Auch Du stirbst einsamer Wolf
und ab. Der Typ, der ein Beamter sein mußte, schloß das Gitter auf, und wir mußten hineingehen. Mit einem lauten Knall schloß er es wieder hinter uns und verschwand, noch bevor ich etwas sagen konnte. Da standen wir nun in einem stinkenden Gang eines Knastes, und weder ich noch Rudi wußten, was wir machen sollten.
Einer der Typen, die im Gang auf-und abliefen, kam auf uns zu und grinste uns an. Ich wußte nicht mehr weiter, und wenn ich einen Colt gehabt hätte, hätte ich mir bestimmt eine Kugel in den Kopf gehauen. Die ganze Nacht hatte ich nicht geschlafen, und ich fühlte mich hundeelend. Meine Nerven waren auch nicht mehr das, was sie noch einen Tag zuvor waren, und auf mich lief ein Typ zu, der grinste, als wenn er auf einer duften Party wäre und nun die Gäste begrüßen sollte.
Der Gestank auf dem Gang war so abartig, daß es mir davon fast schlecht wurde. Der Typ begrüßte uns und sprach mich auf französisch an. Nun wußte ich nicht, ob ich ihm antworten oder so machen sollte, als wenn ich ihn nicht verstünde. Er hatte mich regelrecht in eine Zwickmühle gebracht. Ich fragte Rudi, was ich machen sollte, denn nicht nur ich saß in der Scheiße, sondern auch er, und so konnte er mitentscheiden. Er meinte, daß ich ihm antworten solle, da sie sowieso bald wissen würden, daß wir nicht nur Deutsch sprachen. Also antwortete ich dem Kerl, und wir kamen gleich in ein Gespräch. Ich fragte ihn, warum es in diesem Laden so stinken würde, und er gab mir zu Antwort, weil im Moment die Abflußrohre verstopft seien und sie gerade dabei wären, sie wieder freizukriegen.
Er führte uns in eine Zelle, denn er war eine Art Aufseher, auch wenn er selbst ein Gefangener war. Aber da er schon länger dort war, mußte er schauen, daß in dem Laden alles in Ordnung ging und keiner aus der Reihe tanzte. Als ich in die Zelle hineinging, traf mich fast der Schlag, denn ich hatte nicht mit einem solchen Loch gerechnet, wie dies eines war. Es war rein gar nichts drin, weder ein Bett noch Stuhl, Tisch, Waschbecken oder sonst etwas. Man sah nur eine Decke, vier Wände und einen Betonboden. Dann waren an einer Wand vier handflächengroße Fensterchen, die auch noch vergittert waren.
In der Zelle stank es muffig, und die Glühbirne, die in einer Fassung hing, beleuchtete den Raum so komisch, daß es einen reute, jemals etwas angestellt zu haben. Die Wände waren dreckig, und ich fragte mich, wie es die Leute geschafft hatten, die Decke so einzusauen, denn sie war das schmutzigste in diesem ganzen Raum. Hier waren Menschen auf Jahre hinaus eingesperrt, dachte ich. Wie konnten sie das nur aushaken, fragte ich mich. Man hatte doch nichts außer eine Decke und einem verbeulten Blechnapf, aus dem man essen sollte. Dort wurden Bestien gezüchtet und keine Menschen gebessert. Aber ich hatte noch Hoffnung, denn wir hatten noch genug Zeug bei uns, als wir verhaftet wurden, und vielleicht würde ich einen Teil davon in den Knast bekommen. Also fragte ich den Typ gleich danach, der uns in die Zelle geführt hatte. Der meinte nur, daß ich mich an einen Beamten wenden sollte, und wenn ich Glück hätte, würde ich es bekommen. Wenn nicht, müßte ich mit dem vorlieb nehmen, was wir vom Knast bekommen würden, und das war nicht viel, denn wir hatten es schon in der Hand. Das waren wirklich nette Aussichten, und ich wünschte mir, nie nach Afrika gekommen zu sein. Wenn man dort einmal der Justiz in die Hände gefallen war, dann ist man anscheinend bald einmal tot, dachte ich mir. So etwas konnte meiner Meinung nach kein normaler Mensch aushaken. Hier war man verlassen und verloren, wenn nicht jemand von außen half. Ich warf die Decke auf den Boden und setzte mich. Rudi machte es genauso, und ich haute den Typen um eine Zigarette an, denn wir hatten keine mehr bei uns. Er sagte mir gleich, daß wir uns an den Beamten wenden müssen, wenn wir etwas zu rauchen brauchten, vorausgesetzt, wir hätten Geld. Soviel ich wußte, hatten wir noch genug davon. Aber es sollte sich bald herausstellen, daß wir so gut wie gar nichts mehr hatten, denn diese verdammten Bullen hatten sich das meiste unter den Nagel gerissen. So saßen wir erst einmal da und rauchten gemütlich eine Zigarette, wenn man dies überhaupt als gemütlich bezeichnen konnte. Wenn ich mich ab und zu in der Zelle umschaute, konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln, denn ich hatte nicht gedacht, daß der afrikanische Knast so schlimm war. Da klangen die Berichte, die ich gelesen
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