Auch Du stirbst einsamer Wolf
wollte, daß ich nicht durchbrannte. Also lief ich mit dem Fahrer an die Tür und klingelte. Sofort öffnete Cristine, und ich bat sie, schnell die Rechnung des Taxis zu bezahlen, was sie anstandslos machte.
Nachdem der Fahrer verschwunden war, ging ich mit Cristine in die Wohnung. Salem saß im Wohnzimmer und las gerade die Zeitung, als ich eintrat.
Er begrüßte mich freundlich, denn er hatte mich schon erwartet, aber nicht gewußt, wann ich kommen würde. Ich setzte mich zu ihm ins Wohnzimmer und fing an, mich mit ihm zu unterhalten. Ich erzählte ihm, daß ich für immer Frankreich verlassen würde, aber sagte ihm nicht, wohin, denn ich hatte Angst, daß er mich von meiner Entscheidung abbringen wollte.
Deshalb sagte ich ihm einfach, daß ich zurück nach Deutschland gehen würde. Aber das war nicht mein Plan, und mir schien, als wenn Salem gewußt hätte, daß ich ihn angelogen hatte. Cristine, die ebenfalls im Zimmer saß und unsere Unterhaltung mitanhörte, war bestürzt, daß ich nicht zu ihrer Hochzeit mit Salem dasein würde, weil ich gesagt hatte, daß ich so schnell wie möglich abreisen täte. Sie wollten in vier Wochen heiraten und hatten damit gerechnet, daß ich Cristine zum Altar führte.
Ich wußte, daß dieser Besuch, den ich bei Salem machte, der letzte sein würde, und es tat mir weh, einen so guten Freund, wie er es war, zu verlieren.
Salem gab mir mein Geld zurück, das noch einige tausend Francs waren, und die ich dazu brauchen wollte, meine Reise zu finanzieren. Als ich mich verabschiedete, stiegen mir auf einmal Tränen in die Augen, und ich mußte mich schwer beherrschen, daß ich nicht auf der Stelle anfing loszuheulen.
Als ich ins Taxi stieg, war ich froh, daß ich diesen Abschied hinter mir hatte. Ich ließ mich in das Hotel fahren, in dem ich schon einmal gewohnt hatte. Dort wollte ich noch ein bis zwei Tage bleiben und mich vom Knast erholen.
Im Hotel machte ich es mir gemütlich und soff mir einen an, damit ich diese ganze Scheißwelt wieder einmal vergessen konnte.
Am nächsten Tag kaufte ich alles, was man zu einer Reise in den Dschungel brauchte. Am Abend hatte ich alles, was ich brauchte. Dann beschloß ich, mir noch einen gemütlichen Abend in Nice zu machen und vielleicht eine Frau zu finden, mit der ich noch schnell eine Nacht verbringen konnte. Also warf ich mich in Schale und machte mich auf den Weg in die Stadt. Als erstes besuchte ich ein paar Bars, und auf einmal kam mir der Gedanke, daß ich mich bei Rene ein letztes Mal blicken lassen könnte. Als ich bei Rene im Lokal war und mich dort umsah, mußte ich feststellen, daß es gerammelt voll war.
Aber ich fand dennoch Platz. Rene hatte keine Zeit, um mich groß zu begrüßen, denn er stand an der Theke und hatte zu tun.
Ich hatte gerade beim Kellner meine Bestellung aufgegeben, als jemand von hinten seine Hände über meine Augen legte und fragte:
»Rate mal, wer ich bin!«
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, wer es war. Da ich keine halbe Stunde raten wollte, nahm ich die Hände des Mädchens langsam von meinen Augen herunter und drehte mich um. Da traf mich fast der Schlag, denn es war Denise, die dastand und mich anstrahlte, als wenn sie einen Schatz gefunden hätte und nun wieder ein paar Schecks mehr ausschreiben konnte.
»Was machst du denn hier, Denise?«
»Ich bin zum Essen hergekommen, und da habe ich dich am Tisch sitzen sehen. Nun will ich dich fragen, ob du mit mir zusammen essen willst?«
»Und, wo willst du dich hinsetzen? Hier ist kein Platz mehr.«
»Ich habe mir einen kleinen Tisch reservieren lassen, der im Nebenzimmer steht. Du kannst gerne zu mir an den Tisch kommen.«
»Also gut, dann verziehen wir uns in das Nebenzimmer.«
Dann stand ich auf und ging mit ihr in das Nebenzimmer. Ich setzte mich mit Denise an einen Tisch, und wir tratschten über langweilige Sachen, die schon jeder wußte, aber über die man immer noch sprach. Auf einmal fragte sie mich:
»Wo warst du die letzten Monate?«
Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte, denn ich hatte mir vorgenommen, die Nacht mit ihr zu verbringen. Weil ich ihr die Wahrheit nicht sagen wollte, sagte ich zu ihr:
»Ich war in Deutschland und habe meine Verwandten besucht.«
»Dann warst du aber lange weg.«
»Ja, ich habe auch eine ganze Menge Verwandte.«
Sie glaubte mir, daß ich verreist war, und wir sprachen wieder über belanglose Dinge, wie ich es von ihr schon gewohnt war.
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