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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Pferdes vornüber und rollte in den Staub. Einer der Wolfskrieger, der Hüne Valamir, nockte sofort den nächsten Pfeil ein, um dem Krieger, solange er ein leichtes Ziel war, den Garaus zu machen. Bevor er den Pfeil jedoch abschießen konnte, kam ein zweiter Krieger herangaloppiert, und der gestürzte Krieger sprang auf, hielt sich hinten am Sattel fest und zog sich hinauf. Dann galoppierten beide davon. Alles in einer einzigen, makellosen Bewegung, beinahe zu schnell für den menschlichen Blick. Valamir ließ langsam den Bogen sinken, um den Pfeil zu sparen. Er und sein Heermeister tauschten einen Blick. Himmel, diese Reiter bewegten sich verdammt schnell!
    Links kam aus einiger Entfernung das unheilvolle dumpfe Geräusch eines mächtigen Onagerkatapults, das die äußere Mauer getroffen und eine weiße Kalksteinwolke aufgewirbelt hatte. Noch ein markerschütternder Stoß, bei dem selbst Aëtius vorübergehend die Fäuste ballte. Wie sollten die eilig wieder aufgerichteten Mauern diesen Stößen standhalten? Und wieso waren die Hunnen so rasch zu so guten Artillerieschützen geworden? Bestimmt hatten sie Verbündete unter den Vandalen, oder waren vielleicht abtrünnige Teutonen darunter? Es hieß sogar, Deserteure aus unbedeutenderen westlichen Legionen seien zu den Hunnen übergewechselt, überzeugt, die Zukunft liege dort. Das wollte Aëtius nicht glauben.
    Und dann kam es noch viel, viel schlimmer. Maschinen, die noch hinter den Belagerungstürmen standen und bislang kaum zu sehen gewesen waren, schleuderten nun ihre titanischen Lasten gnadenlos alle auf denselben Punkt. Ein konzentrierter Ansturm von Geschossen und fliegenden Felsbrocken. Da waren Könner am Werk. Männer wurden zermalmt, ohne Zeit für einen letzten Aufschrei zu haben, und als der Staub sich endlich legte, waren die äußere und die mittlere Mauer über die gesamte Breite des Lykus-Tals zu einem Großteil zerstört. Und schon rückten die Belagerungsgeräte weiter vor. Diese Schlacht würde nicht einmal die Nacht über dauern. Aëtius’ schlimmste Befürchtungen bestätigten sich, als im selben Moment eine neue Welle von Geschossen die Mauern ein Stück weiter unten traf und sie nach einem unbarmherzigen Geschützhagel dem Erdboden gleichmachte. Alles hing nun von der innersten Mauer ab.
    Von unten drangen verzweifelte Schreie herauf, als der Rammbock sich den Flügeln des Sankt-Romanus-Tors näherte. Tatullus brüllte, Esel wieherten panisch, während sie schwere neue Kriegsgeschosse herbeischleppten; das Klappern von Schuhnägeln, die übers Pflaster hasteten, die Bürgerwehr mit ihren jämmerlichen Schlagstöcken. In der Ferne hörte man den monotonen Rhythmus der rindsledernen Trommel.
    Aëtius hob die Hand, und die Kommandanten auf den Türmen sahen das Signal und taten es ihm nach.
    Er zögerte und sandte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Dann ließ er den Arm sinken. «Feuer!»
    Anfangs verschwendeten die Artillerieeinheiten ihre Geschosse, weil sie versuchten, einzelne Reiter zu treffen, während diese auf der breiten Terrasse unterhalb der Mauer wie Tiere heulend vorübersprengten. Weit in ihren Sätteln zurückgelehnt, grinsten sie die gepeinigten Verteidiger hinter ihren Zinnen an und entblößten dabei die beerenverschmierten Zähne. Aëtius war sofort zur Stelle, er schob die Kaiserlichen Wachen beiseite und brüllte zum nächsten Turm hinüber:
    «Die Reiter wirken vielleicht furchterregend, Soldaten, aber sie kommen noch nicht ins Innere! Sie versuchen euch abzulenken. Achtet nicht auf sie, nehmt stattdessen die Belagerungstürme aufs Korn! Macht sie unschädlich!»
    Tatullus wiederholte die Anweisungen seines Vorgesetzten im feinsten Zenturio-Stil, genauso laut und um das gewisse bisschen drastischer:
    «Ihr habt den General gehört, Mädels! Schießt auf die verdammten Maschinen! Wenn ich auch nur eine Einheit sehe, die noch auf diese nach Pferdepisse stinkenden Reiter aus Skythien zielt, ich breche ihr eigenhändig die Beine!»
    Er ging auf eine unglückselige Artillerieeinheit oben auf dem Romanus-Tor los. Die Männer zitterten vor ihm, es waren gute Techniker, aber sie hatten noch nie den heißen Atem eines erzürnten Zenturios auf ihrem Gesicht gespürt. Sofort sorgte sein Einsatz bei ihnen für den richtigen Kampfgeist. Wie Tatullus nur zu gut wusste, war es entscheidend, dass sie ihn mehr fürchteten als den Feind. Er packte einen der blutjungen Krieger am Schlafittchen und schleuderte ihn mit der Kraft seines Arms gegen die

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