in ihrem Hotelzimmer sein, da sie nirgends zu sehen ist. „Sie sollten noch mit ihr reden, bevor sie abfliegt“, sagt Purront. Leconte ist es nicht gewöhnt, dass sein Assistent so mit ihm spricht – noch dazu über Privates. Die Ereignisse der letztenWochen haben sie aber einander deutlich nähergebracht. Und er spürt, dass Purront es gut mit ihm meint – und dass er recht hat.
    „Ich warte hier unten, während Sie zu ihr raufgehen. Wir fliegen ja erst in einigen Stunden. Sie haben also alle Zeit der Welt“, fährt Purront fort. Das findet Leconte nun doch etwas anzüglich, aber er ist nicht in der psychischen Verfassung für eine verbale Auseinandersetzung. Es ist ihm klar, dass

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