Auch Deutsche unter den Opfern
Süppchenatem. Sie habe während eines Fluges eine halbe Stunde lang laut aus seinem Buch »Schiedsrichter fertig« vorgelesen, habe er gehört. Also, so was haue einen natürlich um, wenn man es höre; eitel sei man ja schon. Und er finde sie also ’ne Wucht und ganz toll, da verzeihe er ihr auch die Parteizugehörigkeit – mit der CDU nämlich könne er, unter uns gesagt, nüscht groß was anfangen.
Unweit des Berliner Hauptbahnhofs leuchtet hellgrün in die Nacht das Großplakat: »Wir wählen die Kanzlerin.« Die Kanzlerinnenhände bilden eine Raute; sie steht also aufrecht da, mehr heißt das nicht. Da drüben steht das Kanzleramt. Wir haben uns für die Erbsensuppe entschieden.
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Physik für Mädchen
Zwar hat die amtierende Kanzlerin dieses Fach studiert, dennoch sind in einem normalen Physik-Hörsaal die Männer deutlich in der Überzahl. Auch deshalb also dieser »Informationstag für Mädchen« mit der einladenden Überschrift: »Wer möchte Physikerin werden?« Es sind viele Berliner Gymnasiastinnen gekommen, um sich das mal anzuhören. Vor ihnen steht jetzt ein Studienrat, er sieht ganz normal aus und trägt nichtmal eine Brille. Er macht den Mädchen Mut, immer wenn sich ihre Augen gerade erschrocken weiten, weil er irgendwas Kompliziertes gesagt hat, fügt er schnell an: »Aber das schaffen Sie, das kriegen Sie alles hin.« Physikerin sei ein »toller Beruf, aber Frauen sind in der Physik trotzdem noch so eine Art blinder Fleck«. Zum Glück hat er nicht »schwarzes Loch« gesagt.
Nun spricht die Vizepräsidentin der Freien Universität »ein Grußwort«, der Beamer summt es Respekt einflößend an die Wand, hier grüßt eine »Prof. Dr. Dr.« und erzählt, wie das war, als sie Physik studierte, da gab es nur drei Mädchen in ihrem Jahrgang und begrüßt wurde der Hörsaal von den Lehrenden stets mit »Guten Morgen, meine Herren«. Das sei heute schon anders, trotzdem gebe es noch immer viel zu wenige Physikstudentinnen. Die versammelten, an Physik interessierten Berliner Mädchen schreiben brav in ihre Spiralblöcke, dass es mehr Studienplätze als Bewerber gibt, dass eine gewisse Liebe zur Mathematik vonnöten ist und es viele unbefristete Stellen für Physikerinnen gibt. Der Studienrat beamt ein grinsendes Gesicht an die Wand, mit dem Zusatz »Physik macht Spaß!«, und nun wird es endlich praktisch, Labors werden besichtigt, in denen mit Laserkanonen auf Moleküle geballert und anderer gefährlicher Kram vorgeführt wird von Studenten der Physik, die ein Mädchen flüsternd nicht ganz zu Unrecht als »Freaks«charakterisiert. In einem Keller dürfen die Mädchen zum Abschluss selbst herumexperimentieren, die Räume sehen aus wie ein Kindergarten für Hochbegabte, alles voll mit Bällen, Würfeln, Kreiseln und Wippen, spielerisch wird hier begreifbar, dass jedes Naturgesetz eine top-interessante Frage für die Physik bedeutet. Natürlich wird es dann im Studium etwas komplizierter, Angela Merkels Diplomarbeit zum Beispiel behandelte den »Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien«.
Zur Motivation hat der Studienrat mögliche Einstiegsgehälter für Physikerinnen genannt, die Mädchen rechnen, kichern, freuen sich auf ein Saus&Braus-Leben als Physikerin, sie wissen schließlich noch nichts von Steuern und Abgaben – Taschengeld gibt es ja netto.
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Der Polterabend des prominenten Friseurs
Vorher, ein kurzer Moment der Ruhe: Udo Walz sitzt in seiner Wohnung am Kurfürstendamm vor dem Fernseher, es schimmert der Beruhigungskanal Phoenix. Die Wohnung ist sehr groß, eigentlich ist immer irgendwer zu Besuch da; momentan eine Freundin aus New York, sie sitzt mit Bald-Walz-Mann Carsten Thamm im Nebenzimmer, die beiden werden gleich Abendessen gehen, ohne Walz. Der wird gegen acht Uhr abgeholt und in »Die Kleine Philharmonie« gebracht werden, eine herrliche Westberliner Kaschemme, in der man immer das Gefühl hat, die Mauer stehe eventuell doch noch. Freunde von Walz veranstalten dort einen Junggesellenabschiedsabend für ihn, der es vom Prominenten-Friseur zum prominenten Friseur gebracht hat.
Der kleine Hund Oskar hüpft aufs Sofa und möchte irgendwas, »Streichel ihn!«, ruft Walz. Man streichelt also den Hund.
Also, er verstehe die ganze Aufregung nicht, sagt Walz. 200 Interviews habe er allein heute gegeben, so ungefähr. Dass die Aufregung dadurch nicht unbedingt kleiner wird, ist ihm
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