Auch Du stirbst einsamer Wolf
daß es sich nicht um ein Gebäude handelte, sondern um eine sehr hohe Mauer, und es konnte sich nur um den Knast handeln.
23
Wir gingen alle zusammen an das große Tor, und einer der Bullen drückte auf die Klingel, die dort angebracht war. Das Tor wurde von einem Mann, der keine Uniform trug, geöffnet, und wir marschierten in den Knast hinein. Kaum waren wir drinnen, als sich das Tor mit einem lauten Knall hinter uns schloß. Wir wurden in eine Tür hineingeschoben, die nur ein paar Meter von der Pforte entfernt war. Der eine Bulle wechselte mit dem Typ, der das Tor geschlossen hatte, ein paar Worte, nahm aus der Hand des Polizisten einen kleinen Schlüssel und kam auf uns zu. Wir mußten ihm die Handgelenke hinstrecken, und er schloß uns die Handschellen auf. Das war alles, was er vorläufig mit uns gemacht hatte, denn er sperrte uns darauf in einen kleinen Raum, in dem nur eine Bank stand, auf die wir uns setzten. Dann sagte Rudi auf einmal zu mir:
»Das hätte ich mir nie träumen lassen, daß ich einmal in einem arabischen Knast sitzen würde.«
Dann fing er auf einmal an zu lachen, als wenn ich ihm einen guten Witz erzählt hätte. Er saß einfach da und lachte sich bald kaputt, weil er in einem arabischen Knast war. Ich habe einmal gehört, daß Wahnsinnige sich so benahmen, oder besser gesagt, bevor sie wahnsinnig wurden. Nun glaubte ich fast, daß Rudi vor dem Wahnsinn stand, denn er benahm sich so.
Aber auf einmal mußte ich auch lachen, und so saßen wir in der kleinen Zelle und lachten wie die Idioten, dabei war die Scheiße, in der wir uns befanden, überhaupt nicht zum Lachen.
Im Gegenteil, man hätte heulen können, denn wir wußten nicht einmal, ob wir jemals wieder aus dem Dreckloch herauskom-men würden, oder ob wir die ganze Sache überlebten. In solchen Ländern konnte man spurlos verschwinden, und niemand hörte jemals wieder etwas von einem. Als wir uns wieder beruhigt hatten, saßen wir wie begossene Pudel auf der Bank. Gelacht hatten wir genug, und nun mußten wir nur noch anfangen zu weinen, was wir aber nicht taten, auch wenn es uns danach zumute war.
Nachdem wir eine Weile dagesessen hatten, wurde die Türe wieder geöffnet, und wir wurden aufgefordert, dem Schnulli zu folgen, der davor stand und mit einem Schlüssel spielte. Er führte uns in ein Büro, in dem ein alter Mann am Schreibtisch saß und uns musterte, als wir eintraten. Dann holte er ein großes Buch aus der Tischschublade und fing an zu schreiben.
Ich nahm an, daß er unsere Personalien eintrug, denn er hatte unsere Ausweise vor sich liegen.
Als der Mann fertig mit schreiben war, stand er vom Schreibtisch auf, lief auf einen anderen Tisch zu, der in einer Ecke stand, richtete dort ein paar Sachen her, und ich wußte, daß sich dieser Vollidiot wieder einmal unserer Fingerabdrücke bemächtigen wollte, wie sie es immer machten, wenn sie jemanden verhaftet hatten. In Deutschland und in Frankreich hatten sie sie mir schon abgenommen, und nun auch noch in Afrika, dachte ich dabei. Wenn es so weiterging, dann hatte bald die ganze Welt meine Fingerabdrücke. Dann gaben wir dem guten Mann unsere Abdrücke, damit er zufrieden war und nicht anfing zu weinen. Auf einmal fiel mir ein, daß man noch keine Fotos von uns gemacht hatte, und als ich mich im Zimmer umschaute, fand ich auch keine Kamera. Aber vielleicht wurde dies in einem anderen Raum gemacht, und ich stellte mich darauf ein, später das Fotomodell spielen zu dürfen. Aber das war nicht der Fall, denn als wir ein Papier unterschrieben hatten, das unsere Fingerabdrücke zeigte, kam ein anderer Mann ins Büro und forderte uns mit einer sehr deutlichen Handbewegung auf, ihm zu folgen. Das machten wir auch, denn wir wollten uns nicht gleich am ersten Tag unsympathisch machen.
Der Mann führte uns ein paar Türen weiter, schloß dort eine auf und gab uns dort je eine Decke und eine Metallschüssel.
Dann führte er uns wieder ein paar Türen weiter, und ich fragte mich, ob das wirklich schon alles war, was wir vom Knast kriegten. Jeder eine Decke und eine verbeulte Schüssel. Wo blieb denn die Bettwäsche und das Besteck? Außerdem wollte ich noch ein paar Sachen aus meiner Tasche haben. Aber nichts passierte, denn als der Typ die nächste Türe aufschloß, sah ich, wo wir uns befanden und mich haute es fast aus den Galoschen, denn es kam mir ein Gestank entgegen, der bestialisch war. Vor uns war ein großes Gitter, und dahinter liefen ein paar Leute immer den Gang auf
Weitere Kostenlose Bücher