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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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vor uns stehen. Dann schrie er uns an, als wenn er nicht ganz sauber wäre. Die große Schnauze, die der Typ hatte, ging mir auf den Wecker, und ich hätte sie ihm am liebsten gestopft. Er schrie uns an, und wir wußten nicht einmal, warum. Aber als er fertig war und seine Schnauze wieder geschlossen hatte, fragte ich ihn, warum er so einen Aufstand gemacht hätte. Dann erklärte er uns, wenn auch nicht im freundlichsten Ton, daß wir immer mit der linken Körperseite an der Wand entlangzugehen hätten und nicht mitten auf dem Gang. Nur die Beamten dürften in der Mitte laufen, und deshalb hätte er einen solchen Zirkus abgezogen.
    Das schönste an der ganzen Sache war, daß es eine Vorschrift des Hauses war. Der Beamte meinte, wenn er uns das nächste mal erwischen würde, kämen wir alle drei in den Bunker. Da ich nicht scharf war, das Rattenloch von Bunker kennenzulernen, liefen wir nun vorschriftsmäßig zum Arztzimmer.
    Der Arzt machte keine anständige Untersuchung, so wie es sich normalerweise gehörte, denn er fragte nur, ob man ernsthaft krank sei, und das war auch schon alles. Es war ein richtiger Quacksalber, und ich war der Meinung, daß ein Medizinmann aus dem Busch einen Patienten besser behandeln konnte. Danach mußten wir wieder in die Zelle, und der Fall war erledigt. Schon nach diesem einen Tag hatte ich die Schnauze so voll, daß mir das erstemal der Gedanke kam zu flüchten. Aber das war in diesem Knast unmöglich, denn die Mauern waren zu hoch und die Türme, die darüber hinweg-ragten, waren nicht ungefährlich, da dort drinnen Beamte mit Gewehren saßen und auf alles schossen, was versuchte, den Fuchs zu machen. Eine Flucht war also sinnlos, denn wegen ein paar Monaten sich erschießen zu lassen, wäre ein schlechter Tausch gewesen.
    Die Tage vergingen sehr schnell, und ich dachte immer öfters an Rita, die das Kind bestimmt schon zur Welt gebracht hatte.
    Ich schrieb ihr öfters, aber ich bekam nie eine Antwort. Eines Tages bekam ich aber einen Brief von meiner Großmutter. Sie schrieb mir, daß Rita einen Jungen zur Welt gebracht hatte, aber nicht den Namen des Kindes. Sie wußte nichts von Ritas Verhältnis zu mir, aber sie konnte sich ihren Teil denken. Sie schrieb mir auch, daß ich Rita nicht mehr schreiben sollte, weil meine Briefe nur Unruhe stiften würden. Ich hatte auf einmal wieder dieselben Gefühle für Rita, wie ich sie am Anfang gehabt hatte. Warum, das wußte ich nicht, aber es brachte mich bald zur Verzweiflung, daß ich einen Jungen in Deutschland hatte und nicht bei der Mutter und meinem Sohn war.
    Großmutter schrieb mir noch ein paar Briefe, und jedesmal stand darin, daß ich Rita in Ruhe lassen sollte, denn sie würde eine sehr glückliche Ehe mit Mike führen. Ich konnte einfach nicht glauben, daß sie mit Mike glücklich war. Sie hatte ja einen Sohn von mir und mußte bestimmt immer an mich denken, wenn sie ihn anschaute. Aber da sie mir nicht schrieb, mußte ich es glauben. Wenn sie mir nur einmal geantwortet und geschrieben hätte, daß ich zurückkommen sollte, dann wäre ich auch bestimmt wieder nach Deutschland gegangen und hätte mich um sie gekümmert. Es machte mich krank, wenn ich an Rita dachte, und so sagte ich mir eines Tages: Nein, ich werde nicht nach Deutschland zurückfahren und ein neues Leben anfangen. Da Rita so glücklich ist mit ihrem Tyrannen von Mann, brauchte ich auch nicht zurückzufahren.
    Ich überlegte, wie ich am besten aus Frankreich verschwinden konnte, denn ich wollte nach Afrika in den Dschungel.
    Dort wollte ich einfach von der Natur leben und alleine sein.
    Ich holte mir aus der Bücherei, die im Knast war, alle Bücher über Afrika, und je mehr ich über diesen Kontinent erfuhr, desto überzeugter war ich, daß dies genau das Richtige für mich war. Es würde zwar am Anfang ein wenig gefährlich sein, aber man konnte sich daran gewöhnen. Die ganze Welt sollte mich dann am Arsch lecken. Vielleicht würde ich noch eine Frau finden, die mit mir gehen würde, dachte ich mir. Dann wäre ich versorgt für mein ganzes Leben. Nun war für mich nur noch das Problem, wie ich nach Afrika kommen sollte.
    Nachdem ich eine Weile überlegt hatte, hatte ich eine Lösung gefunden.
    Ich würde mir wieder ein Schiff klauen und mit diesem von Frankreich aus nach Afrika hinuntersegeln. Dann würde ich an Land gehen und den Rest mit dem Auto zurücklegen. Ich wollte mir auch noch eine Ausrüstung zulegen, denn ich konnte im Dschungel nicht mit bloßen

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