Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
Vom Netzwerk:
Heathers emotionaler Ausbruch nicht nur berufliche Empörung war, sondern dass sie sich auch als Frau verletzt fühlt. Leconte weiß, dass er mit ihr einige Dinge klären muss, nicht nur um ihretwillen, sondern auch um seinetwillen. Auch wenn er es nicht einmal sich selbst eingestehen will, vermisst er Heather schmerzlich.
    „Danke“, sagt er. Purront lächelt warm und Leconte fühlt, dass ihm die Sympathie seines Assistenten guttut.
    Die Rezeptionistin nennt ihm freundlich die Zimmernummer im 5. Stock. Als er hochfährt und vor Tür 544 steht, sammelt er all seinen Mut, um anzuklopfen. Plötzlich hört er Trommelwirbel aus Heathers Zimmer. Als er abbricht und Heathers Stimme ertönt, erinnert er sich an ihren seltsamen Handyklingelton, den sie offenbar speziell für Anrufe von wichtigen Personen eingestellt hat. Sie muss im Vorraum stehen, denn der Hall verstärkt die Worte und Leconte versteht deutlich, ohne dass er sich anstrengen muss.
    „Ich kann nichts für seinen Tod“, sagt Heather beinahe hysterisch. „Wie hätte ich ihn auch verhindern können.“ Sie hört offenbar danach zu, denn eine Zeit lang ist es ruhig. Dann sagt sie: „Ich werde mich um alles kümmern. Ihr könnt euch auf mich verlassen.“ Nachdem sie das Gespräch beendet hat, steht Leconte minutenlang wie erstarrt auf demGang vor ihrer Zimmertür. Erst als Gäste aus dem Aufzug am Ende des Flurs aussteigen, kommt Bewegung in ihn.
    Er ist noch kreidebleich, als er in der Hotelbar wieder auf Purront trifft. Sein Assistent erschrickt, als er ihn sieht. Leconte sagt nur: „Sie ist auf Zimmer 544. Stell dich vor die Tür. Sie darf das Hotel nicht verlassen. Wenn nötig, musst du Gewalt anwenden.“ Purront hat mit den Jahren gelernt, keine weiteren Fragen zu stellen, wenn der Commissaire in diesem Tonfall spricht. Er eilt zum Aufzug, während Leconte die Stiegen zu den Seminarräumen im Erdgeschoß hinunterläuft.
    Als er die Tür öffnet, treffen ihn verwunderte Blicke. Leconte bittet mit einer Handbewegung um Ruhe und Aufmerksamkeit. „Ich habe zufällig gerade ein Telefonat mitgehört, das Heather geführt hat, in dem sie den Tod des Scheichs bedauert hat. Da die Information, dass der Falsche getötet wurde, für niemanden außerhalb dieses Raums bestimmt ist, muss sofort geklärt werden, mit wem sie gesprochen hat. Sie ist noch in ihrem Zimmer und Purront ist vor ihrer Tür postiert.“
    „Wo hat sie dieses Gespräch geführt?“, fragt Stier, der offenbar als Sprecher der jetzt führungslosen FISA-Gruppe bestimmt worden ist.
    „In ihrem Hotelzimmer, ich stand vor der Tür“, sagt Leconte knapp.
    „Und was wollten Sie von ihr?“, fragt Stier.
    „Ist das ein Verhör?“
    „Nein, es ist nur eine Frage.“
    „Fragen sollte man ihr stellen.“
    „Das werden wir auch. Aber vielleicht sind Sie der Verräter und wollen den Verdacht auf Heather lenken, um Ihre Position zurückzubekommen.“
    „544.“ Mehr hat Leconte dazu nicht zu sagen.
    „Ihre Zimmernummer.“ Stier ist nicht so schwerfällig, wie er wirkt.
    Es dauert noch eine Viertelstunde, bis eine sichtbar ungeduldige Heather mit Purront und den zwei Männern, die zuvor den Abgang bewacht haben, erscheint. Nachdem die beiden Zivilbeamten sich wieder beim Stiegenabgang positioniert haben, sagt Heather: „Ich habe auf einen früheren Flug umgebucht und muss in zehn Minuten im Flughafentaxi sitzen. Können wir vielleicht schnell, oder noch besser telefonisch, klären, um was es geht?“
    „Eigentlich wollen wir nur eines wissen“, sagt Leconte. „Wen hast du vor einer halben Stunde telefonisch informiert, dass unser scheinbarer Informant getötet wurde?“
    Heather sieht genervt aus. „Ich weiß nicht, wovon du redest?“
    „Von deinem Gespräch im Zimmer!“
    „Ich werde abgehört?“, fragt Heather.
    „Vielleicht.“
    „Du hast mich belauscht“, präzisiert sie.
    „Mit wem hast du gesprochen?“ Die Frage Lecontes kommt hart und fordernd.
    „Das geht weder dich noch sonst jemanden etwas an. Nur weil wir einige Male miteinander geschlafen haben, hast du nicht das Recht, meine Privatgespräche zu belauschen.“
    Stier schnauft und wendet sich an Leconte: „Stimmt das?“
    „Ja“, sagt dieser, „aber sie erzählt das jetzt nur öffentlich, weil sie in die Enge getrieben wurde. Sie will Verwirrung schaffen und meine Aussage unglaubwürdig erscheinen lassen. Bleiben wir beim Thema!“
    „Es steht also jetzt dein Wort gegen mein Wort!“, sagt Heather. „Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher