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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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um uns einen anständigen Ankerplatz zu suchen. Die Landschaft sah zwar nicht sehr einladend aus, aber es war Afrika, und deshalb für uns das Schönste, was es gab. Als wir einen Platz gefunden hatten, an dem wir ankern konnten, machten wir das Schlauchboot fertig, packten alles zusammen, was wir brauchten, um eine Nacht im Freien zu verbringen und setzten über.
    Als wenn ich noch nie auf dem Land gewesen wäre, setzte ich meinen Fuß darauf und war stolz, es geschafft zu haben.
    Nie im Leben hatte ich mir träumen lassen, daß ich einmal diesen Kontinent sehen würde. Dann war es auch noch auf Kosten von anderen, denn die Jachten hatten wir gestohlen.
     
    Wenn ich das jemandem in Deutschland erzählen würde, würde ich für verrückt erklärt. Man würde meinen, daß ich nicht alle Bretter am Zaun hätte. Aber ich hatte es geschafft, und niemand konnte mir nun weismachen, daß ich es nicht in den Dschungel schaffen würde. Wenn ich erst einmal dort wäre, dann könnten sie mich alle am Arsch lecken. Wir packten die Sachen aus dem Boot und suchten uns einen schönen Platz. Dort bauten wir das Zelt auf und machten ein Lagerfeuer. Dann machten wir uns etwas zu essen und unterhielten uns über Afrika, das keiner von uns kannte oder jemals gesehen hatte.
    Unsere Landung feierten wir mit einer Flasche Whisky, die wir eingepackt hatten. An diesem Abend, glaube ich, war ich der glücklichste neunzehnjährige Junge, den es auf der Welt gab. Als wir die Flasche leer hatten, hauten wir uns in die Schlafsäcke und pennten. Wir hatten beschlossen, am nächsten Tag die Küste in Richtung Westen abzufahren, denn hier war weit und breit kein Mensch, der uns hätte eine Auskunft geben können.
    Am nächsten Morgen schaute ich mich ein wenig in der Gegend um, aber ich sah weder ein Haus, noch traf ich einen anderen Menschen. Ich machte uns etwas zu essen und weckte Rudi, der immer noch wie ein Murmeltier schlief. Es war ein herrlicher Tag, denn die Sonne schien und es war warm. Rudi und ich beschlossen, ein wenig tauchen zu gehen und die Ausrüstungen auszuprobieren, die wir an Bord gefunden hatten.
    Die Taucheranzüge paßten wie angegossen. Als ich Rudi anschaute, mußte ich lachen, denn er sah aus wie einer der Froschmänner, die man in den Spielfilmen immer sah. Aber ich sah bestimmt nicht besser aus. Dann gingen wir ins Wasser und schwammen ein Stückchen hinaus. Bei unserer Jacht tauchten wir hinunter, und ich dachte, meinen Augen nicht mehr trauen zu können. Dort unten war es so schön, daß man dafür keine Worte mehr finden konnte. Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man noch nie tauchen war. Ich hatte zwar schon oft Unterwasserfilme gesehen, aber dies war wirklich etwas Besonderes. Dort waren Fische, die alle möglichen Farben hatten. Der Meeresboden war voller Pflanzen und anderen Sachen, die bunt schimmerten. Ich sah Seesterne, Seeigel und vieles andere, das ich noch nie in freier Wildbahn gesehen hatte. Nur immer im Fernsehen oder im Zoo, aber noch nie so echt. Dann sah ich einen Tintenfisch, der vor mir flüchtete, und als ich an einer Felswand vorbeischwamm, eine Muräne, die ihren Kopf drohend aus einer Spalte streckte. Ich schwamm vorsichtig um sie herum, denn ich wußte, daß diese schlangenartigen Dinger gefährlich waren. So etwas Schönes hatte ich mein Leben lang noch nie gesehen, und ich verstand auf einmal die Tierschützer, warum sie so für die Erhaltung der Natur kämpften. Dann stieg ich wieder hoch und ging an Land.
    Dann kam auch Rudi aus dem Wasser, und er hatte in seinem Fischnetz einen Fang, als wenn er damit auf den Markt gehen wollte. Als er bei mir war, zeigte er mir das Netz, und es waren Fische darin, die ich noch nie gesehen hatte. Auf einmal sagte er zu mir:
    »Na, was hast du geschossen?«
    »Nicht einen einzigen Fisch.«
    »Das habe ich mir gleich gedacht. Deshalb hab ich auch ein paar mehr abgeknallt. Du hast dir bestimmt nur alles angeschaut und dabei ganz vergessen, daß wir heute unser Mittagessen selber jagen wollten.«
    »Stimmt, ich hab nur gestaunt, als ich das alles gesehen habe.«
    Dann erzählte ich ihm, was ich alles gesehen hatte, und als ich die Muräne erwähnte, sagte er:
     
    »Gottseidank hast du nicht auf sie geschossen. Wenn du sie nicht getroffen hättest, so daß sie total im Eimer gewesen wäre, wärst du bestimmt nicht mehr aufgetaucht.«
    Rudi kannte sich mit Fischen sehr gut aus, denn er war früher mit seinem Vater sehr viel angeln gewesen. Wir nahmen

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